Champions League

Fahrig zur Premiere: Tuchel kritisiert und verteidigt Upamecano

Bayern-Trainer analysiert folgenschwere Szene

Fahrig zur Premiere: Tuchel kritisiert und verteidigt Upamecano

Unglücksrabe in Manchester: Dayot Upamecano.

Unglücksrabe in Manchester: Dayot Upamecano. AFP via Getty Images

Natürlich hätte Erling Haaland nicht schon loslaufen müssen, bevor Jack Grealish den Ball überhaupt erobert hatte. Natürlich hätte auch Grealish ihn nicht ideal mit der Hacke in den Lauf des Norwegers legen müssen. Und natürlich hätte dieser sich nicht ausgerechnet jetzt gegen einen Abschluss und für eine perfekte Flanke entscheiden müssen, die auch Bernardo Silva natürlich nicht perfekt hätte einköpfen müssen.

Tuchel: "Wenn es zu ist, ist es halt zu"

Doch weil das alles passierte am Dienstagabend zwischen Manchester City und dem FC Bayern und das Spiel damit eine merkliche Wendung nahm, war Dayot Upamecanos Ballverlust gegen Grealish in der 70. Minute ein besonders fataler und folgenschwerer. "Das zweite Gegentor hat uns viel Selbstvertrauen gekostet und das Momentum verlagert, das komplett bei uns lag", haderte Trainer Thomas Tuchel nach der 0:3-Niederlage, die den Einzug ins Champions-League-Halbfinale schier unmöglich zu machen scheint. "Jeder auf dem Spielfeld hat gemerkt, dass wir dran sind, das Ding auf unsere Seite zu ziehen."

Was genau lief in der Szene schief? Zwang ManCity Upamecano geradezu zum Aussetzer? "Ja, er wird da hingelenkt, aber er braucht einfach nur mit dem Torwart zu spielen", kritisierte Tuchel bei "Prime Video" den 24-jährigen WM-Finalisten, der schon davor teils fahrig agiert hatte und erst recht danach. "Wenn es zu ist, ist es halt zu."

In seinem 37. Champions-League-Einsatz erhielt Upamecano erstmals die kicker-Note 5,5 (oder schlechter) und ruinierte mit dieser Premiere auch seinen bärenstarken Schnitt in der laufenden Europapokal-Saison (2,36 vor dem City-Spiel). Seit er 2017 nach Deutschland gewechselt ist, erhielt er in nur drei seiner 234 Pflichtspiele für Leipzig und Bayern eine schlechtere Zensur: 2020 bei Leipzigs 1:1 in der Liga gegen Paderborn, 2021 bei Bayerns DFB-Pokal-Aus in Gladbach (0:5) und 2022 bei der 2:4-Liganiederlage in Bochum (jeweils Note 6). Eine weitere 5,5 findet sich nirgends.

Tuchel fand Upamecano zuletzt "top" und auch in Manchester weitgehend "stark"

Doch obwohl Tuchel die Konsequenzen, die der Patzer für seine Mannschaft hatte, nicht verheimlichte ("Es hat uns heute unterm Strich das Spiel gekostet"), nahm er Upamecano demonstrativ in Schutz. "Er ist noch jung", fiel er auf der Pressekonferenz dem fragenden Journalisten gleich ins Wort, um kurz danach auszuführen: "Wir haben eine sehr junge Innenverteidigung. Dabei beißt halt die Maus keinen Faden ab. Jeder, der auf dem Niveau Fußball spielt, jeder, der so viele Spiele macht, macht irgendwann auch mal einen Fehler in einem Bereich des Spielfeldes, wo es nicht passieren sollte. Aber es ist heute nun mal passiert."

Upamecano habe nicht nur zuletzt "top Spiele gemacht", sondern auch gegen ManCity "sehr stark gespielt", so Tuchel weiter, "abgesehen von den zwei, drei Situationen, wo er die Entscheidung für sehr viel Risiko genommen hat. Aber okay, er ist noch jung, weiter geht's." Es werde "nicht der letzte Fehler in seiner Karriere bleiben".

Thomas Müllers Gefühlslage nach dem 0:3, wonach "es jetzt schwierig" sei, "sofort wieder auf positiv zu schalten", wird für Upamecano gleichwohl erst recht gelten, der in den sozialen Medien auch rassistische Kommentare über sich ergehen lassen musste und von seinem Arbeitgeber gestärkt wurde: "Wir alle beim FC Bayern verurteilen Rassismus aufs Schärfste! Der gesamte Klub steht hinter dir, Upa!", schrieb der Rekordmeister unter ein Instagram-Bild des Franzosen. 

"Wir behalten den Kopf oben", sagte Müller im selben Atemzug. Schon in acht Tagen hat Upamecano die Gelegenheit, wieder sein gewohntes Champions-League-Gesicht zu zeigen.

jpe

Duo besser als Haaland, zwei Fünfer beim FCB: Die Noten zu ManCity gegen Bayern