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Vier Jahre nach der ersten Liverpool-PK: Jürgen Klopps Aussagen im Check

Was Liverpools Trainer alles erreicht hat

Vier Jahre nach der ersten PK: Klopps Aussagen im Check

Jürgen Klopp am 9. Oktober 2015 (l.) - und am 23. September nach der Auszeichnung als Welttrainer.

Jürgen Klopp am 9. Oktober 2015 (l.) - und am 23. September nach der Auszeichnung als Welttrainer. picture alliance/imago images

Am 9. Oktober 2015 lud der Tabellenzehnte der Premier League zu einer Pressekonferenz, die schon damals nicht ganz normal war: Jürgen Klopp, der neue Trainer des FC Liverpool, punktete mit Witz und Gerissenheit, auch mit seinem Englisch; Fans und Medien waren begeistert. Doch bewahrheiteten sich auch seine Ankündigungen? Fünf Aussagen im Check.

"Wir werden versuchen, sehr emotionalen Fußball zu spielen. Ich will Kampfgeist, viele Sprints und viele Abschlüsse sehen. Wir brauchen eine gemeinsame Spielidee."

Acht Tage nach diesem Satz startete Liverpool erst mal mit einem 0:0 bei Tottenham, doch erste Ansätze des inzwischen auch im Englischen geläufigen "Gegenpressing" waren bereits sichtbar. Das mit den Emotionen sollte noch kommen: Gerade in den ersten beiden Spielzeiten lieferten die Reds teils wahnwitzige Spiele mit vielen Gegentoren und verrückten Spielverläufen.

Langweilig wurde es mit dem "Normalen" wahrlich nicht. Und weil Klopp Schritt für Schritt auch einen funktionierenden Plan mit dem Ball entwickelte, wurden Ausrutscher gegen die "Kleinen" seltener - und Liverpool wieder ein Schwergewicht in Europa. Wie zielführend sein "emotionaler Fußball" inzwischen wirkt, bewies das jüngste Champions-League-Halbfinalrückspiel gegen den FC Barcelona (4:0 nach 0:3), ein vollendeter Auftritt voller Kampfgeist, Sprints und Abschlüsse. Kombiniert weltweit eine Mannschaft Herz und Verstand derzeit besser als Klopps Teams?

"Liverpool ist ein besonderer Klub. Ich war bislang bei zwei besonderen Klubs, und diese Aufgabe ist jetzt der perfekte nächste Schritt für mich."

Schon Liverpool verpflichtete Klopp als Wunschtrainer, doch heute würde ihn wohl nicht einmal mehr der HSV verschmähen. Seine Wahl zum Welttrainer 2019 war gewissermaßen die amtliche Aufnahme in die Riege der derzeit Besten - Klopp hat genau den nächstgrößeren Klub gefunden, der die Offenheit mitbrachte, sich voll auf seinen Stil dies- und jenseits des Platzes einzulassen, und die Geduld, ihn weiterzuentwickeln. Kein Premier-League-Trainer hat seit seiner Ankunft mehr Punkte geholt als er.

"Wer helfen will, muss vom Zweifler zum Gläubigen werden."

Auch weil er seine Mannschaft mit jeder Transferphase nach seinen Vorstellungen umbaute, hat sich Klopps Art bis heute nicht abgenutzt, im Gegenteil: Seine Spieler wirken, als glaubten sie heute mehr denn je an das, was er predigt. Wer zweifelte, musste oder durfte gehen (u.a. Mario Balotelli, Philippe Coutinho), und wenn einer genau zu passen schien, wartete Klopp auch mal ein paar Monate (Virgil van Dijk). Sogar die berüchtigten "Klublegenden" sind inzwischen ausnahmslos Klopp-Fans, und auch von Raymond Verheijen hat man lange nichts gehört: Der niederländische Fitnessguru hatte in den ersten Jahren regelmäßig Klopps Trainingsmethoden kritisiert.

"Jeder hat mich vor der englischen Presse gewarnt. Es liegt also an euch, mir zu zeigen, dass das alles Lügner sind!"

Früher brach Klopp auch mal eine Pressekonferenz ab, jetzt passiert es nur noch aus Versehen: Als er unlängst im Glauben, die letzte Frage beantwortet zu haben, einfach aufstand, riefen ihn die Medienvertreter feixend zurück: Wolle er etwa zurücktreten? "Das würde ich schon etwas dramatischer machen", lachte Klopp, und alle lachten mit.

Auch wenn sich die "Yellow Press" in den vier Jahren wenig Mühe gab, ihr Image zu korrigieren und Klopp zu zeigen, "dass das alles Lügner sind": Im Erfolg hat er selbst von ihr nicht viel zu befürchten, unliebsame Fragen, die er auch mal dünnhäutig konterte, bleiben aus. Und die Zeiten, als selbst seriöse Medien Klopps Entlassung herbeischrieben ("Guardian": "Wie lange noch?"), sind sowieso vorbei. Seine Taktik, öffentlich nie über schwebende Transferangelegenheiten (und nicht mehr mit der "Sun") zu sprechen, hat sich ausgezahlt.

"Einen Titel werden wir gewonnen haben, wenn wir in vier Jahren wieder hier sitzen, da bin ich mir ziemlich sicher. Wenn nicht, hole ich den nächsten vielleicht in der Schweiz!"

Das war knapp, aber Klopp muss die Premier League nicht Richtung Schweiz verlassen. Am 1. Juni 2019 gewann er mit Liverpool nach drei verlorenen Endspielen (Ligapokal 2016, Europa League 2016, Champions League 2018) endlich seinen ersten Titel, es war mit der Champions League gleich der größte in Europa. Der größte für die Liverpool-Fans allerdings war es nicht, sie lechzen nach bald 30 Jahren Wartezeit nach der 19. Meisterschaft. Die versprach Klopp 2015 lieber nicht, doch auch er weiß: Sie ist der nächste Schritt, der von ihm erwartet wird. Und während Brendan Rodgers 2015 nach acht Spieltagen für Klopp hatte Platz machen müssen, steht der vier Jahre später tatsächlich vielsprechend da wie nie: acht Spiele, acht Siege, acht Punkte Vorsprung.

Jörn Petersen

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