Torjägerkanone

Alex Meier: "Ich habe 600-mal pro Woche aufs Tor geschossen"

Die Torjägerkanone™ für alle

Alex Meier: "Ich habe 600-mal pro Woche aufs Tor geschossen"

Großer Moment: Alex Meier bekam 2015 im Beisein von Frankfurts Vorstandsvorsitzendem Heribert Bruchhagen (rechts) die Torjägerkanone von kicker-Chefredakteur Jörg Jakob überreicht.

Großer Moment: Alex Meier bekam 2015 im Beisein von Frankfurts Vorstandsvorsitzendem Heribert Bruchhagen (rechts) die Torjägerkanone von kicker-Chefredakteur Jörg Jakob überreicht. imago/Hartenfelser

Die Torjägerkanone™ für alle

Seit 1969 verleiht der kicker die Torjägerkanone an den erfolgreichsten Bundesliga-Stürmer der Saison. Jetzt gibt es auch eine Trophäe im Amateurbereich. Den aktuellen Stand bis zur 11. Liga finden Sie unter diesem Link. In unserer Interview-Serie sprechen legendäre Torschützenkönige über ihre Karriere. Heute: Alex Meier.

Bei welchem Verein haben Sie angefangen zu kicken?

Bei der JSG Rosengarten. Ich kann mich zwar nicht mehr gut an diese Zeit erinnern, weiß aber noch, dass wir gelbe Trikots, grüne Hosen und gelb-grüne Stutzen trugen.

Waren Sie schon als Kind ein Torjäger?

Ich habe lange Zeit, auch in den ersten Jahren als Profi, immer als Zehner gespielt. Wenn ich aus dem Mittelfeld kam und das Spiel vor mir hatte, schoss ich mehr Tore, als wenn ich vorne dringestanden hätte. Das Toreschießen war immer das Schönste! Mit meinem Vater habe ich schon als Zehnjähriger zusätzlich zum Training im Verein bestimmt 500- bis 600- mal pro Woche mit der Innenseite aufs Tor geschossen. Meinen alten Trainingsplan schickte er mir erst neulich mal zu. Ich hatte nie ein Problem damit, mich im Training zu quälen oder Extraschichten zu machen.

Hatten Sie ein Vorbild?

Mein erstes richtiges Vorbild war Ronaldo, der Brasilianer. Das erste Trikot war aber von Bayerns Ciriaco Sforza, später kam eins von Stuttgarts Krassimir Balakov dazu.

Welches war Ihr wichtigstes Tor?

Ein ganz wichtiges Tor zum Klassenerhalt oder zur Meisterschaft habe ich nie geschossen. Aber ich erinnere mich an ein besonders schönes: Beim Heimsieg gegen Düsseldorf in der Saison 2012/13 schlenzte ich den Ball vom linken Strafraumeck oben rechts in den Winkel zum 3:1-Endstand.

Wer war Ihr bester Mitspieler?

Da muss ich einige aufzählen: Sergej Barbarez und Rodolfo Cardoso ganz früher beim HSV, dann natürlich Pirmin Schwegler, der Brasilianer Chris, Kevin-Prince Boateng, Ante Rebic und Luka Jovic.

Wer war Ihr bester Gegenspieler?

Ich fand es immer schlimm, gegen Martin Demichelis zu spielen. Der war immer hart - aber fair. Ein überragender Spieler. Aber das hat öfter mal wehgetan. Mladen Krstajic, Marcelo Bordon und Jerome Boateng waren auch sehr starke Gegenspieler.

Ich bin froh, dass ich einmal ein Tor gegen ihn schießen konnte.

Alex Meier über Manuel Neuer

Welcher gegnerische Torwart war der beste?

Manuel Neuer. Ich bin froh, dass ich einmal ein Tor gegen ihn schießen konnte, als er noch bei Schalke spielte.

Was war Ihre Stärke?

Mein Torabschluss war ganz okay, ich hatte eine gute Direktabnahme. Mein Kopfballspiel war dagegen für meine Größe nur so lala. Trotzdem war ich oft an den Kopfbällen dran, habe hinten die Bälle rausgeköpft und im Mittelfeld Kopfballduelle gewonnen. Das war keine Schwäche, aber es hätte eine viel größere Stärke sein müssen.

Was war Ihre Schwäche?

Mein Spannstoß. Dafür konnte ich mit der Innenseite genauso hart schießen.

Wer ist der beste Torjäger aller Zeiten?

Ich sah Pelé nie live spielen, aber wenn man seine alten Videos anschaut… Oder Diego Maradona oder Ronaldo. Der beste aller Zeiten? Da würde man ganz vielen unrecht tun. Gerd Müller traf zum Beispiel immer, obwohl er noch ganz anders gedeckt wurde, weil es damals keine Raumdeckung gab. Die Stürmer wurden früher richtig bearbeitet, es gab nicht so schnell Gelbe Karten.

Welchem Amateurklub sind Sie noch verbunden?

Buchholz 08.

Kicken Sie gelegentlich noch?

Ja, immer wenn ich in Buchholz bin und die Jungs Training haben, gehe ich hin und mache mal mit. Ich habe die Jungs auch mal selbst ein paar Wochen trainiert. Außerdem spiele ich in Charly Körbels Traditionsmannschaft.

Wo steht Ihre Torjägerkanone?

Im Eintracht-Museum in einer eigens angefertigten Vitrine.

Alex Meier

Derzeit unter anderem Markenbotschafter von Eintracht Frankfurt: Alex Meier imago images/Kessler-Sportfotografie

Alexander "Alex" Meier spielte von 2004 bis 2018 für Eintracht Frankfurt. Dabei erzielte er in 379 Pflichtspielen 137 Tore für die Hessen. Zweimal feierte er mit der SGE den Aufstieg in die Bundesliga. In der Saison 2014/15 wurde Meier mit 19 Treffern Bundesliga-Torschützenkönig und das, obwohl er wegen einer Verletzung nur auf 26 Einsätze kam. Dreimal erreichte der Frankfurter "Fußballgott" mit den Adlerträgern das DFB-Pokal-Endspiel, beim 3:1-Triumph über den FC Bayern 2018 gehörte er jedoch nicht zum Finalkader. Des Weiteren bestritt der 1,96 Meter große Angreifer noch 43 Pflichtspiele (13 Tore) für den FC St. Pauli und vier Bundesligapartien für den HSV. Bemerkenswert: Neben dem Oberhausener Lothar Kobluhn (mit 24 Treffern Torschützenkönig 1971) und dem Stuttgarter Fritz Walter (mit 22 Treffern Schützenkönig 1992) ist Alex Meier der einzige deutsche Gewinner der kicker-Torjägerkanone, der nicht in die A-Nationalmannschaft berufen wurde. Aktuell gehört er zum Nachwuchs-Trainerteam von Eintracht Frankfurt und ist Markenbotschafter des Klubs.

Interview: Julian Franzke

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