3. Liga

FCK: Das mögliche Insolvenzplanverfahren und seine Folgen

Fragen und Antworten rund um die kritische Situation

FCK: Das mögliche Insolvenzplanverfahren und seine Folgen

Was würde eine Planinsolvenz für den Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern bedeuten?

Was würde eine Planinsolvenz für den Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern bedeuten? imago images

Was ist ein Insolvenzplanverfahren?

Ein Insolvenzplanverfahren ist kein selbstständiges Verfahren, sondern ein Bestandteil eines geregelten Insolvenzverfahrens. Die Stellung eines Insolvenzantrags ist somit Grundvoraussetzung. Der Schuldner, in diesem Fall die 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA, würde in Eigenverwaltung mit einem ihm zur Seite gestellten Sachverwalter ein Sanierungs- und Restrukturierungskonzept entwerfen, das die Erhaltung des Unternehmens anstrebt. Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt würde im Amt bleiben. Die Gläubiger dürfen durch diesen Plan nicht schlechter gestellt werden als bei der Durchführung eines Regelinsolvenzverfahrens, bei dem eine möglichst hohe Schuldenbegleichung durch Verkauf aller Vermögensgegenstände angestrebt wird. Der Großteil der Gläubiger muss dem entworfenen Plan zustimmen. Während eine Regelinsolvenz meist mehrere Jahre dauert, kann eine Planinsolvenz binnen weniger Monate abgewickelt werden.

Welche Ausgangslage muss gegeben sein?

Zwingende Voraussetzung ist, dass dem Verein für die Zeit nach der Sanierung eine positive Fortführungsprognose ausgestellt wird. Die zentrale Frage ist hier: Wann wird wieder Fußball gespielt? Denn ohne TV-Gelder und mittelfristig auch wieder planbare Zuschauereinnahmen kann die Prognose nicht positiv ausfallen. Ein seriöser Insolvenzplan ist deshalb aktuell zwar noch nicht erstellbar, doch aufgrund der generellen Unsicherheit im Finanzsektor aufgrund der Corona-Krise müssen hier derzeit andere Maßstäbe angelegt werden.

Hat sich der FCK bereits mit diesem Szenario beschäftigt?

Ja, bestätigte Voigt dem kicker: "Nicht erst seit März, sondern seit wir im Dezember unsere Ämter im Klub angetreten haben, wussten wir um die hochbrisante wirtschaftliche Situation. Um unserer Verantwortung gegenüber dem Klub gerecht zu werden, prüfen wir selbstverständlich alle Optionen, die sich aus der Situation ergeben."

Doch die Verantwortlichen auf dem Betzenberg wissen auch um die vielen Fallstricke und werden mit juristischem Beistand alle Eventualitäten einkalkulieren, um nicht bei Komplikationen im Insolvenzplan in eine Regelinsolvenz abzurutschen.

Kann jeder Verein dieses Verfahren einleiten, um einen Schuldenschnitt zu erwirken?

Nein. Nur wenn in naher Zukunft eine Zahlungsunfähigkeit bevorsteht, kann frühzeitig ein Insolvenzantrag gestellt werden, um eine Sanierung zu ermöglichen. Die gesetzlichen Regelungen sind in der Insolvenzordnung (InsO) festgelegt. Beim FCK ist diese Situation gegeben. Derzeit fehlen rund zwölf Millionen Euro, um eine Lizenz für die Saison 2020/2021 zu erhalten. Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit in der Corona-Krise ist nicht absehbar, dass der zudem mit rund 20 Millionen Euro verschuldete Klub diese Summe aufbringen kann.

Warum sollten die Gläubiger einem Insolvenzplanverfahren zustimmen?

In einem Regelinsolvenzverfahren mit der Liquidation aller Vermögensgegenstände und der Zerschlagung des Unternehmens dürfte die Insolvenzquote, also der Anteil den Gläubiger aus der Insolvenzmasse erhalten, bei unter einem Prozent liegen. Die Investitionsfirma Quattrex, die dem FCK in den vergangenen Jahren insgesamt rund acht Millionen Euro geliehen hat, würde somit wohl nicht einmal 80.000 Euro zurückerhalten. In einer Planinsolvenz wären die Gläubiger bessergestellt, da ihnen beispielsweise Beteiligungen an künftigen Einnahmen zugesichert werden können. Die Insolvenzquote läge also höher. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass auch Verfahren, in denen die Quote nur wenig höher liegt als in einer Regelinsolvenz, binnen weniger Monate abgeschlossen werden können.

Gibt es für den FCK abgesehen von der Entschuldung weitere Vorteile?

Bei zahlreichen Krediten sind Tilgungen erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, der Klub zahlt somit aktuell nur die Zinsen. Doch diese sind horrend und mit insgesamt über einer Million Euro jährlich eine der größten Belastungen - die künftig wegfallen würde. Alleine Quattrex erhält jährlich rund acht Prozent Zinsen plus erfolgsabhängige Beteiligungen. Unter diesen Bedingungen - ohne die rund 20 Millionen Euro Schulden und keine immensen Zinsbelastungen - ist der Verein für Investoren deutlich attraktiver.

Was passiert mit den bereits getätigten Eigenkapitaleinlagen der regionalen Investoren?

Da die GmbH & Co. KGaA der Profifußballabteilung weiterhin bestehen würde, behalten auch die Investoren ihre Aktienanteile. Die Frage ist jedoch, wie viel diese im Anschluss Wert sind.

Der Luxemburger Flavio Becca galt lange als potenzieller Investor, zögert aber bis heute und diente letztlich nur als Bürge für einen Kredit in Höhe von 2,6 Millionen Euro. Was bedeutet eine Insolvenz in dieser Hinsicht?

Bei einer Insolvenz kann der FCK den von einer Sparkasse bezogenen Kredit nicht zurückzahlen. Becca würde die Schuld bei der Bank begleichen und als Gläubiger am Insolvenzverfahren teilnehmen. Würde er jedoch wie ursprünglich geplant diese Summe in Eigenkapital in Form von Aktien umwandeln, würde er diese auch nach einem Insolvenzplanverfahren noch besitzen.

Was passiert mit der im letzten Sommer ausgegebenen Fan-Anleihe?

Hier muss unterschieden werden. Dass Crowdlending (rund eine Millionen Euro) über die Plattform Kapilendo wurde von der Kapitalgesellschaft ausgegeben. Jeder Zeichner würde somit als Gläubiger am Verfahren teilnehmen. Anders sieht die Situation bei der klassischen Fan-Anleihe (rund zwei Millionen Euro) aus, diese wurde nämlich vom 1. FC Kaiserslautern e.V., der Muttergesellschaft der ausgegliederten Kapitalgesellschaft emittiert. Hier nimmt der e.V. als Gläubiger am Verfahren teil. Inwiefern Zeichner Teile ihrer Anleine zurückerhalten, wird wie bei allen Gläubigern im Insolvenzplan festgehalten.

Was passiert mit laufenden Verträgen mit den Spielern, Dienstleistern, Sponsoren oder Pachtabkommen?

Sämtliche Verträge behalten ihre Gültigkeit, sofern sie weiter erfüllt werden können. Ein Sonderkündigungsrecht mit einer Frist von maximal drei Monaten für den Klub belastende Verträge obliegt jedoch in jedem Fall dem Sachverwalter.

Was bedeutet das konkret für den Stadion-Pachtvertrag mit der Stadt Kaiserslautern?

Theoretisch könnte der Sachverwalter den ursprünglichen Vertrag aufkündigen. Der in den vergangenen Monaten ausgearbeitete Mietnachlass für die kommenden beiden Spielzeiten ist ohnehin noch nicht unterschrieben und dies aufgrund der jetzigen Lage auch vorerst verschoben. Doch mehrere Gründe sprechen gegen eine Aufkündigung des Vertrags. Zum einen hängt die Spielgenehmigung für die 3. Liga zwangsläufig an einer geeigneten Spielstätte, eine wirkliche Alternative ist nicht vorhanden. Zum anderen haben die langwierigen Verhandlungen mit der Stadt Kaiserslautern in den vergangenen Monaten gezeigt, dass ein aus FCK-Sicht günstigerer Vertrag für die hochverschuldete Kommune nicht darstellbar ist.

Was passiert mit dem Nachwuchsleistungszentrum auf dem Fröhnerhof?

Das NLZ ist zwar noch im Besitz des FCK, jedoch bereits als Sicherheit an einem Gläubiger verpfändet. Dieser hätte laut Insolvenzrecht ein Absonderungsrecht und könnte das NLZ aus der Insolvenzmasse heraus in seinen Besitz ziehen. Doch ohne den Fußballbetrieb erscheint das Gelände bei weitem nicht den Wert zu haben, der in den Büchern festgeschrieben ist, denn eine anderweitige Verwertung der Flächen ist bisher nicht vorgesehen. Somit wäre eine Einigung für die fortführende Nutzung seitens des FCK auch ein Aspekt des Insolvenzplans.

Moritz Kreilinger