Mitte der 1920er Jahren steigen die Zuschauerzahlen, die Vereine nehmen mehr und mehr Geld ein. Längst wollen daran auch die Spieler beteiligt sein, in der Öffentlichkeit wächst der Ruf nach Berufssportlern - doch im Streit um das Profitum positioniert sich Linnemann auf der Seite der Gegner. "Diese Presse befürwortet die Einführung des Berufssports, weil ihre Arbeit dann leichter und lohnender wird", erklärt er in einer Verbandsmitteilung. Die Sportler, so Linnemanns Auffassung, müssen ihren Amateurstatus behalten.
Auch wenn damit dem "Scheinamateurismus" Tür und Tor geöffnet ist und Spielern heimlich sogenannte "Handgelder" gezahlt werden, hält Linnemann nicht nur an dieser Vorgabe fest. Auch die kurz nach Beginn seiner Amtszeit verabschiedeten "Hannoveraner Beschlüsse" passt er nicht an. Diese sollen zur "Verteidigung des Amateurideals" beitragen und schließen Spiele gegen Mannschaften mit Berufsspielern aus dem Ausland aus. Erst später ist er zu einer ersten, leichten Aufweichung bereit.
Auch weil der Verband und sein Präsident lange stur bleiben und sich den Vorschlägen der FIFA verweigern, scheidet die DFB-Auswahl bei den Olympischen Spielen 1928 früh aus. Zwar gelingt zum Auftakt ein Sieg gegen die Schweiz (4:0), doch gegen Uruguay haben die deutschen Spieler keine Mittel (1:4) - schon im Viertelfinale ist Schluss. Linnemann, der 1940 der SS beitritt, als Leiter der Kriminalpolizeileitstelle Hannover an den Vorbereitungen der Deportation von Sinti und Roma beteiligt ist und nach Kriegsende ein halbes Jahr in einem Internierungslager sitzt, hält zwar am Berufsspieler-Verbot fest. 1932 - zwei Jahre nach der ersten WM-Teilnahme - scheint der DFB aber doch einzulenken und ist schließlich zur Gründung einer professionellen Liga wie in England oder Österreich bereit. Doch die Nazis, die im folgenden Jahr an die Macht kommen, verhindern die Umsetzung.
pau
1927: Was sonst noch geschah ...
Meister: 1. FC Nürnberg (nach 2:0 gegen Hertha BSC)
