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Forest Green Rovers: Die grünste Aufstiegsparty der Welt

Englischer Klub will noch mehr

Die grünste Aufstiegsparty der Welt: Forest Green Rovers schreiben Geschichte

Nachhaltige Feier: Die Spieler der Forest Green Rovers nach dem Aufstieg in die League One.

Nachhaltige Feier: Die Spieler der Forest Green Rovers nach dem Aufstieg in die League One. IMAGO/Pro Sports Images

Ein wenig verwirrend sind die Begrifflichkeiten schon. Die Premier League, klar, ist seit 1992 das Oberhaus des englischen Fußballs. Darunter in der Championship aber geht es nicht wirklich um die Meisterschaft, sondern maximal um den Titel in der 2. Liga. Und auch die League One hat wenig Erstklassiges, sondern ist nur die 3. Liga. Wobei "nur" nicht für alle gilt, denn für die Forest Green Rovers ist die League One fast das gelobte Land. Und dennoch nur ein Anfang.

Nie zuvor schaffte es der kleine Verein aus der Grafschaft Gloucestershire in die Drittklassigkeit, umso heftiger wird gerade der Aufstieg gefeiert. Und auch in ganz England horcht man auf, denn die Rovers verfolgen ja einen sehr speziellen Plan: Als erster Profiklub weltweit will man komplett klimaneutral sein. Bald beginnt Forest Green den Eco Park zu errichten, ein Stadion komplett aus Holz. Selbst die Vereinten Nationen und die FIFA haben das Projekt schon ausgezeichnet.

Die Party startete in der Kabine mit veganer Pizza

Nachhaltigkeit im Fußball heißt auch: kein Fleisch auf dem Speiseplan, keine Abgase aus dem Mannschaftsbus. Die 40 Kilometer kurze Auswärtsfahrt am vergangenen Samstag zu den Bristol Rovers unternahm das Team im vollelektrischen Bus aus chinesischer Produktion, die Spieler waren gekleidet in Trainingsanzügen und Trikots aus Kaffeeresten und Recyclingmaterial. Das 0:0 in Bristol reichte, um den Aufstieg endlich klarzumachen. Danach starteten die Spieler in der Kabine ihre Party mit veganer Pizza. "Ich habe noch nie einen Verein gesehen, in dem alle so in die gleiche Richtung ziehen wie wir", sagt Innenverteidiger Dan Sweeney.

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An diesem Samstag steigt das letzte Heimspiel der Saison gegen Harrogate Town, auf der Westtribüne gibt es zur Feier des Tages sogar Stehplatzkarten. Rund 6000 Leute werden im Stadion sein, das seit dieser Saison "The fully charged New Lawn" heißt. Passend dazu können die Fans nach Schlusspfiff direkt auf dem Rasen weitere Drinks nachladen.

Die Arena in Nailsworth, einem Städtchen mit 7000 Einwohnern, etwa 180 Kilometer westlich von London gelegen, heißt nach dem Youtube-Channel "Fully Charged", der sich vor allem rund um Elektro-Autos dreht und der die Namensrechte kaufte. Auch die Dienstwagen der Spieler sind Vollstromer, im Stadion gibt es seit 2015 ausschließlich pflanzliche Kost, genau wie sonst für die Mannschaft, der Rasen erhält natürlich keinen Kunstdünger. Anfangs war das für Fans wie Profis eine Umstellung, doch inzwischen, so heißt es, haben selbst die Auswärtsfans sich an den Falafelstand gewöhnt.

Der Toptorjäger will auf Krücken mitfeiern - er hat sich gerade das Kreuzband gerissen

All das beruht auf den Ideen von Dale Vince, 60 Jahre alt, den der "Guardian" als "reichsten Hippie Englands" bezeichnete. Mit Windrädern begann er einst sein Business, 2010 übernahm Vince den verschuldeten Amateurklub und krempelte ihn um. Zwölf Jahre später sind die Forest Green Rovers der erste vegane Klub der Welt und in Englands 3. Liga angekommen.

"Lasst uns diesen Moment genießen", sagt Coach Rob Edwards. Der 39-jährige spielte früher für Wolverhampton und Blackpool sowie 15-mal für Wales und wirkt selbst, als sei sein Akku unendlich mit Energie gefüllt. Noch nie stand ein kleinerer Klub unter den besten 68 Teams Englands, künftig geht es gegen ehemalige Premier-League-Vereine wie Derby County (aktueller Trainer: Wayne Rooney), Portsmouth oder Ipswich Town, UEFA-Cup-Sieger 1981. Wirklich namhafte Spieler hat Edwards für die League One noch nicht in seinem Kader. Matty Stevens, mit 23 Treffern der aktuell beste Torschütze des Teams, hat sich ein Kreuzband im Knie gerissen und wurde am Mittwoch operiert. Bei der Party am Samstag will der 24-jährige Stürmer auf Krücken mit dabei sein.

Auf dem Gelände des alten Stadions sollen bezahlbare Wohnungen entstehen

Und danach stehen schon die nächsten Projekte an. Vorige Woche kam die Genehmigung zum Bau des neuen Trainingszentrums für Männer- und Frauenteam sowie die Akademie. Dann folgt das hölzerne Stadion, nach Entwürfen der Star-Achitektin Zaha Hadid. Auf dem Gelände des alten Stadions sollen umweltfreundlich gebaute, bezahlbare Wohnungen entstehen.

Bleibt noch die Frage: Wie kommt man klimaneutral zu den Auswärtsspielen? Der Elektro-Bus für die Fahrt nach Bristol war nur gemietet, von einer Firma, die einige Jahre auch Mitglieder der königlichen Familie beförderte. Etwa 400.000 Euro kostet der 48-Sitzer mit einer Reichweite von rund 320 Kilometern. "Der Transport ist eines der letzten Puzzlestücke für uns", sagte Klubchef Vince kürzlich. Auch das versucht er nachhaltig zu lösen.

Martin Gruener

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