Champions League

Warum Alonso Bayer gegen Brügge einen Impuls geben muss

Demirbay kehrt in Leverkusens Aufgebot, Schick wohl in die Startelf zurück

Warum Alonso Bayer gegen Brügge einen Impuls geben muss

Will mit seinen Leverkusenern am Dienstag auf den dritten Platz springen: Coach Xabi Alonso

Will mit seinen Leverkusenern am Dienstag auf den dritten Platz springen: Coach Xabi Alonso IMAGO/Eibner

Vor der Saison hätte man diese Partie eher unter umgekehrten Vorzeichen erwartet: Club Brügge tritt am Dienstag als Tabellenführer in der Bay-Arena gegen den Tabellenletzten aus Leverkusen an. Das Abschneiden der bereits für die K.o.-Phase qualifizierten Belgier stellt eine kleine bis mittlere Sensation dar. Doch Xabi Alonso sieht diese als verdient an. "Im ersten Spiel war es noch eine Überraschung, aber nach dem fünften Spieltag weiß man, dass es gute Gründe gibt, warum sie sich schon qualifiziert haben. Sie spielen gut, sind seit Jahren eingespielt und haben eine klare Idee, was sie wollen." Und bringen damit all die Attribute mit, die aktuell auf Bayer 04 eben nicht zutreffen.

Positive Ansätze erkennbar

Auch nach sechs Spielen unter Alonso ist der entscheidende Fortschritt durch den Trainerwechsel noch nicht erkennbar. Ein Sieg, zwei Unentschieden und drei Niederlagen unter dem Spanier stellen alles andere als eine Trendwende dar. Wenigstens in einer Hinsicht hat der 40-Jährige eine positive Entwicklung angestoßen, die als Grundlage für einen Aufschwung dienen könnte. "Die Basis einer Mannschaft ist immer die Defensive", sagt Geschäftsführer Simon Rolfes. Diese hat unter Alonso an Stabilität gewonnen.

Wir sind wirklich stabiler geworden, was auch daran liegt, dass die beiden Sechser nicht die ganze Zeit mit nach vorne gehen und es dann vogelwild wirkt.

Nadiem Amiri

Ein entscheidender Zug in diese Richtung stellen die beiden Sechser dar, die der Weltmeister von 2010 möglichst nah an der Dreier- bzw. Fünferkette agieren sehen möchte - egal, ob Bayer den Ball hat oder der Gegner. Eine Rolle, die deutlich mehr Disziplin von den defensiven Mittelfeldspielern erfordert, die ihre Vorstöße mit Bedacht starten müssen.

"Ich muss das schon ein bisschen kontrollieren", gibt Nadiem Amiri zu, der zuletzt mit Robert Andrich die Doppelsechs bildete, "aber es ist okay, ich fühle mich wohl auf der Position. Natürlich dürfen wir auch ab und zu mit nach vorne. Aber wie man sieht, sind wir ja wirklich stabiler geworden. Und das liegt auch daran, dass die beiden Sechser nicht die ganze Zeit mit nach vorne gehen und es dann vogelwild wirkt."

Das große Manko ist die Offensive

Das Resultat ist bislang nur in eine Richtung zufriedenstellend. In der Offensive jedoch wirkt Bayer (auch dadurch) gebremst. Beim 0:2 in Leipzig agierte die Werkself sogar harmlos. Alonso räumt einen Tag vor dem Brügge-Spiel ein: "Wir müssen im letzten Drittel mit mehr Energie spielen, aggressiver sein. Wir brauchen eine komplette Leistung, offensiv wie defensiv."

Diese Forderung erfüllt Bayer bislang bestenfalls zu 50 Prozent. Gegen den Tabellenführer soll dies anders werden, verspricht Amiri: "In Leipzig haben wir gut verteidigt, wirklich stabil gestanden. Aber manchmal fehlt halt einfach die Energie", sagt er mit Blick aufs ausgefallene Angriffsspiel, "für morgen ist sie wieder voll da." Muss sie auch sein. Bayer ist dazu verdammt, mehr Punkte zu holen als Atletico Madrid im Parallelspiel beim FC Porto. Nur dann gelingt noch der Sprung auf Rang 3 und in die Play-Offs zur K.-o.-Phase der Europa League.

In der Vorwärtsbewegung muss Bayer nicht nur dafür gleich mehrere Gänge hochschalten. Wäre ein Erfolgserlebnis doch nicht ausschließlich für die Tabellensituation bedeutsam. "Für unsere Moral und unser Vertrauen kann das Spiel sehr wichtig sein", weiß Alonso, der dafür seine Mannschaft zumindest etwas von der Leine lassen muss. Personell wird ihm dazu voraussichtlich Passgeber Kerem Demirbay („Wir hoffen, dass er bereit sein wird“, so Alonso) nach Problemen am Unterschenkel wieder zur Verfügung stehen. Karim Bellarabi (Infekt) und Charles Aranguiz (Wadenprobleme) fallen hingegen weiterhin aus.

Schick könnte wieder in die Startelf rotieren

Mehr Torgefahr könnte zudem Patrik Schick ausstrahlen, der in Leipzig nach Adduktorenproblemen immerhin eingewechselt wurde. Auch wenn der Mittestürmer seine Bestform sucht, strahlt er dennoch eine deutlich größere Bedrohung für das gegnerische Tor aus als sein Landsmann Adam Hlozek, der ihn zuletzt vertrat. Alonso ist bereit, Schick wieder in die Startelf zu beordern. "Er fühlt sich etwas besser. Er ist nicht völlig fit, aber wenn er es morgen ist, wird er auch spielen", kündigt der Trainer an, der mit seiner Aufstellung selbst ein Zeichen setzen muss.

Für die Zukunft, aber auch für den Moment ist das morgige Spiel wichtig.

Xabi Alonso

Weniger für seine Kritiker von außen, sondern vielmehr auch für seine Spieler, damit diese erkennen können, dass sein Plan auch offensiv aufgehen kann. "Morgen ist ein guter Zeitpunkt, um das Ruder herumzureißen", stellt Amiri treffend fest. Bayer benötigt einen Impuls für den Umschwung. Alonso muss ihn geben, damit ihn seine Mannschaft gegen Brügge umsetzen - und im Abstiegskampf mit einem anderen Selbstvertrauen in die drei abschließenden Ligaspiele gegen Union Berlin, den 1. FC Köln und den VfB Stuttgart gehen kann. Oder wie es Xabi Alonso sagt: "Für die Zukunft, aber auch für den Moment ist das morgige Spiel sehr wichtig."

Stephan von Nocks

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