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Adam Scott als erster Australier im Grünen Jackett

Augusta: Langer rutscht noch ab, Kaymer wird 35.

Adam Scott als erster Australier im Grünen Jackett

Begehrtes Jackett: Adam Scott (vorn) trägt nun wie Vorjahressieger Bubba Watson auch grün in Augusta.

Begehrtes Jackett: Adam Scott (vorn) trägt nun wie Vorjahressieger Bubba Watson auch grün in Augusta. Getty Images

Die Schlussrunde

Den Reigen der Favoriten auf der Schlussrunde eröffnete der Weltranglistenerste Tiger Woods. Nach einem für ihn schwierigen Turnier, mit dem Höhepunkt von zwei nachträglichen Strafschlägen am zweiten Tag wegen falschem Balldrop, stapfte der Tiger mit finsterer Miene über die Front-Nine. Sein Spiel war entsprechend. Spätestens nach zwei Bogeys an den Löchern 5 und 7 schien er seine Chancen begraben zu müssen. Doch Woods kämpfte sich noch einmal zurück. Mit Birdies an 9, 10, 13 und 15 blieb er eine Bedrohung für die Spitze, wenngleich es am Ende mit vier Schlägen Rückstand doch nur zum geteilten vierten Platz reichen sollte.

Die Schlacht um die Spitze bestritten fünf andere Golfer. Australien war gleich mit drei Mann in der Topgruppe vertreten. Mit Jason Day, Marc Leishman und Adam Scott schickte sich eine Armada vom fünften Kontinent an, den Masters-Titel erstmal nach Down Under zu holen. Im Weg standen da aber noch die beiden Führenden nach dem sritten Tag. Der US-Amerikaner Brandt Snedeker und der Argentinier Angel Cabrera.

Die beiden Spitzenreiter starteten solide. Cabrera übernahm nach zwei Birdies auf der Front Nine die Spitze zur "Halbzeit", Snedeker brachte eine Halbrunde in even Par zu Stande. Das machte aber nicht viel aus, da keiner im australischen Trio einen Traumstart hatte. Day eröffnete zwar mit Birdie und Eagle, musste bis zur neun aber auch zwei Bogeys hinnehmen. Scott brachte nach einem Bogey auf Loch 1 gerade einmal eine Par-Halbrunde auf die 10 und auch Leishman hatte eine 36 auf der Scorecard stehen.

Auf der Back Nine dreht sich alles

Adam Scott und die Majors

Wie so oft in Augusta drehte sich auf der Back-Nine noch einmal alles. Zunächst verabschiedete sich Snedeker aus der Führungsgruppe. Ein verschobener Birdie-Putt aus kurzer Distanz an der 9 brachte den US-Amerikaner leicht aus der Fassung. Im Anschluss ging nicht mehr viel. Vier Bogeys bei nur einem Par ließen den 32-Jährigen aus Nashville auf den geteilten sechsten Platz zurückfallen. Auch Leishman hatte nicht mehr viel zuzusetzen. Mit einer unspektakulären Even-Par-Runde teilte er den vierten Platz mit Woods. Ihm fehlten einfach die Birdies.

Es begann die Zeit des Jason Day: Drei Birdies am Stück auf den Löchen 13-15 brachten ihm eine vorrübergehende Zwei-Schläge-Führung ein. An der 16 patzte der 25-jährige Australier. Er puttete vom Vorgrün zu kurz, schob den anschließenden Ball am Loch vorbei und musste einen Bogey notieren. Auf der 17 versank er im Grünbunker und konnte ebenfalls nur Bogey spielen. Die Hoffnungen auf den Sieg musste er mit 7 unter Par begraben.

Inzwischen hatte Scott mit einer sehr soliden Runde mit vielen Pars und wenig Birdies die Führung übernommen. Doch Cabrera kämpfte sich nach einer Schwächeperiode mit Bogeys an 10 und 13 zurück in die Spur. Mit einem Birdie an der 16 war er mit Scott wieder schlaggleich. Mit jeweils 8 unter Par ging es auf das Schlussloch.

Dabei musste der im letzten Flight spielende Cabrera zusehen, wie direkt vor ihm Scott auf dem 18. Grün einen Putt aus fast 10 Metern zum Birdie lochte und mit seinem Caddy jubelnd auf dem Grün zelebrierte. Der Argentinier ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem kurzen "quiet please" bat er um Ruhe und zimmerte anschließend den Ball aus gut 140 Metern einen knappen Meter neben den Stock. Der Putt zum Birdie und damit zum Stechen war nur noch Formsache.

Das Stechen

Im Dauerregen von Georgia waren die Extralöcher nötig, um den 77. Masters-Sieger zu ermitteln. Beide Kontrahenten spielten die Stech-Löcher fast identisch. Zunächst ging es an die 18 (Holly). Nach einem guten Abschlag ließen beide ihre Annäherung zu kurz. Doch mit Chip und Putt konnten sie locker Par spielen. Weiter ging es auf der 10 (Camellia). Nach vorsichtigen Abschlägen (Scott mit dem Fairwayholz, Cabrera nur ein langes Eisen) schafften es beide mit dem zweiten Schlag auf das Grün. Die Puttentfernung war ebenfalls fast identisch (5-6 Meter). Während der unglückliche Cabrera seinen Putt mit einem spürbaren Break nach links aber Millimeter am Loch vorbei kriechen ließ, stopfte der glückliche Scott seinen Versuch mit großer Vorsicht bergab ins Loch.

Kaymer versöhnt, Langer mit Einbruch

Martin Kaymer gelang mit fünf Birdies nacheinander sowie zwei unter Par ein versöhnlicher Abschluss. Der Rheinländer beendete das Turnier mit 291 Gesamtschlägen auf Position 35. Seine bis dato beste Masters-Platzierung im sechsten Anlauf. Bernhard Langer spielte 63 Löcher lang ein Spitzenturnier in Augusta. Am Schlusstag startete er mit drei Birdies und es sah nach der Front-Nine sogar danach aus, dass er in den Kampf um die Spitze würde eingreifen können. Dann verließen den Anhausener die guten Golf-Geister. Zwei Bogeys und zwei Doppel-Bogeys auf der Back Nine ließen ihn auf den geteilten 25. Platz zurück fallen.

Reaktionen aus Down Under

Nach dem ersten Sieg eines Australiers in Augusta wird Adam Scott in seiner Heimat bejubelt. "Das ist in jeder Hinsicht ein historischer Tag für den australischen Sport", sagte Premierministerin Julia Gillard am Montag. Auch Australiens Golflegende und Mentor Greg Norman, der selbst 1996 den Sieg unglücklich verpasste, freute sich mit Scott: "Ich bin überglücklich. Als ich da saß und und Adam gesehen habe, hatte ich Tränen in den Augen."

"Ich freue mich für Adam Scott", twitterte Formel-1-Pilot Mark Webber nach dem Sieg seines Landsmannes. "Jahrelange harte persönliche Arbeit für einen so unglaublichen Moment."

77. US Masters in Augusta/Georgia (8,0 Millionen Dollar, Par 72), Endstand nach der vierten Runde und Stechen am 2. Extra-Loch

1. Adam Scott (Australien) 279 Schläge (69+72+69+69, Stechen: Par, Birdie), 2. Angel Cabrera (Argentinien) 279 (71+69+69+70, Stechen: Par, Par), 3. Jason Day (Australien) 281 (70+68+73+70), 4. Tiger Woods (USA) 283 (70+73+70+70) und Marc Leishman (Australien) 283 (66+73+72+72), 6. Thorbjörn Olesen (Dänemark) 284 (78+70+68+68) und Brandt Snedeker (USA) 284 (70+70+69+75), 8. Matt Kuchar (USA) 285 (68+75+69+73), Lee Westwood (England) 285 (70+71+73+71) und Sergio Garcia (Spanien) 285 (66+76+73+70), ... 25. u.a. Bernhard Langer (Anhausen) 290 (71+71+72+76) und Rory McIlroy (Nordirland) 290 (72+70+79+69), ... 35. u.a. Martin Kaymer (Mettmann) 291 (72+75+74+70) - am Cut (148 Schläge) gescheitert: u.a. Graeme McDowell (Nordirland) 149 (73+76), Louis Oosthuizen (Südafrika) 150 (74+76), Ian Poulter (England) 151 (76+75) (SID)

Weltrangliste vom 15. April 2013

1. (1.) Tiger Woods (USA) 12,17 Durchschnittspunkte, 2. (2.) Rory McIlroy (Nordirland) 10,88, 3. (7.) Adam Scott (Australien) 7,92, 4. (3.) Justin Rose (England) 6,91, 5. (5.) Brandt Snedeker (USA) 6,48, 6. (4.) Luke Donald (England) 6,46, 7. (6.) Louis Oosthuizen (Südafrika) 5,88, 8. (8.) Steve Stricker (USA) 5,64, 9. (10.) Matt Kuchar (USA) 5,48, 10. (9.) Phil Mickelson (USA) 5,23, ... 33. (31.) Martin Kaymer (Mettmann) 3,23, ... 50. (48.) Marcel Siem (Ratingen) 2,39