DFB-Pokal

Klaus Allofs über den Pokalrekord von Fortuna Düsseldorf: "Kein Zufall"

Fortunas Pokalrekord hat auch 42 Jahre später Bestand

Allofs im Interview: "Der FC Bayern wäre eigentlich prädestiniert dafür gewesen"

Der zweite Pokaltriumph in Folge für Fortuna Düsseldorf: Klaus Allofs streckt im Juni 1980 die begehrte Trophäe in die Höhe.

Der zweite Pokaltriumph in Folge für Fortuna Düsseldorf: Klaus Allofs streckt im Juni 1980 die begehrte Trophäe in die Höhe. imago images/Laci Perenyi

1978 verlor Fortuna Düsseldorf das DFB-Pokal-Finale. Ausgerechnet gegen den 1. FC Köln, den Erzrivalen. Doch auf diese Niederlage folgte eine Serie von 18 Siegen in diesem Wettbewerb. Das ist bis heute ein Rekord im DFB-Pokal. Damals als Spieler, heute als Vorstand Sport und Kommunikation ist er das Gesicht der Fortuna: Klaus Allofs. In jenen 18 Partien erzielte er damals 13 Treffer.

Herr Allofs, verbinden Sie eine spezielle Erinnerung mit dieser Serie?

Keine konkrete, was wahrscheinlich daran liegt, dass dieser Rekord in einer Zeit aufgestellt wurde, in der noch nicht alles so von Daten getrieben war wie heute. Er war demnach auch öffentlich kein großes Thema.

Was hat die Fortuna denn damals zu einer echten Pokal-Mannschaft gemacht?

Wir haben uns tatsächlich als solche definiert. Wir reden über Zeiten, in denen der DFB-Pokal vom finalen Austragungsort, manchmal sogar -termin nicht die Wertschätzung erfuhr wie heute. Wir waren aber sehr fokussiert auf diesen Wettbewerb, das war die große Kunst dieser Mannschaft. Im Hinterkopf spukte natürlich der Gedanke an die Chance, einen Titel zu gewinnen oder positive Schlagzeilen zu schreiben, weil wir in der Bundesliga doch eher in der Außenseiterrolle waren. Also, um auf die erste Frage zurückzukommen: Das war tatsächlich das Besondere. Ebenso, dass wir eine tolle Mannschaft hatten mit Zewe, Seel, meinem Bruder und vielen anderen.

Und wie bewerten Sie den Rekord sportlich?

Das war alles kein Zufall. Wir haben 1978 verloren, das war unglücklich. Aber wir haben unsere guten Leistungen bestätigt, haben 1979 und 1980 die Finals gewonnen. Einzelne Spieler haben sich dabei weiterentwickelt, auch das ist wichtig.

Eigentlich wäre der FC Bayern ja prädestiniert dafür gewesen, den Rekord zu brechen. Aber ich glaube, aktuell könnte es Leipzig am ehesten schaffen.

Klaus Allofs

Überrascht es Sie, dass diese Bestmarke nach so vielen Jahren in diesem schnelllebigen Geschäft noch immer Bestand hat, macht Sie das stolz?

Das ist ja ein Qualitätsmerkmal und sollte uns alle stolz machen, die dabei waren, ebenso den Klub. Denn es ging ja um Kontinuität, um Beständigkeit. Eigentlich wäre der FC Bayern ja prädestiniert dafür gewesen, den Rekord zu brechen. Aber ich glaube, aktuell könnte es Leipzig am ehesten schaffen, oder dauert das noch?

Das dürfte trotz der erneute Finalteilnahme von RB noch dauern, weil sie ja 2022 "nur" im Elfmeterschießen gegen Freiburg gewonnen haben, was die Statistiker dann als Remis werten.

Klaus Allofs, Harald Landefeld

Klaus Allofs bekommt nach seiner 26-Tore-Saison 1984/85 die kicker-Torjägekanone überreicht. imago images/Pfeil

Dann bin ich beruhigt (schmunzelt). Aber noch mal zu uns: Für die Fortuna war das schon sehr außergewöhnlich. Und wir haben ja auch international den Sprung ins Europacupfinale der Pokalsieger geschafft.

Leider verloren Sie da in einem tollen Spiel 3:4 gegen Barca. Würden Sie gerne einen Titel Ihrer Karriere eintauschen gegen diesen verpassten?

Das wäre ungerecht. Ich hätte ihn einfach gerne gewonnen, ohne einen anderen dafür herzugeben. Denn jeder Titel für sich ist etwas Besonderes. Wir hätten damals gegen Barça den Sieg verdient gehabt, aber leider waren wir nur der moralische Sieger.

Sie gewannen den DFB-Pokal auch noch mit Köln und Bremen, dort auch den Europacup, mit Wolfsburg als Funktionär. Ist das Ihr Wettbewerb?

In Ermangelung der realistischen Möglichkeit, früh Deutscher Meister zu werden, was mir dann zumindest 1993 noch mit Werder vergönnt war, war der Pokal, den ich auch in Frankreich mit Marseille holte, tatsächlich mein Wettbewerb. Ebenso der Kampf um die kicker-Torjägerkanone, die ich 1979 und 1985 gewann.

Was ich bedauere: dass man erst 1985 auf die Idee kam, Berlin als permanenten Finalort festzulegen und daraus ein Fußballfest zu machen. Das fehlte bei uns etwas.

Klaus Allofs

Während dieser 18 Siege gewannen Sie zwei Finals mit der Fortuna, 1979 gegen Hertha, 1980 gegen Köln. Hat einer der Titel einen höheren Stellenwert?

Ich glaube, der gegen Köln, da hatten wir was gutzumachen. Was ich bedauere: dass man erst 1985 auf die Idee kam, Berlin als permanenten Finalort festzulegen und daraus ein Fußballfest zu machen. Das fehlte bei uns etwas. Aber auch das habe ich mit Werder und Wolfsburg noch erlebt.

Wissen Sie noch, gegen wen die Serie schließlich endete?

Ich wusste es nicht, habe es aber neulich gelesen: mit einem 1:2 im Viertelfinale 1981 bei der Hertha.

Wenn wir vorausschauen - dann sind 2024 genau 45 Jahre nach Ihrem ersten Titel mit der Fortuna vergangen. Das schreit doch dann nach einem Düsseldorfer Pokalsieg ...

Ich hab nichts dagegen ... Der Pokal hat immr einen hohen Stellenwert, emotional, wirtschaftlich. Umso ärgerlicher, dass wir neulich eine große Chance in Nürnberg haben liegen lassen.

Das Interview erschien erstmals in der kicker-Ausgabe vom 15. Mai - hier können Sie sich den kicker als eMagazine im Flex-Abo sichern.

Interview: Thomas Böker

Leipzig jagt den Pokalrekord: Die meisten überstandenen Runden in Folge