DFB-Pokal

Raphael Schäfer: "Ich spürte beim VfB die Feindseligkeit"

Beim Pokalspiel drückt der frühere Torwart Nürnberg die Daumen

Schäfer: "Ich spürte damals vom ersten Tag an beim VfB die Feindseligkeit"

Ein emotionaler Abschied: Raphael Schäfer bei seinem Karriereende 2017.

Ein emotionaler Abschied: Raphael Schäfer bei seinem Karriereende 2017. imago/Bernd Müller

Raphael Schäfer macht keinen Hehl daraus, mit wem er mitfiebern wird, wenn sich Nürnberg und Stuttgart am Mittwochabend (18 Uhr, LIVE! bei kicker) um einen Platz im Halbfinale des DFB-Pokals duellieren. 15 Jahre lang hat er das Club-Tor gehütet - lediglich unterbrochen von der Saison 2007/08, die er beim VfB verbrachte. Klar also, dass Schäfer vor dem Aufeinandertreffen seiner beiden Ex-Klubs im kicker-Interview (Montagausgabe) auf die Frage, wem er die Daumen drückt, antwortet: "Da ich ja nur ein kurzes Gastspiel beim VfB hatte, natürlich dem Club, für den ich fast 400 Pflichtspiele bestritt." 

Tatsächlich sind es 389 - eine Zahl, die dokumentiert, dass Schäfer in Nürnberg eine Ära geprägt hat. Der Höhepunkt war der Pokalsieg 2007, für den 44-Jährigen hatte das Spiel allerdings auch unschöne Folgen. 

Meine Ehre als Sportler und als Torwart des FCN verpflichtete mich doch dazu, alles für den Erfolg zu tun.

Raphael Schäfer

Schon vor dem Finale stand fest, dass Schäfer in der kommenden Saison für den VfB spielen wird - jene Mannschaft also, die ihm in seinem letzten Spiel für den FCN gegenüberstand. Eine durchaus heikle Konstellation, die für Schäfer das Stuttgart-Kapitel im Grunde beendete, bevor er es überhaupt aufschlug. Denn als VfB-Angreifer Cacau im Laufe der ersten Hälfte mit einer Tätlichkeit eine Rudelbildung auslöste, mischte Schäfer mit und forderte für seinen zukünftigen Teamkollegen Rot. 

Glücksmoment in Berlin: Raphael Schäfer reckt den DFB-Pokal in den Abendhimmel des Olympiastadions. 

Glücksmoment in Berlin: Raphael Schäfer reckt den DFB-Pokal in den Abendhimmel des Olympiastadions. imago/Zink

Tatsächlich wurde Cacau des Feldes verwiesen - beim Stuttgarter Anhang hatte Schäfer dann aber einen äußerst schweren Stand. "Ich spürte damals vom ersten Tag an beim VfB die Feindseligkeit, die mir einige entgegenbrachten. Und das waren natürlich gerade für einen Torhüter keine guten Voraussetzungen, um Leistung zu bringen", sagt Schäfer heute. 

Dass ihm die Stuttgarter Fans die Aktion verübelten, kann er "mit dem entsprechenden Abstand nachvollziehen", erklärt Schäfer: "Als Fan bist du so emotional dabei, dass du das in diesem speziellen Fall vielleicht so sehen musst. Damals verstand ich das Ganze allerdings überhaupt nicht. Meine Ehre als Sportler und als Torwart des FCN verpflichtete mich doch dazu, alles für den Erfolg zu tun. Und ich dachte, dass doch allen klar sein muss, dass ich mich vom ersten Tag an in Stuttgart für den VfB im gleichen Maße zerreißen würde. Aber, wie gesagt, Fans sehen das nun mal anders."

Der Unmut, der Schäfer entgegenschlug, ließ ihn nicht kalt. In der Bundesliga unterliefen ihm mehrere Fehler, in der Champions League hingegen hielt er exzellent. Damit stand er in gewisser Weise stellvertretend für das gesamte VfB-Team, das als Meister in die Saison ging, diese aber lediglich auf Rang 6 beendete. "Der VfB hatte damals eine sehr talentierte Mannschaft, die aber noch nicht so weit war wie der FC Bayern oder der BVB", erinnert sich Schäfer. "Der Druck, dass in fast jedem Bundesliga-Spiel von dir als amtierender Deutscher Meister ein Sieg erwartet wurde, lastete schwer auf ihr. In der Champions League hingegen waren die Gegner die Favoriten, wir konnten frei aufspielen."

Nach nur einem Jahr kehrte Schäfer nach Nürnberg zurück, nun blickt er mit Vorfreude dem direkten Duell seiner Ex-Klubs entgegen - und tippt auf ein 5:4 im Elfmeterschießen für den Club. 

Neben dem Pokalendspiel 2007 spricht Raphael Schäfer (44) im Interview mit dem kicker (Montagausgabe - hier auch als eMagazine) auch über sein Aus als Torwartkoordinator beim Club und die gegenwärtige Lage am Valznerweiher. Er erklärt, warum er es kritisch sieht, dass Dieter Hecking nach seiner Interimstätigkeit als Trainer auf den Posten des Sportvorstands zurückkehren will - und er verrät, warum Nürnberg die Saison selbst mit einem Einzug ins Halbfinale nur bedingt retten könnte.

lei, chb

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