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"Kein Bier mehr": Greift Aachen zur Ultima Ratio?

Nach den Vorfällen in Lippstadt

"Kein Bier mehr bei Heimspielen": Greift Aachen zur Ultima Ratio?

Einzelne Fans benehmen sich bei Spielen der Alemannia daneben: Der Verein kündigt nun Konsequenzen an.

Einzelne Fans benehmen sich bei Spielen der Alemannia daneben: Der Verein kündigt nun Konsequenzen an. IMAGO/Fotografie73

2. Spieltag

Es war am Freitag lange ein erfreulicher Abend für die Alemannia aus Aachen: Beim SV Lippstadt führte man kurz vor Schluss relativ souverän mit 3:1, spazierte den ersten drei Punkten der neuen Saison entgegen - Balsam auf der Haut nach der doch unglücklichen Auftakt-Niederlage gegen den Wuppertaler SV. Dann aber kam die 85. Minute - und wieder einmal flogen Gegenstände aus dem Aachener Fanblock Richtung Spielfeld und Schiedsrichter. Es kam zu einer Unterbrechung, die Unparteiischen zogen sich in die Kabinen zurück. Ein Spielabbruch stand im Raum, letztlich aber pfiff das Gespann die Partie wieder an und brachte sie regulär zu Ende.

Einen Tag später, am Samstagabend, meldete sich die Alemannia-Verantwortlichen nun mit einem offenen Brief zu Wort. Und wählen in diesem deutliche Worte: "Seid ihr eigentlich des Wahnsinns? Spielabbruch, Strafzahlungen und Punkteaberkennung fünf Minuten vor einem Auswärtssieg? Geht’s noch?", heißt es da adressiert an die Personen, die wiederholt mir derartigen Aktionen für großen Unmut sorgen.

Im gleichen Zug kündigen die Verantwortlichen der Alemannia an, künftig "so hart durchzugreifen, wie uns das rechtlich nur irgendwie möglich ist" und nennt verschiedene Maßnahmen, die nun für Vergehen mit Spielabbruchs-Potenzial gelten: So soll, falls vorhanden, eine Vereinsmitgliedschaft sofort aufgelöst, zudem ein Hausverbot auf dem Tivoli verhängt werden, das deutlich länger als die vom DFB angesetzten drei Jahre gelten wird. Die Alemannia will sich außerdem auch für die Möglichkeit eines bundesweiten Stadionverbots für Täter einsetzen, bei Auswärtsspielen wolle man entsprechend auf den gastgebenden Verein einwirken.

Wer tatsächlich einen Spielabbruch oder Strafzahlungen herbeiführt, "kann darüber hinaus fest damit rechnen, dass wir die gegen uns verhängten Strafzahlungen von ihm oder ihr einklagen. Hier werden mit Gerichtskosten schnell fünfstellige Beträge fällig."

Droht ein Bierverbot auf dem Tivoli?

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In der Diskussion, wie man das Werfen von Bechern schon im Ansatz unterbinden könne, denkt der Verein nach eigenen Angaben nun über zwei Mittel nach. So soll etwa das Becherpfand "drastisch" (O-Ton im offenen Brief) erhöht werden. Falls auch das nicht helfe, wolle man künftig Becher im Innenraum völlig verbieten: "Das bedeutet, kein Bier mehr bei Heimspielen, und ist mit Sicherheit das Letzte, was wir wollen", heißt es im Brief. "Aber wenn wir keine andere Wahl mehr sehen, werden wir auch diese Karte ziehen müssen. Gegen den finanziellen Verlust eines drohenden Geisterspiels sind Getränkeverbote lediglich Peanuts."

Ob diese Maßnahmen und Androhungen tatsächlich helfen werden, bleibt abzuwarten. Diejenigen, die in Lippstadt auffällig wurden, wurden nach Vereinsangaben "bereits weitestgehend identifiziert - vor allem dank der Hilfe anderer Fans, die dieses Verhalten nicht mehr akzeptieren wollen."

jam

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