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eSport-Abteilung von Greuther Fürth vor dem Aus

Fehlende Sponsoreneinnahmen wegen Corona

eSport-Abteilung von Greuther Fürth vor dem Aus

Die SpVgg Greuther Fürth kann sich nach aktuellem Stand in der kommenden Saison kein eFootball-Team leisten.

Die SpVgg Greuther Fürth kann sich nach aktuellem Stand in der kommenden Saison kein eFootball-Team leisten. SpVgg Greuther Fürth

Drei kleine Pünktchen trennten die "Kleeblätter" im Saisonfinale vom ersten Meistertitel in der VBL Club Championship. Die Franken hatte sich in der Rückrunde aus dem oberen Mittelfeld der Tabelle in die Spitzengruppe vorgekämpft und einen sensationellen zweiten Platz hinter Titelverteidiger SV Werder Bremen gefeiert. Das Fürther Duo aus Fabio 'Fifabio97' Sabbagh und Christian 'xImpact10' Judt wuchs im Laufe der Spielzeit über sich hinaus, die letzte Niederlage nach Gesamtabrechnung datierte vom elften Spieltag aus dem Bayern-Derby gegen den FC Augsburg (3:6). Doch wie im realen Fußball liegen auch im eFootball manchmal nur wenige Monate zwischen Triumph und Tragödie.

Die Coronavirus-Pandemie sorgt nahezu allerorts für klamme Geldbörsen, die Spielvereinigung stellt keine Ausnahme dar. Es mangelt an Sponsoreneinnahmen, um die monetären Aufwendungen für den Bereich eSport auch zukünftig zu refinanzieren. Wie Fürths Pressesprecher Immanuel Kästlen gegenüber kicker eSport bestätigte, ist eine weitere Saison zum jetzigen Zeitpunkt nicht realisierbar. Da ein Ende der Krise und eine Rückkehr zur Normalität derzeit noch nicht abzusehen sind, rechnen die Verantwortlichen nicht mit der Akquise weiterer Partnerschaften. Realistischer sei eher der Verlust einiger Sponsoren, die ihrerseits vermehrt auf das Budget achten müssen. Ein Rückzug der Fürther aus dem eSport steht demnach nicht nur im Raum - es ist das wahrscheinlichste aller Szenarien.

Frühzeitige Verkündung zugunsten der Spieler

Betroffen wären von dieser Konsequenz in erster Linie die eFootballer, die noch bis zum 30. Juni 2020 beim "Kleeblatt" in der Pflicht stehen. Neben den erwähnten 'Fifabio97' und 'xImpact10' beschäftigt Fürth derzeit auch die Nachwuchsspieler Leon 'xLeon1903x' Lödel und Jegor 'Sweatzz_17' Bien. Die beiden Aushängeschilder werden von der Agentur BAP eSports vertreten, mit der auch die entsprechenden Verträge geschlossen wurden - eine Verlängerung erscheint momentan keine Option. Die Spieler wurden bereits über die fortgeschrittenen Zukunftspläne des Vereins informiert, um sich einem neuen Team anschließen zu können. Die Franken wollen ihren Erfolgsgaranten keine Steine in den Weg legen, die Fortsetzung der vielversprechenden Karrieren soll begünstigt werden.

Als "zwei tolle Typen - sportlich wie menschlich" bezeichnet Kästlen Sabbagh und Judt, der Verein würde die bestehende Zusammenarbeit unter normalen Umständen gerne fortsetzen. Obgleich sich das Fürth-Doppel durch die jüngsten Leistungen ohnehin ins Schaufenster gespielt hatte, interessierte Vereine und Organisationen sollten sich finden lassen. Am Gehalt der aufstrebenden FIFA-Profis scheitern die Finanzpläne nicht, betont Kästlen. Einem möglichen Wechsel aus sportlichen Gründen hätten sich die Verantwortlichen auch ohne Corona-Krise nicht verschlossen - "es hätte uns sehr für sie gefreut", meint der Pressesprecher. Es bleibt bei der Spielvereinigung die Hoffnung, ihre wohl scheidenden Schützlinge mögen anderweitig an die Erfolge der jüngeren Vergangenheit anknüpfen.

Judt: "Natürlich erst mal ein Schock"

'Fifabio97', der eFootball-Deutschland als Newcomer in seiner Debütsaison ordentlich aufmischte, wird sich wohl erneut in Richtung des Vereinssports orientieren. "Mein Ziel ist es, auch nächstes Jahr in der VBL als Vereinsspieler vertreten zu sein", sagt der PS4-Profi. Zunächst gelte es aber, "in Ruhe abzuwarten, welche Anfragen, Angebote und Optionen sich ergeben". Trotz aller Zuversicht für den eigenen Werdegang nehmen auch die Spieler den anzunehmenden Abschied nicht auf die leichte Schulter. "Als jahrelanger Fan und erster FIFA-Spieler des Kleeblatts war das natürlich erst mal ein Schock und sehr, sehr schade", äußert sich 'xImpact10'. Groll gegenüber dem Verein hegt das Duo ob der Situation keineswegs, Sabbagh zeigte Verständnis für die Entwicklung: "Wir alle konnten die Gründe durch die Corona-Krise nachvollziehen. Und deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren."

Abgeschlossen haben die FIFA-Koryphäen mit der Spielvereinigung allerdings noch nicht, Judt spekuliert auf eine Vollendung der unterbrochenen Spielzeit. "Hoffentlich werden wir das Grand Final (der Virtual Bundesliga, Anm. d. Red.) sowie internationale Turniere im Fürther Trikot noch zu Ende spielen können", sagt der Xbox-Spezialist. Hierfür stehen die Zeichen jedoch - ähnlich wie auf einen Verbleib bei der Spielvereinigung - eher schlecht, obwohl die DFL eine Online-Veranstaltung zuletzt nicht mehr ausschloss. Die Verträge mit 'xImpact10' und 'Fifabio97' respektive BAP eSports laufen am 30. Juni aus, eine Austragung erscheint im verbleibenden Zeitraum zumindest fraglich. Eine Deadline für die endgültige Entscheidung hat sich der Verein übrigens noch nicht gesetzt, es müssen finale Faktoren abgewogen werden - vielleicht verleiht das dreiblättrige Kleeblatt auf den letzten Drücker ja doch noch Glück.

Niklas Aßfalg

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