Basketball

NBA-Star Tim Duncan: Vom Schwimmer zum "besten Spur aller Zeiten"

Porträt über San Antonios größtes Aushängeschild

NBA-Legende Tim Duncan: Vom Schwimmer zum "besten Spur aller Zeiten"

Tim Duncan hat in seiner Karriere fünf Meisterschaften mit den San Antonio Spurs geholt.

Tim Duncan hat in seiner Karriere fünf Meisterschaften mit den San Antonio Spurs geholt. Getty Images

Am 25. April 1976 wurde Timothy Theodore Duncan auf den zu Amerika gehörenden Jungferninseln in Christiansted geboren. Anfangs war allerdings von einer NBA-Karriere nichts zu ahnen, denn der junge Tim Duncan entschied sich zunächst für den Schwimmsport. Er eiferte damit seiner älteren Schwester Patricia nach, die 1988 an den Olympischen Spielen in Seoul teilgenommen hatte. "Timmy", wie ihn eigentlich alle rufen, setzte sich zum Ziel, 1992 an Olympia in Barcelona teilzunehmen.

Aber das Schicksal hatte einen anderen Plan für den späteren Superstar der NBA parat. Im Herbst 1989 fegte Hurrikan Hugo über die Jungferninseln und richtete eine große Verwüstung an. Das einzige Schwimmbecken mit Olympia-Maßen war hinüber. Kurz vor Duncans 14. Geburtstag verstarb zudem seine Mutter Ione - ein schwerer Schicksalsschlag für den Teenager, der fortan den Schwimmsport ruhen ließ. "Das war eine sehr harte Zeit", sagte Duncan später und gab, wie es zu seinem Charakter passt, nicht viel mehr preis. Er war nie ein großer Redner, das sollten später auch Journalisten in Interviews spüren.

Tim Duncan und LeBron James lieferten sich einige heiße Duelle.

Tim Duncan und LeBron James lieferten sich einige heiße Duelle. Getty Images

1997 im NBA-Draft zu den Spurs

Über seinen Schwager zog es Duncan dann zum Basketball. Die Universität Wake Forest in North Carolina bot ihm schließlich ein Stipendium an. Der Power Forward nutzte die Chance und mauserte sich schnell zu einem sehr guten Basketballer. 1996 hatte er bereits die Chance, in den NBA-Draft zu gehen, er wäre wohl an Nummer 1 vor Allen Iverson gewählt worden. Aber Duncan hatte seiner Mutter versprochen, einen College-Abschluss zu schaffen. Somit blieb er noch ein Jahr an der Uni, schaffte den Abschluss und wurde erneut, zum zweiten Mal in Folge, zum besten Spieler des Jahres gewählt. 1997 meldete er sich schließlich im Draft an und wurde an erster Stelle von den San Antonio Spurs ausgewählt. "Es war eine harte Entscheidung", lachte Gregg Popovich ironisch, der Duncan über seine gesamte NBA-Laufbahn (1997-2016) trainierte. "Deine Katze oder dein Hund hätten diese Entscheidung treffen können."

Erster Titel für San Antonio

Den jungen, talentierten Duncan auszuwählen war in der Tat ein "No-Brainer". Der Power Forward fand sich sofort in der NBA zurecht, spielte im ersten Jahr schon stark auf und wurde sogar ins Allstar-Team berufen. Am Ende seiner zweiten Spielzeit dann das erste ganz große Highlight: Duncan holt mit San Antonio den ersten Titel in der Franchise-Geschichte. Am Ende setzten sich die Spurs in einer aufgrund des Lockouts verkürzten Saison (es fanden nur 50 Hauptrundenspiele statt) in den Finals mit 4:1 gegen die New York Knicks durch. Duncan wurde zum Finals-MVP gekürt. Erneut schaffte er es ins Allstar-Team, das gelang ihm in seiner Karriere insgesamt 15-mal.

Titelsammler Duncan

Der heute 43-Jährige wurde stärker und stärker und war längst der Star des Teams. 2002 und 2003 wurde er zum besten Spieler der NBA ausgezeichnet, 2003 holte er mit San Antonio erneut den Titel. Wieder wurde er zum wertvollsten Spieler der Finalserie gekürt. Selbiges gelang Duncan auch 2005, als er sich den dritten Ring über den Finger stülpen durfte. Aber drei Titel waren für den bescheidenen Profi noch lange nicht das Ende. Nachdem es 2007 die vierte NBA-Meisterschaft mit den Spurs gegeben hatte, musste Duncan allerdings etwas warten. 2013 verloren die Texaner in einer bitteren Serie mit 3:4 gegen die Miami Heat. In Spiel sechs sahen die Spurs obendrein wie der sichere Sieger aus, doch dann schickte Ray Allen die Partie mit einem wilden Dreier aus der Ecke in die Verlängerung. Dort siegten LeBron James & Co. wie auch in Spiel sieben, als Duncan einen ganz bitteren Fehlwurf verzeichnete und sich anschließend ärgerte.

Tony Parker, Tim Duncan und Manu Ginobili verstanden sich blind.

Tony Parker, Tim Duncan und Manu Ginobili verstanden sich blind. Getty Images

Revanche gegen die Heat 2014

Aber "Timmy" und seine zwei kongenialen Partner Tony Parker und Manu Ginobili kamen mit ihrem Team 2014 zurück, holten den fünften Titel für die Spurs. Es war eine Genugtuung, denn San Antonio setzte sich in den Finals gegen das Starensemble um "King" James klar mit 4:1 durch und nahm damit Revanche gegen die Heat für das Jahr zuvor. Duncan spielte anschließend noch bis 2016 weiter und beendete die Karriere nach 19 NBA-Saisons für dasselbe Team. Zusammen mit Parker und Ginobili feierte er insgesamt 701 Siege (Regular Season und Play-offs) - das ist Rekord für ein Trio in der NBA-Geschichte.

Keine Allüren, das Team im Vordergrund

Aber was war es, dass Duncan so besonders machte? Oft sah er sich mit dem Wort "langweilig" konfrontiert. Und das war seine Spielweise auch in gewisser Art und Weise. Duncan war kein Showman, klopfte sich nach gelungenen Aktionen nicht übertrieben auf die Brust oder zeigte nach Treffern mit dem Finger in Richtung Himmel. Die Nummer 21 der Spurs spielte einfach das Spiel. "The Big Fundamental" war keine Marke wie ein Shaquille O'Neal, Kobe Bryant oder LeBron James. Duncan dachte immer an das Team, verstand das Spiel und war ein sehr intelligenter Spieler, der es als "Big Man" auch verstand, den Ball zu passen. "Er wollte immer nur gewinnen, nie eine Marke aus sich selbst machen. Das ist das, was ich am meiste an ihm schätze", schrieb Dirk Nowitzki zum Karriereende von Duncan und traf damit den Nagel so ziemlich auf den Kopf.

Nowitzki: "Größter Power Forward aller Zeiten"

Duncan war vielleicht der unspektakulärste Superstar aller Zeiten. Klar hatte er auch krachende Dunks zu bieten, vollendete aber auch oft unspektakulär mit Hilfe des Bretts. Aber er hinterließ etwas. "Timmy, du weißt, wie ich über dich denke und darüber, was du für mich und die gesamte NBA getan hast. Danke für eine außergewöhnliche Karriere", schrieb der aktuelle Lakers-Star James zum Abschied. Und Nowitzki twitterte einfach nur: "Timmy D. größter Power Forward aller Zeiten." Wenig verwunderlich sah das Parker auch so: "Bester Power Forward der Geschichte. Es war mir eine Ehre, mit dir zu spielen."

Tim Duncan hatte bei den Spurs reichlich Grund zum Feiern.

Tim Duncan hatte bei den Spurs reichlich Grund zum Feiern. Getty Images

Warme Worte von den Kollegen

Was Duncan für ein Typ Mensch ist, veranschaulichte Parker bei der Zeremonie ganz schön, als Duncans Trikot in San Antonio unters Hallendach gehängt wurde: "Er wusste immer, wann er mich aufmuntern musste. Mir einen Text schreiben, mich umarmen. Er wollte gewinnen, aber auch neben dem Platz war er der Beste. Bei allem, was in meinem Leben passiert ist, war er immer für mich da. Wir werden uns immer an die Nummer 21 erinnern." Diese Nummer wird bei den Spurs nie mehr vergeben. Duncan wird auf Trikot-Zeremonien wie seiner eigenen, der von Parker oder Ginobili auch immer als "größer Spur aller Zeiten" angekündigt - zu Recht! "Danke, dass du mich besser gemacht hast. Und dass du alle besser gemacht hast, die je mit dir gespielt haben", sagte Ginobili über seinen Kumpel. Coach Popovich, zu dem Duncan wie viele andere Spurs in all der Zeit ein väterliches Verhältnis aufbaute, brachte in der Verabschiedung Duncans alles in einem Satz auf den Punkt: "Dieser Mann ist genau dieselbe Person, die er war, als er 1997 hier hingekommen ist." Der Erfolg, das Geld, die Aufmerksamkeit - all das hat den 43-Jährige offenkundig nicht verändert.

Wird Duncan Spurs-Coach?

Und wie geht es weiter für Duncan? Aktuell ist er Co-Trainer unter Popovich bei den Spurs. Anfang März sprang er sogar mal für den Coach ein, der aus persönlichen Gründen fehlte. Der ehemalige Power Forward holte gleich mal einen 104:103-Erfolg gegen die Charlotte Hornets. Das Debüt ist also geglückt, aber fortan rückte Duncan wieder ins zweite Glied zurück. Aber wer weiß, wie lange noch, denn als Nachfolger für den bereits 71 Jahre alten Popovich könnte es eigentlich keinen besseren als Tim Duncan geben.

Mirko Strässer