kicker

Monschein: "Beim LASK gab es wenig Platz für einen Instinkt-Fußballer wie mich"

"Ich war mental total down"

Monschein: "Beim LASK gab es wenig Platz für einen Instinkt-Fußballer wie mich"

Christoph Monschein erlebt keine einfache Saison.

Christoph Monschein erlebt keine einfache Saison. GEPA pictures

kicker: Christoph, Sie haben eine schwierige Phase beim LASK hinter sich, in Altach hat's auch nicht gleich funktioniert, bis Sie gegen Ried endlich wieder getroffen haben. Wie ging es Ihnen in den letzten Monaten?

Qualifikationsgruppe - 25. Spieltag

Christoph Monschein: Das war die schwierigste und härteste Zeit meiner Karriere und hat schon mit den letzen Monaten bei der Austria begonnen. Beim LASK war es nicht einfach als Spielertyp, wie ich es bin, zu performen. Die vielzitierte LASK-DNA ist keine Worthülse, da ist wirklich jede Position genau beschrieben und definiert, jeder Laufweg vorgezeichnet. Da gibt es wenig Platz für einen Instinkt-Fußballer wie mich, der gerne mal mit dem Ball losrennt oder dribbelt. Nicht falsch verstehen, das ist ja nicht prinzipiell schlecht, der LASK hat in den letzten Jahren großen Erfolg damit gehabt. Aber für mich war es eine große Umstellung. Noch dazu war ich zwei Mal verletzt, das hatte sicher auch mit der Intensität des LASK-Stils zu tun, der so intensiv ist wie nirgends anders. Als ich wieder fit war, habe ich eigentlich schon viel davon umgesetzt, aber nicht mehr so viele Chancen bekommen.

Sie haben dann Ihre Leihe zum SCR Altach vorangetrieben?

Ich habe dann das Gespräch mit Trainer und Sportdirektor gesucht und gesagt, dass ich eine Lösung will, wo ich spielen kann und zufrieden bin. Es war schnell klar, dass das nicht beim LASK der Fall sein würde, weil man mich dort nicht mehr als Stürmer, sondern als Außenspieler gesehen hat. Aber ich war immer Stürmer und habe auch immer meine Tore gemacht, egal bei welchem Verein und egal in welcher Situation der Verein gerade gesteckt ist. Mein Berater hat dann den Kontakt zu Altach hergestellt, wo mich Sportdirektor Grabherr und Trainer Magnin schnell überzeugt haben. Vor allem der Trainer hat mir versichert, dass er einen Typ wie mich gesucht hat.

Wie haben Sie die schwierige LASK-Zeit verkraftet?

Ich war mental total down. Ich bin auch überzeugt, dass meine Verletzungen damit zu tun hatten. Wenn es dir nicht gut geht, verletzt du dich auch leichter. Es hat sicher auch Auswirkungen auf meine Körpersprache gehabt, wie ich mich im Training präsentiert habe. Vielleicht habe ich auch deshalb nicht mehr so die Chance bekommen. Dann kommt natürlich der Druck von außen dazu, die Erwartungen, die der Verein in mich gesetzt hat. Jedenfalls war ich so down wie noch nie. Das war auch der Grund, warum ich das Umfeld wechseln musste und Altach dafür genau der richtige Ort ist - weiter weg geht es ja nicht in Österreich.

Gab's keinen Rückhalt vom Verein?

Ich habe vor allem in der Mannschaft großen Rückhalt gespürt. Das war es auch, was mich, übertrieben ausgedrückt, am Leben gehalten hat. Ich habe mit vielen Spielern und auch einigen Betreuern sehr schnell richtige Freundschaften geschlossen. Mit vielen von ihnen bin ich immer noch regelmäßig in Kontakt. Das kommt nicht oft vor, bei der Austria habe ich vielleicht noch zwei, drei Freunde, mit denen ich mich treffe, wenn ich in Wien bin.

Die elf Top-Acts der Foda-Ära

Das Tor war eine Befreiung?

Es gibt nix Schöneres! Dieses Gefühl, ein Tor zu schießen, das ich seit Monaten nicht gehabt habe, das war unbeschreiblich. Dass wir das Spiel dann auch noch gewonnen haben, war überhaupt der Wahnsinn. Das muss man sich einmal vorstellen: Bei mir waren es schon fünf Spiele ohne Sieg und ohne Tor. Aber die anderen Spieler hatten schon elf Spiele nicht mehr gewonnen! Das habe ich überhaupt noch nie erlebt.

Jetzt geht's wieder aufwärts?

Ich hoffe, dass ich jetzt wieder in den Flow komme, dass ich wieder glücklich und gesund bleibe. Ich weiß jetzt aber auch, dass der Fußball viel zurück gibt, in welchem anderen Beruf kannst du so schnell wieder erfolgreich zurückkommen? Bis jetzt habe ich mir nie erklären können, wie es das gibt, dass ein Spieler, der ein Jahr lang super Leistungen bringt, in ein Tief rutscht und nie wieder an frühere Leistungen herankommt. Jetzt weiß ich, wie das ist. Aber ich weiß auch, dass ich da herauskomme. Ich bin erfahren genug, um zu wissen, dass ich nicht in jedem Spiel treffen werde, aber ich bin sicher, dass ich wieder meine Tore machen werde.

Mit 25 war ich dann das erste Mal auf Abruf im Nationalteam. Da fragst du dich schon, wie kann das sein?

Christoph Monschein über seinen Karriereweg

Sie sind nur verliehen, ist eine Rückkehr zum LASK für Sie überhaupt denkbar?

Stand jetzt bin ich ab 1. Juni wieder LASK-Spieler. Ich habe ja noch zwei Jahre Vertrag. Prinzipiell freue ich mich auf Spieler und Staff, ich bin gerne in Linz und hab' noch immer meine Wohnung dort. Wie's sportlich weitergeht, werden wir in einem offenen Gespräch klären. Je nachdem, was dabei herauskommt, werde ich mich entscheiden. Ich werde auf jeden Fall nichts ausschließen, was mich glücklich macht.

Was würde Sie in Ihrer Karriere noch glücklich machen, gibt's einen großen Traum, den Sie sich noch erfüllen wollen?

Ich hatte nie den großen Traum. Ich habe ja mit 17, 18 überhaupt nicht damit gerechnet, jemals Profi zu werden. Ich habe 16 Jahre lang in Brunn am Gebirge Fußball gespielt, weil ich meine Freunde dort gehabt habe und es Spaß gemacht hat. Als ich mit 22 zu Ebreichsdorf in die Regionalliga gekommen bin, hat mir Gogo Djuricin überhaupt erst einmal das Anlaufen von Verteidigern beibringen müssen. Aber ich habe auch dort meine Tore geschossen. Schon mein Wechsel zur Admira ist mir vollkommen unwirklich vorgekommen. Das hatte ich nie erträumt, das ist alles passiert. Aber ja, wenn du schon einmal dort bist, versuchst du auch, Stammspieler zu werden und so ist es immer noch ein Stück weiter gegangen. Mit 25 war ich dann das erste Mal auf Abruf im Nationalteam. Da fragst du dich schon, wie kann das sein? Das war für mich eine große Auszeichnung und hat mir gezeigt, dass ich Qualität habe. Dass ich noch ein Jahr auf meinen ersten Einsatz warten musste, war dann schon egal. Bei der Austria habe ich gesehen, wie einfach alles ist, wenn ein Trainer auf dich baut. Unter Christian Ilzer habe ich einfach das Vertrauen gehabt, dass egal, was ich mache, ich werde nächste Woche wieder spielen. Dass ich dann 13 Tore in 15 Runden geschossen habe und mit Haaland die Torschützenliste angeführt habe, war einfach top.

Apropos Austria. Wären Sie nicht heute gerne Teil dieser jungen Austria, der alle Herzen zufliegen?

Es hätte mich natürlich gefreut, wenn ich diesen Erfolg mit der Austria auch schon gehabt hätte. Aber ich finde es auch so cool, weil ich den Verein einfach gern habe und ich immer eine gute Beziehung zu den Fans hatte. Aber es gibt auch Gründe, warum ich nicht mehr da bin. In der Situation, in der die Austria war, war es schwierig, eine Lösung zu finden. Und die riesen Wertschätzung habe ich in den Gesprächen auch nicht gespürt. Dazu ist das Angebot vom LASK gekommen, das natürlich auch verlockend war. Weil es ein Top-Verein ist, der in den letzten Jahren viel Erfolg hatte.

Am Wochenende bekommen Sie es aber mit Ihrem anderen Ex-Verein, der Admira, zu tun.

Wir haben nach dem 0:2 im letzten Spiel auf jeden Fall noch eine Rechnung offen. Aber egal, gegen wen, wir müssen schauen, dass wir unsere Spiele gewinnen, um oben zu bleiben. Das ist vielleicht unser Vorteil: Wir kennen seit Tag eins, den ich in Altach bin, nur ein Ziel: Den Klassenerhalt. Andere Mannschaften, die jetzt erst da unten reinrutschen, müssen einmal damit umgehen lernen. Uns hat Ludovic Magnin von Anfang an darauf eingeschworen. Er ist da sehr emotional, auch das habe ich noch nie erlebt. Aber er weiß, wie er die Mannschaft pusht und uns Selbstvertrauen einhaucht.

Horst Hötsch