Was war passiert? Enrique und Moreno arbeiteten seit 2008 Seite an Seite. Enrique als Chefcoach, Moreno als Assistent. Barcelona B, AS Rom, Celta Vigo, Barcelona und Spanien waren die Stationen. Dann trat Enrique zurück, weil seine schwerkranke Tochter im Sterben lag und Moreno übernahm den Posten - in Absprache mit Enrique.
Enrique wirft Moreno zu großen Ehrgeiz vor
Dann kam es zum Streit der beiden Trainer, die eigentlich so gut befreundet waren. Enrique kehrte vor zehn Tagen als Nationaltrainer zurück und löste damit Moreno ab. Auf einer bemerkenswerten Pressekonferenz erklärte Spaniens neuer alter Nationaltrainer schließlich, dass sich die Wege von ihm und Moreno trennen werden und man nie wieder gemeinsam arbeiten werde.
Illoyalität warf Enrique seinem langjährigen Weggefährten plötzlich vor. Weil Moreno den Wunsch äußerte, das EM-Ticket, das er als Trainer gesichert hatte, auch persönlich einzulösen - und erst anschließend wieder zurück ins zweite Glied zu rücken. "Zu großer Ehrgeiz ist nicht gut", erklärte Enrique seine Entscheidung, fortan auf Moreno zu verzichten.
Moreno weiß nichts von angeblicher Forderung
Schwere Vorwürfe, durch die sich Moreno einen Tag darauf dazu gezwungen sah, sich auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz zu verteidigen: "Meine Stücke in diesem Puzzle fehlen noch." Einen großen Teil der knapp zehnminütigen PK opferte der 42-Jährige dafür, den gemeinsam Werdegang zu rekapitulieren und jede Stelle hervorzuheben, an der er loyal zu seinem Chef hielt.
Angekommen in der Gegenwart erzählte Moreno eine Geschichte, die dem Gegenteil des Bildes entspricht, das zuvor Enrique gemalt hatte. Denn er habe nicht etwa darauf bestanden, Spanien bei der EM zu coachen, sondern Sportdirektor José Francisco Molina "gesagt, dass wir meinen Abgang vereinbaren sollten" - also genau dem Gegenteil von Enriques Beschuldigungen.
Noch weiß ich nicht, warum er nicht mit mir weiterarbeiten möchte.
Robert Moreno
Was die Hintergründe dieses Widerspruchs betrifft, sei Moreno genauso unwissend wie Außenstehende: "Noch weiß ich nicht, warum er nicht mit mir weiterarbeiten möchte, und ich weiß auch nicht, ob ich es je erfahren werde."
Bleibt abzuwarten, ob die öffentliche Entzweiung weiter ausgetragen wird. Das letzte Wort ist sicherlich noch nicht gesprochen.
