Int. Fußball

Auch die UEFA ermittelt gegen Juventus

Nach Finanzpolizei und Staatsanwaltschaft

Auch die UEFA ermittelt gegen Juventus

Am Dienstagabend nach schweren Vorwürfen zurückgetreten: Ex-Juve-Präsident Andrea Agnelli.

Am Dienstagabend nach schweren Vorwürfen zurückgetreten: Ex-Juve-Präsident Andrea Agnelli. IMAGO/Marco Canoniero

"Die Erste Kammer des CFCB hat heute ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen Juventus FC wegen möglicher Verstöße gegen die Bestimmungen zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay eingeleitet", teilte die Konföderation am Donnerstagabend mit. "Die Untersuchung der Ersten Kammer der CFCB wird sich auf die mutmaßlichen finanziellen Verstöße konzentrieren, die vor kurzem im Rahmen des von der italienischen Börsenaufsichtsbehörde (CONSOB) und der Staatsanwaltschaft Turin geführten Verfahrens bekannt geworden sind."

"Es ist an der Zeit, Ordnung zu schaffen und pünktlicher zu kontrollieren"

Am Dienstagabend waren Juve-Präsident Andrea Agnelli sowie sein Stellvertreter Pavel Nedved zurückgetreten. Ihnen werden Schwarzgeldzahlungen und Bilanzfälschung unterstellt, es gilt die Unschuldsvermutung. In Italien äußerte sich am Donnerstag in Andrea Aboldi auch ein prominenter Politiker zur Sache: "Die Situation von Juventus ist nur die extreme Spitze eines Phänomens, von dem wir uns nicht abwenden können." Der Sportminister forderte: "Es ist an der Zeit, Ordnung zu schaffen und pünktlicher zu kontrollieren, denn es gibt Vereine, die sich äußerst korrekt verhalten, und andere, die die Regeln offensichtlich zu speziell ausgelegt haben."

Finanzpolizei ermittelt an mehreren Orten

Das sind heftige Aussagen Aboldis, legen sie doch den Schluss nahe, dass Juve kein Einzelfall ist, sondern dass eine Art klandestiner Systematik im italienischen Spitzenfußball herrschen könnte. Und in der Tat ermittelt speziell die Finanzpolizei im Calcio an mehreren Orten. Dabei geht es auch um Strohmänner bestimmter Spielerberater, um massive Steuerumgehungen, um Millionenschiebereien über Offshore-Länder wie Malta, Irland, Bulgarien oder Saint Kitts and Nevis. Auch Firmen und Strohmänner in Botswana und Südafrika sollen dabei eine Rolle spielen, wie der kicker erfuhr.

Dass sich nun auch die UEFA einschaltet, ist so logisch wie interessant vor dem Hintergrund, dass Juve und im Speziellen Agnelli als Befürworter der konkurrierenden Super League galten und gelten. Im August hatte das CFCB, die Finanzkontrollkammer des Verbandes, bereits einen Vergleich mit dem italienischen Rekordmeister geschlossen wegen Verstößen gegen die Break-Even-Regel. Die spanische Liga hatte harte Konsequenzen seitens UEFA gefordert, nachdem die Ermittlungen gegen Juve bekannt geworden waren.

Benni Hofmann

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