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Exklusiver Blick auf eFootball 2022: Jetzt spielbar?

Nach katastrophalen sechs Monaten

Endlich ein Fußballspiel: "eFootball 2022" meldet sich zurück

Die Grafik in eFootball ist ziemlich gut.

Die Grafik in eFootball ist ziemlich gut. kicker eSport

Schon gestern hat der japanische Spieleentwickler der Weltöffentlichkeit bekannt gegeben: eFootball 2022 Version 1.0.0 kommt und mit ihr wird alles besser.

kicker eSport konnte zusammen mit einer Handvoll internationaler Journalisten die neue Version anspielen. Dafür lud Konami in ihr europäisches Hauptquartier nach Windsor in England ein - direkt neben das Schloss der Queen.

Wir waren zu sehr auf das Veröffentlichungsdatum fokussiert.

Seitaro Kimura, eFootball Producer

Nach sechs Monaten zusätzlicher Entwicklungszeit wagt die japanische Spieleschmiede jetzt also den zweiten Versuch. Mit der ersten Veröffentlichung des Nachfolgers der vormals als "Pro Evolution Soccer (PES)" bekannten Reihe war Konami krachend gescheitert. Kaum Modi, Lags, lange Ladezeiten, ein katastrophales Onlinespiel und unzählige Bugs ließen die erste Veröffentlichung im September 2021 wie eine schlecht getestete Beta-Version aussehen. Nun soll alles anders werden.

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Konami lässt in Windsor die internationale Presse testen. kicker eSport

In Windsor gab es zunächst eine bezeichnende Videobotschaft aus Japan: Producer Seitaro Kimura sagte zerknirscht: "Wir waren zu sehr auf das Veröffentlichungsdatum fokussiert." Jetzt wolle man ein Spiel vorstellen, dass den eigenen Anforderungen wieder gerecht werde.

Das Wichtige im Überblick

Die für den 14. April geplante Version 1.0.0 bietet eine spielfähige Fußballsimulation mit neun lizenzierten Teams, darunter Bayern München, Juventus Turin und Manchester United. Im Juli kommt AC Mailand dazu.

Die Grafik ist ansprechend geworden, Stadionatmosphäre ist da, der Rasen sieht wieder lebensnah aus und die eingescannten Lizenzspieler laufen, jubeln, leiden und schießen wie die Originale. "eFootball 2022" bleibt darüber hinaus kostenlos.

Sieht Wie Ein Fussballspiel Aus

Sieht wieder nach Fußball aus und spielt sich auch so! kicker eSport

Mehr als mit den neun Teams zu spielen, konnten wir nicht. Allerdings hat der Publisher gestern schon seinen Dream-Team-Modus angekündigt, der im Wesentlichen wie FIFA Ultimate Team funktionieren soll, jedoch logischerweise Veränderungen aufweisen wird. Weitere Infos dazu sollen folgen.

Auf dem eSport liegt derzeit ebenfalls keine Priorität. Konami will unbedingt wieder Ligen und Events ausrichten, wann das geschehen wird, ist allerdings noch unklar und wurde nicht weiter kommentiert. Es dürfte kaum in den nächsten Monaten damit zu rechnen sein, vielleicht nicht einmal mehr diese Saison.

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Etwa zehn Spiele gegen unterschiedliche Gegner und KI haben wir gemacht. kicker eSport

Das Ganze etwas detaillierter

Die Anspannung ist Konami anzumerken. Es ist der zweite und vermutlich letzte Versuch, den der Entwickler hat, um mit seiner Fußballsimulation in Deutschland, England und Spanien wieder in die Spur zu kommen. Und das sollte mit der zusätzlichen Entwicklungszeit auch gelungen sein.

Neun Mannschaften

Neun Mannschaften sind dabei, Mailand kommt im Sommer dazu. kicker eSport

Rund zehn Spiele geben natürlich auch uns nur einen ersten Eindruck. Es ist dem britischen Team wichtig, zunächst alles auf das Gameplay zu fokussieren. Keine Fragen abseits dessen sind erlaubt - das das Herzstück einer Fußballsimulation soll erst einmal auf den Weg gebracht werden: eFootball 2022 soll sich wie Fußball anfühlen. Und das gelingt, wie vormals von der PES-Reihe bekannt, außerordentlich gut. Wo FIFA arcadelastig ist, setzt PES auf Realismus. Einen Überblick über die angekündigten Neuerungen findet ihr hier.

Neue "Superfunktion" holt Anfänger ab

Besonders im Fokus in unseren Spielen stand die neue "Superfunktion", mit der Traumpässe, -flanken und -schüsse möglich werden. Per Druck auf R2/RT erscheint ein blauer Kreis unter dem Spieler, der damit zu sprinten beginnt. Auch ein schnelles Durchstecken am Verteidiger vorbei, ist so möglich.

Wird zusätzlich zu R2 noch die Taste für Schuss/Pass/Flanke gedrückt, nimmt der Kicker sich Zeit und spielt dann eine präzise Version der Eingabe. Einsetzen lässt sich das nur mit Platz, dafür aber ohne Schwierigkeiten - hier werden Anfänger abgeholt.

Unser virtueller Kimmich konnte mit diesem System durchaus einen tödlichen Pass durch mehrere Gegner hindurch spielen, viele Schüsse und Passversuche brauchten allerdings zu lang, sodass der Gegner an den Ball kam. Eine gute neue Funktion.

Blauer Kreis Unterstutzung

Ein blauer Kreis zeigt: Wird jetzt ein Pass gedrückt, nimmt der Spieler sich Zeit. Die Pfeile erscheinen, wenn der Mitspieler zur Hilfe gerufen wird. kicker eSport

Verteidigung gut - Steuerung präzise

Auch die Verteidigung funktionierte fast schon ein wenig zu gut. Per R1/RB stürmt ein Mitspieler auf den Ballführenden zu, genauso wie in FIFA. Per Druck auf X an der PlayStation und A an der Xbox lassen sich Räume zustellen. Zusätzlich mit dem "Schulterrempler" lässt sich der Ball so gut erobern.

Konami spricht auch viel über verbesserte Präzision der Eingaben und bessere Passunterstützung. All das fühlt sich an der Konsole sehr gut an. Fehlpässe sind selten und lassen sich oft auf eigene Fehler zurückführen.

Torhüter schwächeln mit Ball - Schiedsrichter rigoros

Einzig negativ fielen in unseren Spielen die sehr bräsig agierenden Torhüter auf, die mit Rückpässen sehr schlecht umgehen und nach selbst getreten Freistößen behäbig ins eigene Tor zurückwanken.

Auch die Kollisionskontrolle ist noch nicht ganz ausgereift, manchmal schlagen getackelte Spieler ein Rad, oder stürmen durch den Gegner, ohne dass der Schiedsrichter pfeift. Das Schiedsrichterteam wirkt abseits dessen eigentlich kompromisslos.

Ständig werden Karten gezückt: ein versehentlicher Tritt nach dem Ball, wenn der schon weg ist und dabei den Gegner erwischt? Sofort Rot. Steht auch nur die Ferse des Stürmers im Abseits: Der Linienrichter hat die Lupe immer dabei. Kontrovers kann man das nennen, manche mag es frustrieren, andere werden sagen: Das gehört beim Fußball dazu. Falsch sind die Schiri-Entscheidungen nie wenn er pfeift, dafür übersieht er schonmal ein Handspiel.

Linienrichter Lupe

Da misst der Linienrichter gerne mal mit der Lupe nach. Klares Abseits, oder? kicker eSport

Unser Fazit

Ja, Version 1.0.0 sieht nach einer spielfähigen Fußballsimulation aus. Ein seltsames Fazit, für einen Titel mit der Geschichte eines PES. Mehr als ein funktionierendes Fußballspiel wollte und hat Konami nicht vorgelegt. Statt im September, erscheint "eFootball 2022" nun quasi im April. Fertig ist das Spiel noch nicht, es gibt nach wie vor kaum Modi und wie die Onlinepartien laufen, muss sich noch zeigen. Auch das ist so geplant: eFootball soll sich über die Zeit weiterentwickeln.

Grafikvergleich

Die Grafik hat einen deutlichen Sprung gemacht. Links die neue Version, rechts die alte. kicker eSport

eFootball 2022 ist eine ansprechende Fußballsimulation mit deutlich mehr Realismus als in FIFA geworden - solange mit den lizenzierten Teams gespielt wird: Die sind komplett eingescannt. Wie all das mit anderen Mannschaften aussieht: Unbekannt. Wie die neuen Modi wie Meisterliga oder "Dream Teams" sich spielen: Auch unbekannt. Dafür ist klar: eFootball ist kostenlos und das könnte das schlagende Argument sein.

Was Konami tut, ist alle Fußballfans um eine zweite Chance zu bitten. Ladet es euch am 14. April einfach auf die Konsole und macht euch selbst ein Bild davon. Denn mit dem Update ist eine gute Fußballsimulation entstanden. Vielleicht sogar eine, die FIFA in die Tasche stecken kann. Zumindest abseits der Bundesliga- und Premier League-Lizenz.

Podcast
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Blizzard, gamescom und Helldivers II vs. Sony!
47:07 Minuten
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Holm Kräusche

Grafikvergleich: FIFA 22 vs. eFootball 2022 mit dem FC Bayern München