3. Liga

"Kommunaler Doppelpass" in der 3. Liga?

Umfrage unter Städten

"Kommunaler Doppelpass" in der 3. Liga?

Bereit für Geisterspiele: Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße in München.

Bereit für Geisterspiele: Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße in München. imago images

Alle 19 Städte und Gemeinden - München beherbergt mit dem TSV 1860 und dem FC Bayern II zwei Drittligisten - schrieb der kicker an mit der Bitte um Positionierung. Drei Kommunen haben sich nicht zurückgemeldet. Das Gros (Braunschweig, München, Kaiserslautern, Rostock, Mannheim, Aspach, Würzburg) verweist auf die höhere Entscheidungsebene Land respektive Bund, scheint aber grundsätzlich offen für die Fortsetzung mit Geisterspielen unter dem Vorbehalt eines schlüssigen Sicherheits- und Hygienekonzepts.

So erklärt etwa Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter: "Sollte es bundes- und bayernweit möglich und erlaubt sein, Drittligaspiele ohne Zuschauer durchzuführen, wird dies unter notwendigen Bedingungen auch im Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße möglich sein."

Ein Sprecher der Hansestadt Rostock beispielsweise führte aus, dass "eine Entscheidung auf kommunaler Ebene nur denkbar wäre, wenn von der jeweiligen Landesregierung Genehmigtes aus besonderen Gründen vor Ort so nicht zulässig wäre. Das scheint für Rostock wohl eher unwahrscheinlich." Man wolle derzeit nicht spekulieren und sehe zunächst die Liga selbst in der Pflicht, entsprechende Vorschläge zu unterbreiten, die dann durch die Landesregierungen zu prüfen wären.

Köln positioniert sich - wie Krefeld - pro Wiederaufnahme. Der Beigeordnete für Bildung, Jugend und Sport in der Domstadt, Robert Voigtsberger, wünscht sich explizit einen baldigen Start. "Zwingende Voraussetzung dafür ist, dass jederzeit der Gesundheitsschutz aller Beteiligten gewährleistet wird", so der Sportdezernent.

Krefelds OB Frank Meyer verweist in Sachen Genehmigung zwar auf die Stadt Düsseldorf, weil der Krefelder FC dort seine Partien austrägt, vertritt jedoch "die Auffassung, dass grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden ist, wenn der DFB den Spielbetrieb der dritten Liga in Form von sogenannten Geisterspielen oder ähnlicher Form fortsetzen möchte, solange die dafür notwendigen Sicherheitsvorkehrungen gerade in hygienischer Hinsicht und mit Blick auf den Infektionsschutz gesichert sind."

Fünf Städte zeigen sich kritisch

Neben Waldhof Mannheim und der SG Sonnenhof Großaspach, deren Kommunen wie erwähnt fürs Erste auf ministeriale Entscheidungen verweisen, haben noch der MSV Duisburg, der 1. FC Magdeburg, Carl-Zeiss Jena, Preußen Münster, der Hallesche FC und der FSV Zwickau für einen Saisonabbruch votiert. Von der Stadt Duisburg ist (noch) nichts zu hören, wie auch aus Ingolstadt und Unterhaching. Meppen möchte sich nicht äußern.

Der Rest (Jena, Magdeburg, Münster, Halle, Zwickau) positioniert sich gegen die Wiederaufnahme. Magdeburgs OB Dr. Lutz Trümper etwa erklärt: "Die 4. Eindämmungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt sieht derzeit vor, dass nicht mehr als 2 Menschen aus unterschiedlichen Haushalten zusammenkommen dürfen. Das schließt Mannschaftstraining aus." Lokale Ausnahmegenehmigungen durch die Stadt gebe es nicht.

Solche schließt auch Dr. Bernd Wiegand aus. Laut Halles OB hat eine Stadionbegehung ergeben, dass die entsprechenden Abstandsregeln im HFC-Sportpark nicht einzuhalten sind. "Sollte der Verein Alternativlösungen anbieten, wie die Vorgaben des Infektionsschutzes gewährleistet werden können, wird die Stadt Halle (Saale) diese prüfen", lässt Wiegand dem HFC aber eine Hintertür offen, die für den Klub keine zu sein scheint.

Wiegands erstaunliche Aussage

Geisterspieltauglich? Der Erdgas-Sportpark in Halle.

Geisterspieltauglich? Der Erdgas-Sportpark in Halle. imago images

Denn HFC-Präsident Jens Rauschenbach hatte dem "Spiegel" erklärt, dass ein Umzug für die ausstehenden fünf Heimspiele nicht in Frage käme, ohnehin wisse er im Umkreis keine Ausweichmöglichkeit. Zudem zeigt sich OB Wiegand unzufrieden mit dem aktuellen Sicherheitskonzept des Ligaträgers DFB. Die Stadt habe dem HFC geschrieben, "dass die geltenden Quarantäne-Regeln für Infizierte und direkte Kontaktpersonen für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt gleichermaßen gelten und nicht aufgeweicht werden. Nur Infizierte, nicht aber Kontaktpersonen zu isolieren, ist aus Sicht der Stadt Halle (Saale) nicht akzeptabel."

Eine Aussage, die erstaunt. Denn in dem Konzept zum Sonderspielbetrieb, das DFL und DFB gemeinsam erarbeiteten, heißt es: "Einzelne Spieler oder Betreuer mit näherem Kontakt zu einer infizierten Person können selbstverständlich bei Vorliegen entsprechender Konstellationen dennoch isoliert werden." Zudem sieht das Konzept vor, dass Infektionen dem jeweiligen Gesundheitsamt zu melden sind und dieses dann über den Umfang der folgenden Quarantäne entscheiden soll.

Benni Hofmann