DFB-Pokal

Absage in Saarbrücken: Desaster mit Ansage

An den falschen Stellen wurde gespart

Absage in Saarbrücken: Desaster mit Ansage

Unbespielbar: Der Rasen im Ludwigspark beim Pokalspiel des FCS gegen Gladbach.

Unbespielbar: Der Rasen im Ludwigspark beim Pokalspiel des FCS gegen Gladbach. IMAGO/Fussball-News Saarland

Nahezu alle im Saarland verfügbaren Laubbläser dürften am Mittwoch im Ludwigspark im Einsatz gewesen sein. Aber auch das konnte den Fußball-Abend nicht mehr retten. Der Wille, mit dem die zahlreichen Helfer bis zehn Minuten vor dem geplanten Anpfiff unermüdlich versuchten, den Rasen von den Wassermassen zu befreien, hätte übertragen auf die Mannschaft des 1. FC Saarbrücken ganz sicher gereicht, um ins Halbfinale zu stürmen. Doch dieser Versuch ist erst einmal vertagt.

Die Saarbrücker Stadtbibliothek könnte allmählich einen eigenen Raum ausweisen, in dem sie alle unrühmlichen Kapitel dieses Stadions lagert. Von amüsanten bis sagenumwobenen Geschichten wäre da alles dabei. Beispielsweise, dass sich der einstige Baustellenchef Martin Welker regelmäßig nach dem Feierabend der Arbeiter auf eigene Faust noch mit Bohrmaschine oder Bagger ans Werk machte. An seinem Tatendrang lag es sicherlich nicht, dass sich die Bauzeit auf insgesamt vier Jahre streckte. Vier Jahre in denen das Bundesliga-Gründungsmitglied quasi heimatlos war. Die sensationelle Reise, die im Jahr 2020 als Viertligist erst im Halbfinale des DFB-Pokals endete, erlebte das Stadion in Völklingen.

Am einzig Relevanten wurde gespart

Zurück zum Ludwigspark und einer kleinen, aber feinen Zusammenfassung: 2016 wurde mit der Renovierung der traditionsreichen Spielstätte begonnen, die einst über 50.000 Zuschauer fasste. 16 Millionen Euro hatte die Stadt Saarbrücken, die Eigentümerin, dafür veranschlagt. Ein Baustopp jagte den nächsten, die Kosten stiegen grenzenlos. Angekommen ist man inzwischen bei 48 Millionen Euro. Wohlgemerkt für ein Stadion, in das rund 16.000 Leute passen und das nur abgespeckt fertig gestellt wurde. Ausgerechnet am einzig für ein Fußballspiel wirklich relevanten Aspekt wurde gespart: dem Rasen.

200.000 Euro hätte eine professionelle Rohr-Drainage gekostet. Doch das Fass war schon längst übergelaufen, in puncto Kosten versteht sich, zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Wasser. Doch es kam, was kommen musste: Genau wie die Saarbrücker Stadtautobahn steht auch das Stadion seitdem regelmäßig unter Wasser. Schon in der Saison 2020/21 mussten Spiele abgesagt werden, weil der Platz nicht bespielbar war. Das war im Winter, damals war der Frost die Ursache.

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Die Probleme häufen sich

In dieser Saison spitzt sich die Problematik zu. Ende Oktober wurde die Drittliga-Partie gegen Dresden in der Halbzeitpause abgebrochen. Der sensationelle Erfolg in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen Bayern scheiterte beinahe daran, dass die Partie lange auf der Kippe stand. Diesmal wurde es gar nicht erst versucht. Kurzum: Es ist ein Desaster mit Ansage. Ein Desaster, das man noch präventiv verhindern wollte. Bis am Mittwochnachmittag war das gesamte Spielfeld mit Planen abgedeckt. Es half nicht nur nichts, es machte es vermutlich noch viel schlimmer. Das auf den Planen befindliche Wasser wurde nämlich nicht entfernt, bevor diese eingerollt wurden. Ergo floss die gesammelte Menge auf einmal auf den Rasen.  Als die Delegationen im Stadion eintrafen, war die Überraschung groß. Es hatte zwar den ganzen Tag über geregnet im Saarland, doch dass der Platz dermaßen in Mitleidenschaft gezogen war, hatte kaum einer erwartet.

In der Kreisliga wäre das Spiel wohl viel schneller abgesagt worden.

Roland Virkus

Mönchengladbachs Sportdirektor Nils Schmadtke nahm die Sache eine Stunde vor dem geplantem Anpfiff noch mit Humor. "Die Gummistiefel haben wir auf jeden Fall nicht dabei", sagte der 34-Jährige lachend. Saarbrückens Trainer Rüdiger Ziehl zeigte sich zum gleichen Zeitpunkt noch völlig optimistisch: "Natürlich wird gespielt!" Doch das letzte Wort hatte eben Schiedsrichter Florian Badstübner. "Das Verletzungsrisiko war mir zu groß", begründete der Referee schließlich die Absage, "der Platz ist in einem desaströsen Zustand."

Dass diese erst auf den letzten Drücker erfolgte, war für Roland Virkus "völlig in Ordnung, weil man alles versuchen muss. In der Kreisliga wäre das Spiel wohl viel schneller abgesagt worden", sagte Gladbachs Sportchef. "Die Jungs kamen rein und sagten, da sind Stellen dabei, die gehen beim besten Willen gar nicht."

Man mag es angesichts der Historie kaum glauben, aber es ist Besserung in Sicht. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet am Dienstag, genau einen Tag vor der Spielabsage, im Stadtrat der Landeshauptstadt mit großer Mehrheit dafür gestimmt wurde, den Rasen grundlegend zu sanieren oder völlig neu aufzubauen. Das Projekt soll in der Sommerpause in Angriff genommen werden. Eine späte, aber spätestens seit dem jüngsten Ereignis unausweichliche Erkenntnis. In dieser Saison ist aber nichts mehr zu retten. Der DFB ist also gut beraten, bei der Ansetzung des Nachholspiels den Wetterbericht im Auge zu haben.

Moritz Kreilinger

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