DFB-Pokal

Bayerns 7:0 in Freiburg: Als Rensing zwei Viertelfinals spielte

Erinnerungen an Bayerns 7:0 in Freiburg 2005

Als die SC-Fans spotteten und Rensing in zwei Viertelfinals spielte

Szenen einer Demütigung: Claudio Pizarro jubelt mit Roy Makaay, Joker Michael Rensing gibt Anweisungen (re.).

Szenen einer Demütigung: Claudio Pizarro jubelt mit Roy Makaay, Joker Michael Rensing gibt Anweisungen (re.). IMAGO/Sportfoto Rudel

Dennis Aogo war erst 18 Jahre alt und hatte soeben erst sein sechstes von später mal 257 Bundesligaspielen absolviert, aber seine Analyse fiel fundiert aus: "Bayern war nicht besser als wir", sagte der Jungspund nach dem Heimspiel des SC Freiburg gegen den Rekordmeister und hatte recht. Was vier Tage später folgen würde, konnten er und seine Teamkollegen da noch nicht ahnen. Oder vielleicht doch?

Jedenfalls hatten die Freiburger, damals mit sieben Punkten Rückstand auf den rettenden 15. Platz Vorletzter (die Relegation war noch nicht wieder eingeführt), in der Bundesliga dem Tabellenführer aus München an jenem 26. Februar 2005 tatsächlich tapfer die Stirn geboten und nur mit 0:1 verloren. Für das DFB-Pokal-Viertelfinale an selber Stelle in der Folgewoche galten aber andere Vorzeichen. Denn Volker Finke hatte es plötzlich mit dem Magen.

Im Badenova-Stadion spielte sich ein fußballerisches Desaster ab.

kicker-Analyse am 3. März 2005

"Mir ist so übel, verdammter Mist, es ist zum Kotzen", schimpfte der SC-Rekordtrainer, als er erfuhr, dass sich sein Co-Kapitän Sascha Riether einen Innenbandriss zugezogen hat und die lange Verletzungsliste auf Wochen erweitern würde. Andere Angeschlagene - darunter Aogo - fehlten obendrein, auch weil in der Liga das wichtige Kellerduell in Mainz bevorstand. Und so kam es, dass am Morgen nach dem vermeintlichen Pokal-Highlight im kicker stand: "Im Badenova-Stadion spielte sich ein fußballerisches Desaster ab."

Spielbericht, Aufstellung, Noten

Mit 7:0 schickten die Bayern "harmlose", "komplizierte" und "erschreckend schwache" Freiburger (O-Ton kicker) in eine Situation, die heute im Breisgau undenkbar erscheint: Die eigenen Fans machten sich über die Heimmannschaft lustig. Nach Toren von Claudio Pizarro (5./10.), Comebacker Michael Ballack (27.) und Roy Makaay (34.) spotteten sie: "Einer geht noch, einer geht noch rein", und lagen damit auch noch falsch: Es waren drei, die noch reingingen.

Rensing spielte noch am Vorabend für Bayern II - dann wechselte Magath Kahn aus

Pizarro traf auch noch zum 5:0 (39.) und - nachdem Youssef Mohamad für eine Notbremse an Makaay Rot gesehen hatte (45.) - zum 6:0 (60.), der eingewechselte Vahid Hashemian zum Endstand (76.). Noch Schlimmeres verhinderten nicht die Freiburger, sondern die Bayern, die nach der Pause so agierten, wie es dem Endergebnis angemessen schien: wie in einem Erstrundenspiel, in dem man das überforderte Amateurteam nicht demütigen will.

Wobei: Einen Torhüterwechsel nahm FCB-Trainer Felix Magath zur Pause trotzdem vor. Weil Oliver Kahn über leichte Magen-Darm-Probleme klagte und eh nichts zu tun hatte, kam Vertreter Michael Rensing, dessen turbulente Anreise sich damit auszahlte: Noch am Vorabend hatte er - wie auch Paolo Guerrero - im selben Wettbewerb für Hermann Gerlands FC Bayern II gespielt, der es ebenfalls bis ins Viertelfinale geschafft, dort aber mit 0:3 gegen Titelverteidiger Werder Bremen verloren hatte. Mediendirektor Markus Hörwick fuhr das Duo anschließend nach Freiburg, wo es gegen 1.30 Uhr eintraf.

Und natürlich kann die Geschichte dieses 7:0, der bis heute höchsten Niederlage der Freiburger Pokal-Geschichte und höchsten Heimniederlage in einem Pokal-Viertelfinale, nicht ohne Sebastian Deisler erzählt werden. Der damals 25-Jährige hatte in einer für ihn komplizierten Saison am Wochenende zuvor bei seinem ersten Startelfeinsatz seit Oktober das Siegtor erzielt und spielte nun ein zweites Mal in seiner badischen Heimat groß auf: drei Vorlagen, ein Pfostenschuss, kicker-Note 1.

Finkes Magengrummeln ging derweil weiter. In Mainz verlor seine Mannschaft mit 0:5, bald danach stand der Abstieg fest - während Magath in seiner ersten Saison in München das Double gewann und dabei zweimal seinen späteren Arbeitgeber Schalke abhängte. Obwohl die Königsblauen zwölf Tage nach jenem 7:0 mit einem 1:0 gegen Bayern die Tabellenspitze erklommen, wurden sie mit 14 Punkten Rückstand einmal mehr Vizemeister und verloren das Pokalfinale mit 1:2.

Jörn Petersen

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