3. Liga

Meyer über Juventus: "Wir haben es nie jemandem erzählt"

Kult-Trainer erinnert sich an Chemnitz' letzten Europapokal-Auftritt

Meyer über Juventus: "Wir haben es nie jemandem erzählt"

Blickte auf vergangene Europapokal-Zeiten zurück: Hans Meyer.

Blickte auf vergangene Europapokal-Zeiten zurück: Hans Meyer. imago images

Auf der Dachterrasse seiner Wohnung in der Nürnberger Altstadt schwelgt Meyer gemeinsam mit der damaligen und langjährigen Chemnitzer Physiotherapeutin Ingrid Lindemann in Erinnerungen und durchforstet alte Zeitungsberichte. Ganz besonders im Gedächtnis ist dem mittlerweile 77-Jährigen das Hinspiel im komplett vernebelten Turin. "Dass das Spiel damals durchgezogen wurde, da muss ich mich schon wundern", erzählt Meyer im vereinseigenen TV-Kanal. Mit verschmitztem Lächeln berichtet er von seinem Assistenztrainer Christoph Franke, der "jedes Mal, wenn ein Tor gefallen" sei, gefragt habe: "Für uns oder für die anderen?"

Juventus spielt in Schwarz-Weiß. Punkt.

Meyer selbst reiste bereits im Vorfeld der Partie nach Italien, um sich ein Bild des kommenden Gegners zu machen. Mit dem Wissen, dass "Juventus Turin immer schwarz-weiß gestreift gespielt" habe - "ich kannte keine andere Mannschaft, die in Schwarz-Weiß gespielt hat" -, traf Meyer samt Bruder verspätet im Stadion ein ("Wir hatten den Weg unterschätzt").

Dort passierte dann Kurioses: "Juventus hatte einen Mittelfeldspieler mit der Nummer 8. Ich dachte, der war 1,58 Meter. Ich übertreibe jetzt mal." Ein Blick runter auf das Spielfeld zeigte aber etwas anderes. "Und diese Nummer 8 ist 1,92 Meter groß. Es kann also etwas nicht stimmen." Sein Bruder Dieter ging los, um den Spielberichtsbogen zu organisieren, kam kurz darauf zurück: "Hans, Udinese hat schwarz-weiß längsgestreifte Trikots an, und der Gast muss sich danach richten."

Wir waren es die ersten zehn, 15 Minuten nicht wert, dass wir die Auslagen beim Klub abgerechnet haben.

Hans Meyer

Das von Dino Zoff trainierte Juventus spielte in Gelb, die Meyers machten lange Gesichter: "Wir waren es die ersten zehn, 15 Minuten nicht wert, dass wir die Auslagen beim Klub abgerechnet haben", gab Meyer zu, fügte gleich darauf aber mit dem für ihn typischen Lachen an: "Wir haben es nie jemandem erzählt. Jetzt kann man es aber machen. Wir haben es eigentlich die ganze erste Hälfte fast versäumt, hinzusehen."

Zu keinem Zeitpunkt eine realistische Chance

Das Hinspiel am 22. November 1989 endete mit 1:2 - ein Ergebnis, von dem "wir gedacht haben, das ist ein fantastisches Resultat. Wenn man aber ganz ehrlich ist: Wir hatten keine Chance im Rückspiel." Obwohl die Partie im Ernst-Thälmann-Stadion gegen die Italiener um Salvatore Schillaci nur mit 0:1 ausgegangen war, blieb Meyer "diese Hilflosigkeit" in Erinnerung, "dass wir nicht in der Lage waren, diese bestens organisierte Spitzenmannschaft von Juventus so auszuspielen, dass du mal eine berechtigte Hoffnung in diesen 90 Minuten gehabt hättest, zu sagen, dass du es vielleicht doch schaffst. Das war für den Trainer ein bisschen frustrierend, obwohl es doch nicht so ganz aus der Luft gegriffen war, wenn du gesehen hast, wer dort gespielt hat."

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