Europa League

Adli trainiert nicht, Palacios schon - Bayers Euro-Poker

Leverkusen spielt mit Saint-Gilles vor dem Rückspiel Verstecken

Adli trainiert nicht, Palacios schon - Bayers Euro-Poker läuft

Bayer macht ein Geheimnis um Amine Adlis Einsatz.

Bayer macht ein Geheimnis um Amine Adlis Einsatz. IMAGO/Team 2

Unmittelbar vor dem Abschlusstraining stand Xabi Alonso zusammen mit seinen Assistenten und Exequiel Palacios auf dem Rasen in der Bay-Arena zusammen, ehe sich der Argentinier nach wenigen Minuten zu seinen Kollegen gesellte und die Einheit begann. Doch ob der Mittelfeldspieler, der im Hinspiel eine Verletzung an der hinteren Oberschenkelmuskulatur erlitten hatte, am Donnerstag im Lotto Park zu Anderlecht mitspielen kann, ist damit alles andere als gesichert.

Schließlich hatte der 24-Jährige am Dienstag noch nicht mit der Mannschaft trainieren können und das leichte Traben sowie das Kreisspiel beim Aufwärmen lassen dazu nicht auch nur irgendeine Erkenntnis zu. Einen Effekt hat die Teilnahme von Palacios an den ersten 15, für die Öffentlichkeit einsehbaren Minuten aber in jedem Fall: Union Saint-Gilloise kann sich nicht völlig sicher sein, dass der Sechser ausfallen wird.

Da es sich um dessen ersten Trainingsversuch handelte sechs Tage nach seiner Verletzung, ist aber davon auszugehen. Zumal auch das Statement von Simon Rolfes zwischen den Zeilen nicht frei von Skepsis war: "Im Idealfall ist er natürlich fit", sagte der Geschäftsführer, ohne wirklich etwas aufklären zu wollen, "heute trainiert er schonmal ein bisschen mit. Es wäre natürlich gut, wenn er spielen kann. Wir müssen sehen, wie er aufs Training reagiert. Von daher gibt es eine Entscheidung erst morgen."

Demirbay hofft auf seinen Einsatz

Palacios nach einem Trainingsversuch in die Startelf zu berufen, wäre zumindest riskant und zudem kein gutes Signal für Kerem Demirbay, der den Weltmeister zuletzt zweimal mehr als ordentlich vertrat. Vieles spricht dafür, dass diese Personalie ein Teil des Leverkusener Euro-Pokers vor dem Rückspiel in Belgien ist.

Schließlich wollte Bayer auch eine zweite Karte vor dem Showdown nicht aufdecken. So daddelte Amine Adli abseits der Mannschaft mit einem Ball herum, während seine Kollegen sich beim Kreisspiel vergnügten. Danach begab sich der französische Angreifer, den Xabi Alonso am Sonntag in Wolfsburg fast 80 Minuten lang für die Saint-Gilles-Partie geschont hatte, quer über den Platz Richtung Kabine.

Azmoun stünde bereit

Eine Verletzung, die einen Einsatz am Donnerstag gefährdet? "Nein, Amine wird dabei sein", sagte Rolfes überraschend im Brustton der Überzeugung. Doch warum trainierte der 22-Jährige, an dessen Stelle mit Sardar Azmoun ein richtiger Mittelstürmer für den flinken Tiefenläufer in die Startelf rücken würde, dann nicht mit?

Es sind offenbar die üblichen Spielchen, um den Gegner im Unklaren zu lassen. Wobei die Konstellation, dass Adli in Trainingsklamotten auf dem Platz erschien, aber quasi nicht mitmachte, schon eine ganz spezielle Variante darstellte.

Eine Nachricht mit bedeutenderer Auswirkung

Adlis Ausfall hätte für die Belgier eine Nachricht mit bedeutenderer Auswirkung, würde sich durch Azmouns Hereinnahme der Ansatz, was das Spiel in die Spitze betrifft, doch schon deutlich verändern. Im Hinspiel gewann Leverkusens Offensive nämlich entscheidend an Durchschlagskraft, als der Iraner in der letzten halben Stunde eingewechselt wurde.

"Sardar hat es auf jeden Fall gut gemacht, als er reingekommen ist, er hat Präsenz gezeigt, das Tor von Florian Wirtz ja auch gut vorbereitet", analysierte Rolfes am Mittwoch rückblickend, fügte aber an: "Erkenntnisse will ich jetzt im Detail nicht nennen." Natürlich nicht.

"Die Motivation, ins Halbfinale einzuziehen, ist riesig"

Werden doch nach den offensichtlichen Erkenntnissen aus dem Hinspiel auch in der zweiten Partie gegen die defensivstarken und kaum Fehler begehenden Belgier wahrscheinlich nur Details entscheiden. "Wir haben eine gute Ausgangsposition", glaubt Rolfes, "wir haben alle im Hinspiel aber auch gesehen, wie gut Saint-Gilles ist und dass es ein intensives, ein enges Spiel wird. Trotzdem ist die Motivation, ins Halbfinale einzuziehen, riesig." Und dafür soll jeder auch noch ach so kleine Vorteil genutzt werden. Sei es auch nur für einen Bluff.

Stephan von Nocks