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SpVgg Bayreuth: Mintal überzeugt entgegen den Erwartungen

Sechs Saisontore für Bayreuth

Vom Perspektivspieler zum Top-Torjäger: Mintal überzeugt entgegen den Erwartungen

Top-Torjäger der SpVgg Bayreuth: Jakub Mintal

Top-Torjäger der SpVgg Bayreuth: Jakub Mintal IMAGO/Zink

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Bislang ist es noch nicht die Runde, die man sich nach dem Abstieg aus der 3. Liga bei der SpVgg Bayreuth erhofft hatte. Mit nur fünf Siegen rangiert der Remis-König der Regionalliga Bayern auf einem nur bedingt zufriedenstellenden zehnten Rang. Hoffnungsvoll stimmte der finale Vorrunden-Auftritt gegen den alten Rivalen FC Schweinfurt 05, den man nach einer in fast allen Belangen überzeugenden Leistung mit 3:0 gewann.

Einmal mehr ein entscheidender Schlüssel zum Sieg: Trainersohn Jakub Mintal, der seiner Rolle als Edeljoker nicht zum ersten Mal gerecht wurde. Erst legte er den zweiten Treffer auf, ehe er den entscheidenden Treffer selbst markierte. Sein sechster in seiner ersten Saison im Herrenfußball. "So richtiger Joker bin ich ja gar nicht", grinst er, "ich habe ja auch schon ein paar Spiele von Beginn an gemacht". Was auch der Verletzungsmisere geschuldet war: Mit Christoph Fenninger, Jann George, Fabio Pirner und Daniel Haubner verletzten sich gleich vier Offensivleute. Mintal wurde gebraucht. Mintal war da. Und zahlte das Vertrauen regelmäßig zurück. "Ich helfe der Mannschaft einfach, wenn und wo sie mich braucht", sagt der frischgebackene Abiturient.

Es war die vielleicht bemerkenswerteste Nachricht vor der Saison: Im Schlepptau seines Vaters Marek Mintal verpflichteten die Altstädter auch dessen Sohnemann Jakub als Perspektivspieler. Eine Verpflichtung, die nicht wenige der als skeptisch bekannten Anhänger sehr argwöhnisch begutachteten. Schließlich galt der 18-jährige Stürmer mit dem bekannten Nachnamen nicht als der Heilsbringer, als der er sich längst erwiesen hat.

Was auf dem Platz passiert, passiert auf dem Platz, was daheim passiert, passiert daheim.

Jakub Mintal (18) und Vater Marek (46) trennen Sport und Familie konsequent

Inzwischen ist der bodenständige Jungspund Toptorjäger der Gelb-Schwarzen, legt regelmäßig auch für seine Nebenleute Tore auf. Nachdem Fenninger, George und Haubner wieder fit sind, ist er nicht nur eine verlässliche Option, sondern die vielleicht wichtigste Personalie, die seinem Trainer zur Verfügung steht - deutlich zu merken bei der 1:2-Niederlage gegen die Würzburger Kickers, als er krankheitsbedingt pausieren musste und als Wechseloption nicht zur Verfügung stand. "Jakub macht seine Sache richtig gut", lobt auch Mintal senior seinen Filius. Der genießt keinerlei Bonus. Im Gegenteil. "Was auf dem Platz passiert, passiert auf dem Platz, was daheim passiert, passiert daheim", machte der Coach bereits mit der Verpflichtung deutlich. Einige Wochen später wissen auch die Skeptiker, dass die Entscheidung von Mintal senior, Mintal junior ins Boot zu holen, eine mehr als gute Entscheidung war. Am Rande notiert: Die Trennung wird von beiden auch gelebt. Jakub fährt mitnichten mit dem Papa nach Bayreuth. Er ist Teil einer Fahrgemeinschaft mit Teamkollegen. Und das Wort "Papa" wird man im Training oder dem Spiel nicht hören. "Coach oder Marek", ruft Spieler Mintal den Trainer Mintal.

"Die Überraschung" der laufenden Spielzeit

Geschäftsführer Jörg Schmalfuß kommt ins Schwärmen, redet er über den aus der U-19-Bayernliga vom SSV Jahn Regensburg gekommenen Offensivmann. "Jakub ist für mich die Überraschung der Saison bisher. Er hat dort U-19-Bayernliga gespielt, also noch nicht auf absolutem Top-Niveau. Dass er jetzt bei uns so einschlägt, ist schon toll." Über dererlei warme Worte freut sich der Bayreuther Stürmer wohl, aber - ganz im Stile des Papas - behält seine wunderbare Bodenhaftung bei. Er überzeugt lieber durch Leistungen als durch große Worte. Wie schon immer. Bis zur U 15 kickte er beim 1. FC Nürnberg, verlor die Lust am Fußball. Nach wenigen Wochen heuerte der gebürtige Laufer mit slowakischem Pass beim JFG Wendelstein an, fand dort an der Seite einiger ehemaliger Teamkollegen den Spaß am Kicken wieder und wechselte 2022 zum SSV Jahn Regensburg, bei dem er mit 17 Treffern und 13 Vorlagen in der Jugend-Bayernliga überzeugen konnte.

Am Rande notiert: Nach seinem Vorbild gefragt, hat der Mittelstürmer eine durchaus überraschende Antwort parat. "Cristiano Ronaldo", sagt er ohne Zögern, "auch wenn mein Papa mir daheim und jetzt als Trainer viel beigebracht hat. Aber sein Ehrgeiz und seine Torquote über die Jahre sind bemerkenswert." Das Ziel des gradlinig agierenden Mittelstürmers, das umreißt er klar: Irgendwann soll in den Notizbüchern von Bundesliga-Statistikern der Vorname der wichtigste Part beim Nachnamen Mintal sein. Dann, wenn auch Jakub den Sprung dorthin geschafft hat und nicht mehr nur Marek diese Statistiken ziert. "Jetzt habe ich erst einmal zwei Jahre Vertrag in Bayreuth und werde hier alles geben", hält er den Ball wieder flach, "was dann kommt, wird man sehen. Es geht ja oftmals schnell im Fußball. Wichtig ist, dass wir hier eine gute Saison spielen, ich mich weiterentwickele und möglichst viele Tore machen oder auflegen kann."

Andreas Bär

Regionalliga Bayern: Die Top-Torjäger der Saison 2023/24