Champions League

Gastbeitrag von Omid Nouripour: "Eine massive Wettbewerbsverzerrung"

Gastbeitrag des Eintracht-Fans und Grünen-Bundesvorsitzenden Omid Nouripour

"Die italienische Regierung sollte den Erlass mit sofortiger Wirkung zurücknehmen"

Der Grünen-Vorsitzende und bekennende Eintracht-Fan Omid Nouripour und Fans der SGE.

Der Grünen-Vorsitzende und bekennende Eintracht-Fan Omid Nouripour und Fans der SGE. IMAGO/Nicolo Campo

Von Omid Nouripour

Die Verwunderung und Enttäuschung sind groß bei uns Eintracht-Fans. Das Auswärtsspiel gegen SSC Neapel im Achtelfinale der Champions League hat für uns einen historischen Stellenwert, auch wenn es ein kleines Wunder braucht, um das Viertelfinale noch zu erreichen. Und jetzt sollen wir diesem Spiel alle fernbleiben. Der italienische Innenminister Matteo Piantedosi hat acht Tage vor dem Spiel den Verkauf von Tickets an die Gästefans von Eintracht Frankfurt untersagt. Er begründet sein Vorgehen damit, dass die Sicherheit nicht gewährleistet werden könne. Diese Entscheidung ist aus vielen Gründen zweifelhaft.

Erstens ist es die Aufgabe der Sicherheitsbehörden, die Risikolage eines solchen Spiels einzuschätzen und rechtzeitig notwendige Maßnahmen zu treffen. Die Paarung SGE-Neapel wurde am 7. November letzten Jahres ausgelost. Was hat der Innenminister eigentlich in den letzten drei Monaten gemacht? Dass sich die Sicherheitslage auch kurzfristig ändern kann, stimmt. Nur: Piantedosi hat nicht dargelegt, was sich in den letzten Tagen Gravierendes geändert hat.

zum Thema

Diese sehr späte Entscheidung führt zu zweitens: einer massiven Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Fußballmannschaft der Geburtsstadt des Innenministers (Neapel). Erst das Spiel in Frankfurt mitnehmen, dann die Frankfurter aus Neapel ausschließen, ist nicht im Sinne eines fairen Wettbewerbs. Die Vereinsführung der Eintracht hat also allen Grund, nun rechtliche Schritte zu gehen.

Drittens stellt sich die Frage, wie denn der italienische Innenminister mit Spielen mit einer hohen Risikoprognose in der Serie A umgeht. Und an Risikospielen mangelt es in Italien bekanntlich nicht. Werden die Prognosen immer erst acht Tage vor dem Spiel zurate gezogen? Und: Gibt es nicht entsprechende Konzepte für solche Spiele? Beispielsweise eine Eskorte für die Auswärtsfans vor und nach dem Spiel - eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Falls Piantedosi, auf Betreiben der nationalistischen Lega-Partei hin Innenminister, solche Konzepte nicht kennt: In Deutschland werden sie jedes Wochenende zuhauf praktiziert.

Italienische Regierung sollte den Erlass mit sofortiger Wirkung zurücknehmen

Viertens führt der späte Zeitpunkt dieser Entscheidung dazu, dass tausende Adler auf hohen Kosten sitzen bleiben werden. Die Ticketpreise sind nur ein Bruchteil dieser. Was ist etwa mit den Kosten für gebuchte Flugtickets und Unterbringung? Hätte der italienische Innenminister seine zweifelhafte Entscheidung zeitiger getroffen, wären vielen Menschen viele Kosten erspart geblieben.

CHAMPIONS lEAGUE, ACHTELFINALE

Die italienische Regierung sollte ihre Entscheidung überdenken und den Erlass mit sofortiger Wirkung zurücknehmen. Oder aber es stellt sich die Frage nach einer Erstattung und Entschädigung der angefallenen Stornokosten für die Fans. Wie so etwas bei länderübergreifenden Spielen vonstattengehen kann, ist auch eine Frage des europäischen Verbraucherschutzes. Es ist höchste Zeit, dass der zuständige EU-Kommissar für Verbraucherschutz Didier Reynders sich dieses Themas annimmt.

"Notwehr gegen absehbare Gewalt": So kommentierte ein deutscher Italien-Korrespondent das Aussperren der Eintracht-Fans, entlang zahlreicher Klischees. Das aber blendet aus, dass Fans nicht nur Pflichten haben, sondern auch Rechte.

Rekordtorjäger: Mbappé holt auf - Lewandowski nähert sich der 100