3. Liga

1. FC Kaiserslautern: Das Chaos nimmt kein Ende

Geldgeber Becca drohte mit Rückzug

Kaiserslautern: Das Chaos nimmt kein Ende

Heimat eines zerstrittenen Klubs: das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern.

Heimat eines zerstrittenen Klubs: das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern. Getty Images

Der FCK hat Tradition, gewiss. Es bedeutet laut Definition, dass eine Verhaltensweise oder auch Kultur, die von Generation zu Genration weitergegeben wurde, fortgeführt wird. Während sich der 1900 gegründete einst so stolze Klub für fast 100 Jahre darauf beschränkte, sportlichen Erfolg und die Geschlossenheit in die nächste Generation zu übertragen, hat sich das Bild in den jüngsten 20 Jahren grundlegend verändert. Wer sich erst seitdem mit dem Fritz-Walter-Klub beschäftigt, der kennt nichts anderes als Misserfolge, Machtkämpfe, Intrigen und persönliche Interessen über dem Vereinswohl. Jetzt ist es mal wieder so weit: Am absoluten sportlichen Tiefpunkt steht der viermalige deutsche Meister erneut vor einer kompletten personellen Neuausrichtung.

Doch wie geht es nun weiter? Zunächst die Fakten nach den Ereignissen vom Sonntag: Der zum 31.12. auslaufende Vertrag von Sport-Geschäftsführer Martin Bader wird nicht verlängert. Mit Jürgen Kind und Paul Wüst traten zudem zwei Mitglieder des mächtigen Bei- und Aufsichtsrates zurück. Mit Lauterns Ex-Profi Fritz Fuchs steht der erste Nachrücker bereits fest. Mit einem Rücktritt Baders vor Ablauf des Vertragsendes wird jedoch gerechnet. Angesichts seines massiv schlechten Standings in Fankreisen dürfte jedes Spiel aufs Neue zum Spießrutenlauf für den 51-Jährigen geraten. Zudem müsste auch im Hinblick auf die anstehende Transferphase im Winter zeitnah eine Nachfolgeregelung getroffen sein.

Eine neue Gruppe um Ex-Weltschiedsrichter Markus Merk

Nun zu dem wahrscheinlich eintretenden Szenario: Am 20. Oktober steht die turnusmäßige - traditionell hoch emotionale - Mitgliederversammlung auf dem Programm. Bei einer angesichts der Vorkommnisse des letzten Jahres mutmaßlichen Nicht-Entlastung des Bei- und Aufsichtsrats um den heftiger Kritik ausgesetzten Vorsitzenden Patrick Banf oder auch nur einzelner Mitglieder, könnte es mit einer einfachen Mehrheit zu einer Abwahl der Gremiumsmitglieder kommen. Doch nur wenn das fünfköpfige Kontrollgremium nach der Abwahl mit weniger als drei Personen dasteht, stünde eine komplette Neuwahl an. Für diesen Fall hat sich eine Gruppe um den ehemaligen Weltschiedsrichter Markus Merk, Ex-FCK Vorstand Rainer Keßler, Ex-FCK-Profi Martin Wagner und der frühere Vorstand des SC Freiburg, Martin Weimer, bereits in Stellung gebracht.

Doch dies würde wohl erneut Konsequenzen mit sich bringen. Keßler hatte sich zu seiner Zeit als Vorstand des e.V. (09/18 - 12/18) mit Finanz-Geschäftsführer Michael Klatt überworfen. Eine gemeinsame Zusammenarbeit scheint ausgeschlossen. Eine vom dann neuen Beirat initiierte Absetzung des Finanzchefs wäre die logische Folge. Weil auch die rechte Hand Klatts, ein intern hoch geschätzter Mitarbeiter und einer von nur zwei Prokuristen im Klub, den Verein zeitnah auf eigenen Wunsch verlassen wird, müssen sich die Pfälzern im kaufmännischen Bereich ohnehin neu aufstellen. Spätestens dann wird auch die Frage erörtert werden müssen, ob sich ein hoch defizitärer Drittligist überhaupt zwei Geschäftsführer, jeweils für den sportlichen und finanziellen Bereich, leisten kann.

Beccas Bürgschaft ist rechtlich bindend

Zu guter Letzt gilt es die Rolle von Flavio Becca, dem potenziellen Investor, zu hinterfragen. Dieser drohte nach kicker-Informationen in einer Telefonkonferenz am Sonntag damit, sein gesamtes Engagement zurückzuziehen, wenn seine Ansprechpartner (Banf, Bader, Klatt) sofort wegfallen würden. Die Frage bleibt, was er denn zurückziehen möchte. Investiert hat er noch immer nicht in den Verein. Ausschließlich eine zu fünf Prozent verzinste Bürgschaft über drei Millionen Euro ist hinterlegt. Und diese ist rechtlich bindend, sonst hätte der DFB diese beim Lizenzierungsverfahren nicht anerkannt. Eine Insolvenz droht somit nicht.

Und für den Fall, dass das Team um Merk und Keßler die Macht am Betzenberg übernehmen wird, ist die gemeinsame Zukunft von Becca und dem FCK ohnehin mehr als fragwürdig. Sicher, die drei Millionen müsste der FCK zurückzahlen. Aber eine weitere Kooperation mit dem Luxemburger scheint doch ausgeschlossen.

Moritz Kreilinger