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1987 - "London" in Homburg: Der Streit um Kondome auf der Brust

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1987 - "London" in Homburg: Der Streit um Kondome auf der Brust

"Jeder wusste, was druntersteht": Der FC Homburg musste die Werbung für einen Kondom-Hersteller überkleben.

"Jeder wusste, was druntersteht": Der FC Homburg musste die Werbung für einen Kondom-Hersteller überkleben. imago images

Ja, das waren sie. 1986 stieg der FCH ins Oberhaus auf. Ein Kennzeichen des Vereins: chronische Ebbe in der Kasse. Die sich 1987 noch zuzuspitzen drohte, als Präsident Manfred Ommer, ein früherer Leichtathlet, für die Saison nach dem Klassenerhalt zunächst partout keinen Trikotsponsor fand. Dann aber wurde er doch fündig. "London" sollte auf den Jerseys stehen. Aber die Probleme des FCH waren damit nicht gelöst, eigentlich fingen sie damit erst an. Denn die "London Rubber Company" machte mit ihrem Schriftzug Werbung für Kondome.

Das geht gar nicht - meinte der DFB, in diesem Fall selbsternannter Hüter von Moral und Sitte. Manfred Ommer wollte sich aber ein Verbot nicht gefallen lassen und ging vor allem mit den damaligen DFB-Granden Hermann Neuberger und Gerhard Mayer-Vorfelder in den Dreikampf. Der Verband verhängte eine Geldstrafe, drohte mit Punktabzug, die Homburger traten in ihren grün-weißen Trikots an, auf denen der Werbeschriftzug abgeklebt war. In Mönchengladbach, wo der Hersteller der Präservative zu Hause war, rieb man sich ob der unerwarteten Publicity die Hände. "Das war natürlich eine riesige Werbung für die Firma, weil jeder wusste, was druntersteht", erinnert sich Christian Streich, damals FCH-Profi und heute Trainer in Freiburg, an die Hemden mit den schwarzen Balken.

Der DFB musste heftige Kritik für seine Haltung einstecken, die für viele angesichts der Diskussion um die AIDS-Prävention lächerlich war. So war die Schadenfreude groß, als die Homburger vor dem Landgericht Frankfurt in der Kondomfrage gegen den mächtigen Verband siegten. Nur mit der Verhütung von Gegentoren klappte es nicht so. 1988 stieg der Klub ab, kam 1989 zwar noch mal wieder, ehe der richtige Niedergang begann und zwischenzeitlich in der 5. Liga endete. Heute ist man Regionalligist und macht Werbung für Dr. Theiss, einen Hersteller von - Naturwaren ...

Manfred Ewald

1987: Was sonst noch geschah ...

Ein Hackentor ins Herz der Bayern: Portos Madjer trifft spektakulär zum 2:1 im Landesmeister-Finale.

Ein Hackentor ins Herz der Bayern: Portos Madjer trifft spektakulär zum 2:1 im Landesmeister-Finale. picture-alliance

Meister: Bayern München

Pokal: Hamburger SV (nach 3:1 gegen Stuttgarter Kickers)

Fußballer des Jahres: Uwe Rahn (Borussia Mönchengladbach)

Torschützenkönig: Uwe Rahn (Borussia Mönchengladbach, 24 Tore)

DDR: Berliner FC Dynamo (Meister), 1. FC Lokomotive Leipzig (Pokalsieger nach 4:1 gegen Hansa Rostock) ), Torschützenkönig: Frank Pastor (Berliner FC Dynamo, 17 Tore), Fußballer des Jahres: René Müller (1. FC Lok Leipzig)

Europapokal der Landesmeister: FC Porto (nach 2:1 gegen Bayern München)

UEFA-Cup: IFK Göteborg (gegen Dundee United)

Europapokal der Pokalsieger: Ajax Amsterdam (nach 1:0 gegen Lok Leipzig)

Frauen-Fußball: TSV Siegen (Meister), TSV Siegen (Pokalsieger), BSG Rotation Schlema (DDR-Meister), BSG Rotation Schlema (DDR-Pokalsieger)
Frauen-EM in Norwegen: Sieger Norwegen (nach 2:1 gegen Schweden)