Basketball

BBL-Protestaktionen? Günther: "Ersten 10.000 an Strafe gehen auf mich"

Liga-Geschäftsführer Holz erntet Kritik

BBL-Debatte um Protestaktionen: "Die ersten 10.000 an Strafe gehen auf mich"

Er ist dafür, dass sich die BBL-Profis nicht den Mund verbieten lassen: Per Günther.

Er ist dafür, dass sich die BBL-Profis nicht den Mund verbieten lassen: Per Günther. imago images

Das Quarantäne-Turnier der Basketball-Bundesliga kann nach Einschätzung von Bayern Münchens Sportdirektor Daniele Baiesi eine riesige Chance sein. Der Neustart sei "tolle Werbung für unsere Liga", befand der Italiener am Mittwoch bei einer Pressekonferenz vor dem Start des Meisterturniers. Der deutsche Basketball könnte "für lange Zeit davon profitieren".

Die Basketballer sind neben den Fußballern die einzige wichtige Profiliga, die ihre Saison trotz der Corona-Krise beendet - wenn alles glatt läuft. "Das Turnier ist eine gute Gelegenheit, zu einer Art Normalität zurückzukehren", sagte Baiesi weiter. Es sei eine "starke Botschaft der Hoffnung und positiven Einstellung". Angesichts der Ungewissheit vor dem Auftakt im Audi Dome habe er aber "gemischte Gefühle", räumte der 44-Jährige ein.

Von Samstag an geht es bis zum 28. Juni in München für zehn Teams um den Titel. Verzichten muss Titelverteidiger FC Bayern jedoch auf seinen Topscorer Greg Monroe (Krankheitsfall im erweiterten Familienkreis) und Führungsspieler Nihad Djedovic (Knieverletzung). Dafür wurde kurzfristig Nationalspieler Ismet Akpinar vom türkischen Klub Besiktas Istanbul verpflichtet.

Nach den Aussagen von BBL-Geschäftsführer Stefan Holz über mögliche politischen Äußerungen im Ligabetrieb meldete sich Geschäftsführer Marko Pesic zu Wort. "In einer Zeit, in der es um Solidarität und Zusammenhalt geht, kann niemand den Spielern das Wort verbieten. Sich gegen Rassismus zu stellen, ist keine politische Äußerung, sondern eine Lebenseinstellung", betonte Pesic. "Und wir sind uns ganz sicher, dass unsere Spieler genau wissen, welche Werte der Basketball an sich und welche Haltung speziell dieser Verein und seine handelnden Personen bei diesem leider sehr großen Thema besitzen."

Seine ganz eigene Botschaft verbreitete Basketball-Profi Per Günther via Twitter: "Liebe BBL-Spieler. Wenn ihr euch beim anstehenden Turnier ausdrücken und gegen Rassismus positionieren wollt - bitte fühlt euch frei, es zu tun. Die ersten 10.000 an Strafe gehen auf mich."

Holz hatte zuvor im Interview der Deutschen Presse-Agentur klargestellt, dass die Liga ihren Profis während des Spielbetriebs ähnliche Protestaktionen wie jüngst in der Fußball-Bundesliga untersage. "Für uns gilt wie im Fußball: Wir treiben Sport und es gibt keine politischen Äußerungen in jedwede Richtung, da öffnen wir nicht die Tür", äußerte Holz. Er sagte aber auch: "Gleichwohl hätten wir Verständnis, wenn das Thema gerade die Spieler aus den USA beschäftigt."

Holz rudert zurück

Am Mittwoch ruderte Holz plötzlich zurück. "Es passiert seitens der Liga gar nichts. Das werden wir natürlich respektieren als Meinungsäußerung, die wir schätzen. Auch wir als Liga haben ein klares Statement und werden auf Social Media ein klares Zeichen setzen", sagte er dem SID am Mittwochnachmittag. Laut Holz werte die BBL derlei Aktionen nicht als politisch. Restriktionen habe niemand zu befürchten. "Das war falsch, das haben wir nie gesagt und gilt auch weiterhin. Es wird keine Sanktionen geben", so Holz.

Am vergangenen Spieltag der Fußball-Bundesliga hatten mehrere Profis durch verschiedene Aktionen und Gesten auf dem Rasen gegen den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA protestiert.

Es handle sich um ein "sehr sensibles Thema", sagte Baiesi. "Wir müssen das Thema auf umfassende Weise behandeln und in der Lage sein, dumme Kommentare und oberflächliche Analysen zu vermeiden." Baiesi sieht sich selbst als Verfechter der Redefreiheit. Er sei sich aber auch bewusst, "dass es angemessene Orte und Wege gibt, die eigene Meinung auszudrücken". Das Thema habe auch mit individueller Verantwortung zu tun, befand Baiesi.

msc/dpa