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Report: Große Verluste für Europas Elite - Trio wertvoller als Bayern

Report über die 32 Klubs mit den höchsten Unternehmenswerten

Große Verluste für Europas Elite - Trio wertvoller als Bayern

Real Madrid, der FC Barcelona und der FC Bayern gehören zu den wertvollsten Klubs Europas.

Real Madrid, der FC Barcelona und der FC Bayern gehören zu den wertvollsten Klubs Europas. imago images (2)

Die größten Klubs der Welt mussten mit Beginn der Pandemie erhebliche finanzielle Verluste hinnehmen. Die Hackordnung in Europa hat sich dadurch jedoch nur unwesentlich verändert. Zu diesem Schluss kommen die Fußball-Experten des Beratungskonzerns KPMG, die an diesem Donnerstag ihren sechsten Report über die europäische Elite vorlegen ("Football Clubs' Valuation - The European Elite 2021").

Darin werden die Unternehmenswerte der 32 Top-Klubs beziffert. Real Madrid führt diese Tabelle mit 2,909 Milliarden Euro zum dritten Mal in Folge an. Die Plätze dahinter getauscht haben der FC Barcelona (2,869 Mrd.) und Manchester United (2,661 Mrd.). Das Trio, Teil des "dreckigen Dutzend", das sich in einer Superliga abspalten wollte, fiel damit komplett wieder hinter die Drei-Milliarden-Schwelle zurück.

Solides Wirtschaften der Bayern - Liverpool auf dem Vormarsch

Erstmals seit der Einführung dieser Studie durch die "Football Benchmark" im Jahr 2016 ist der Gesamtwert der 32 gesunken, um 6,1 Milliarden (15 Prozent) auf 33,6 Milliarden Euro. Eine Summe, die immer noch leicht über dem Stand von 2018 liegt.

Dem FC Bayern München auf Rang vier (2,621 Mrd.) wird zum wiederholten Male ein hervorragendes Verhältnis von sportlicher "Performance und Profitabilität" bescheinigt, ein solides Wirtschaften. Einbußen 2020 seien vor allem auf fehlende Heimspieleinnahmen zurückzuführen. Seit 2016 ist der Wert, den die "Football Benchmark" für die Bayern ansetzt, um 22 Prozent gestiegen. Der des FC Liverpool (5.) nahm in der Ära Jürgen Klopp um 79 Prozent zu.

Schalke mit zweitgrößtem Wertverlust in den letzten fünf Jahren

Zu den Aufsteigern in den Top Ten zählen Paris Saint-Germain (8.) und Juventus Turin (10.). Arsenal (11.) ist um sechs Plätze tiefer eingestuft als vor fünf Jahren. Den Gunners (-13 Prozent), dem FC Schalke 04 (15./-20 Prozent) und der AC Mailand (19./-22 Prozent) wird in diesem Zeitraum der größte Wertverlust zugeschrieben. Bundesliga-Absteiger S04 und Borussia Dortmund (12.) rangieren auf den Plätzen des Vorjahres. Die sportliche und wirtschaftliche Abrechnung der gerade beendeten Saison ist in der Studie noch nicht berücksichtigt.

Zu den wertvollsten 32 Klubs des Kontinents zählen neuerdings Atalanta Bergamo (24.), Olympique Marseille (31.) und Fenerbahce Istanbul (32.), rausgefallen sind West Ham United, Athletic Bilbao und Besiktas Istanbul.

Egal, ob Mailand oder Madrid: Die Corona-Krise hat jeden erwischt. In erster Linie sanken die operativen Erlöse in der TV-Vermarktung und an den Spieltagen. In der Gesamtbetrachtung sind unterm Strich die kommerziellen Einnahmen seit Anfang 2020 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, was Ausrüster- oder Sponsorenverträgen zu verdanken ist, die vor dem Ausbruch der Pandemie geschlossen wurden.

Die Zwei-Klassen-Gesellschaft bleibt bestehen

Dass die Krise die Branche in der Breite trifft, zeigt dieser Fakt: Nur sieben Klubs meldeten einen Nettogewinn aus dem Betrieb in dem bewerteten Zeitraum, im Mai 2020 waren die Geschäfte noch für 20 profitabel gewesen. Allerdings: Trotz COVID-19 ist der Gesamtunternehmenswert der 32 Klubs heute um 27 Prozent höher als 2016.

Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft manifestiert sich unterdessen laut KPMG weiterhin: In jedem Jahr seit Beginn der Bewertung sei die wirtschaftliche "Performance" der zehn Top-Marken insgesamt besser als die der 22 in der Rangliste folgenden Klubs. Zuletzt machten sie 60 Prozent des operativen Umsatzes der 32 und nur drei Prozent bei den Nettoverlusten aus.

Unabhängig von diesem Ranking rechnet KPMG derzeit die Verluste im Betrieb der Saison 2019/20 für alle Erstligisten der 55 UEFA-Mitgliedsverbände auf 2,7 Milliarden Euro hoch. Die Verluste der Klubs in Europa würden sich, wenn alle Bilanzen gemeldet seien, auf dem Niveau von 2016 bewegen und somit jenem Zeitpunkt, an dem das Financial Fairplay (FFP) zur Vermeidung eines weiteren Schuldenaufbaus eingeführt wurde. Zwischen Februar 2020 und April 2021 sei zudem der Marktwert der 500 teuersten Spieler um insgesamt zehn Prozent gesunken.

KPMG-Sportchef empfiehlt kleinere Ligen, Ligenfusionen und FFP-Reform

Um größeren Schaden abzuwenden, empfiehlt Andrea Sartori, Chef der Sport-Sparte von KPMG, "eine Überprüfung der Unternehmensführung" in den Klubs, "eine Verkleinerung nationaler Ligen, die Bildung regionaler Ligen (wie eine BeNeLux-Liga, Anm. d. Red.) und eine Reform des FFP", die zu einer "strikteren Kostenkontrolle" führen müsse. Publikum und Spieler gehörten mehr in die Veränderungsprozesse eingebunden.

Die KPMG-Spezialisten untersuchen regelmäßig 200 Klubs in Europa und Übersee. Anhand von Geschäftskennzahlen bewerten sie für ihre Rangliste der europäischen Elite Profitabilität, Popularität, sportliches Potenzial, TV-Einnahmen und Eigentumsrechte am Stadion; somit Personalkosten und Marktwerte der Stars ebenso wie Erlöse aus dem Merchandising und Followerzahlen in sozialen Medien.

Laut aktueller KPMG-Studie haben die zwölf Klubs, die ursprünglich die European Super League gründen wollten, in sozialen Netzwerken wie Twitter und Instagram zusammen 1,342 Milliarden Follower (74 Prozent). Die weiteren 86 Klubs der fünf europäischen Topligen dagegen kommen auf nur 474 Millionen (26 Prozent).

Jörg Jakob

Die Top 15 der wertvollsten Klubs laut KPMG-Report:

1. Real Madrid
2. FC Barcelona
3. Manchester United
4. FC Bayern München
5. FC Liverpool
6. Manchester City
7. FC Chelsea
8. Paris Saint-Germain
9. Tottenham Hotspur
10. Juventus Turin
11. Arsenal
12. Borussia Dortmund
13. Atletico Madrid
14. Inter Mailand
15. Schalke 04

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