Handball

DHB-Team erreicht mit Zittersieg gegen Lettland die Hauptrunde

Handball-EM, 3. Spieltag: Kühn bester Werfer

DHB-Team erreicht mit Zittersieg gegen Lettland die Hauptrunde

Urgewalt im linken Rückraum: Julius Kühn zeigte gegen die Letten seine Klasse.

Urgewalt im linken Rückraum: Julius Kühn zeigte gegen die Letten seine Klasse. imago images

Gensheimer, Weber, Drux, Häfner, Pekeler und Kastening - so sah die Startsechs im Angriff aus. Im Tor erhielt wie erwartet Johannes Bitter den Vorzug vor Andreas Wolff, dem beim Debakel gegen Spanien nur eine Parade gelungen war.

Auf wen es bei den Letten besonders zu achten galt, wurde schnell klar. Dainis Kristopans, der 2,15-Meter-Hüne im rechten Rückraum, erzielte das erste Tor der Partie. Doch auch das DHB-Team zeigte offensiv seine Qualitäten, Drux (zuvor erst ein Turniertor) war für die ersten beiden Treffer des DHB-Teams verantwortlich.

Die Partie blieb zunächst ausgeglichen, nach 14 Minuten stand es vor 3540 Zuschauern im "Trondheim Spektrum" 6:6. Kurz darauf parierte Bitter einen Siebenmeter, der Stuttgart-Keeper zeigte in der ersten Hälfte insgesamt vier Paraden. Prokops Schützlingen gelang es danach, sich ein wenig abzusetzen. Pekeler stellte per Empty-Net-Goal auf 9:6, in der 22. Minute stand es schon 11:7 für das deutsche Team, das personell viel durchrotierte.

Kühn trifft, wie er will

Dass Deutschland letztlich mit einem satten 16:11-Vorsprung in die Pause ging, war zu einem Großteil Julius Kühn zu verdanken - fünf Würfe, fünf Tore, so lautete die Bilanz des stämmigen Halblinken von der MT Melsungen. Und Gensheimer? Der vielgescholtene Kapitän traf vor der Pause zwar nur bei einem seiner drei Versuche, doch dieses Tor wurde von der Bank überschwänglicher gefeiert als jedes andere.

Das DHB-Team knüpfte nach der Pause zunächst da an, wo es aufgehört hatte. Nach vier Minuten stand es bereits 19:12 für den Europameister von 2016, ehe Kristopans mal wieder zuschlug. Doch vor allem Kühn legte eine nahezu perfekte Partie hin, hielt auch nach seinem achten Wurf die hundertprozentige Ausbeute und besorgte das 23:16 (41.).

Der Faden reißt - DHB-Team zittert sich zum Sieg

17 Minuten vor Schluss durfte dann auch Keeper Wolff mal wieder zwischen die Pfosten. auch wenn er erneut glücklos agierte, war es nicht nur ihm anzukreiden, dass beim DHB-Team urplötzlich nichts mehr ging. Die Letten kamen immer näher, verkürzten in der 50. Minute auf 22:25. "Wir führen nur noch mit drei", erinnerte Prokop seine Schützlinge in der Auszeit. Immerhin, Gensheimers dritter Treffer bedeutete das 27:23 (53.) gegen eine lettische Mannschaft, die immer wieder den Torhüter herausnahm und mit sieben Feldspielern im Angriff agierte.

Sechs Minuten vor Schluss musste das DHB-Team zwei beinahe parallel laufende Zeitstrafen verkraften, die Letten kamen in dieser Zeit auf 25:27 heran. Vorne leistete sich Kühn seinen ersten Fehlwurf, und so begann das große Zittern in der Schlussphase. Kristopans traf nur den Pfosten, während Gensheimer auf der anderen Seite zwei Spieler vernaschte und auf 28:25 stellte (58.). Spiel entschieden? Nein! Die Letten trafen 50 Sekunden vor Schluss zum 27:28, ehe Prokop die letzte Auszeit nahm. Beim letzten Angriff wurde schnell Zeitspiel angezeigt, doch Kühn, der abschließen musste, wurde gefoult und Kristopans erhielt eine Zeitstrafe. So konnte das DHB-Team die letzten Sekunden in Ruhe herunterspielen.

"Das war keine leichte psychologische Situation, wir konnten nicht viel gewinnen, aber viel verlieren", sagte Bundestrainer Christian Prokop beim ZDF: "Wir hatten das Spiel bis zur 48. Minute gut im Griff, aber dann haben wir aus dem Tor nicht mehr so viel Unterstützung gekriegt, und es wurde noch richtig eng. Wichtig ist: Wir sind weiter." Toptorschütze Kühn stellte fest, dass "wir am Ende mit einem blauen Auge davongekommen sind. Auch so ein Spiel muss man erstmal gewinnen, letztlich konnten wir das Ding dann doch noch nach Hause schaukeln."

Weißrussland und Kroatien folgen als Gegner

Deutschland steht damit in der Hauptgruppe, muss dafür nach Wien reisen und wird am kommenden Donnerstag aller Voraussicht nach als erstes auf Weißrussland treffen, ehe am Samstag Kroatien der Gegner heißt. Punkte nimmt das DHB-Team allerdings nicht mit - weil der Niederlande wie erwartet am Abend gegen Spanien keine Sensation geglückt war (25:36). Damit geht Deutschland als Gruppenzweiter hinter den Iberern mit null Punkten in die Hauptrunde - und trifft am Donnerstag auf Weißrussland. Kroatien folgt.

Deutschland - Lettland 28:27 (16:11)

Deutschland: Bitter (TVB Stuttgart), Wolff (KS Vive Kielce) - Kühn (MT Melsungen) 8, Drux (Füchse Berlin) 4, Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) 4, Kastening (TSV Hannover-Burgdorf) 4, Reichmann (MT Melsungen) 3/3, Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen) 2, Pekeler (THW Kiel) 1, D. Schmidt (TVB Stuttgart) 1, Ph. Weber (DHfK Leipzig) 1, Böhm (TSV Hannover-Burgdorf), K. Häfner (MT Melsungen), Michalczik (GWD Minden), Wiencek (THW Kiel), Zieker (TVB Stuttgart)
Lettland: Kuksa, Purins - Kristopans 7, Kreicbergs 6/1, Dude 5, Jurdzs 5, Ermanis 2, Politers 1, Strazdins 1, Arajs, Klesniks, Leja, Lilienfelds, Pavlovics, Tuminskis, Versakovs
Schiedsrichter: Jonas Eliasson (Island)/Anton Palsson (Island)
Zuschauer: 3540
Strafminuten: 12 / 12

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