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Kyler Murray: Zwischen Baseball-Sehnsucht und Aufholjagd - First-Overall-Pick des NFL-Drafts 2019 durchlebt erst Tiefen, dann Höhen

First-Overall-Pick des NFL-Drafts 2019 durchlebt erst Tiefen, dann Höhen

Kyler Murray: Zwischen Baseball-Sehnsucht und Aufholjagd

Hat direkt bei seinem Debüt beide Seiten der NFL-Medaille kennengelernt: Cardinals-Quarterback Kyler Murray.

Hat direkt bei seinem Debüt beide Seiten der NFL-Medaille kennengelernt: Cardinals-Quarterback Kyler Murray. imago images

Das, was Kyler Murray, der im Baseball-Draft 2018 von den Oakland Athletics (A's) ausgewählt worden war, nach seinem ersten NFL-Spiel humorvoll zugab, passte wie die Faust aufs Auge zu seinem Debüt: "Am Anfang habe ich mir kurz gedacht: 'Ich gehe zurück zu den A's'. Denn es ist gar nichts gelaufen."

Was der First-Overall-Pick der Arizona Cardinals meinte: Beim Heimspiel gegen die Detroit Lions hatte der kleine, agile Athlet mit seinen kurzen Armen nichts zu melden - und lag mit seinem Team nach Ende des dritten Quarters 6:17 zurück. Er kassierte einen Sack von seinem eigenen Teamkollegen, warf eine Interception in die Arme von Safety Tracy Walker, stand zum Start des letzten Viertels bei mageren 76 Yards, fand nie so richtig ein Mittel, sein Passspiel zu etablieren - und musste mit seinem Team Pfiffe ertragen, als bei einem dritten Versuch und längerer Distanz nur ein kurzer Pass für eine bessere Punt-Position gespielt wurde. Kurzum: Das war nichts.

Murray legt los

In den letzten 15 Minuten schnurrte der Murray-Motor dann aber wie ein Kätzchen: Der Quarterback vernarrte die anrennenden Abwehrleute aus Detroit, warf grandiose Pässe vor allem auf Star-Receiver Larry Fitzgerald (16. NFL-Jahr, acht Catches für 113 Yards sowie einen Touchdown) und stand am Ende mit guten 308 Yards (29/54 Pässe) und zwei Touchdowns da. Außerdem war er mit seinen 308 Yards erst der fünfte Rookie-Quarterback nach Peyton Manning (302 Yards 1998), Andrew Luck (309 Yards 2012), Robert Griffin III (320 Yards 2012) und Cam Newton (422 Yards 2011), der bei seinem Debüt die 300 knackte.

Eine wilde Verlängerung

Murray musste sich am Ende aber mit einem Remis nach Verlängerung begnügen, wobei die Schlusssekunden sowie die Overtime ebenfalls Licht und Schatten boten. Denn zunächst gelang 43 Sekunden vor dem regulären Ende der Ausgleich (TD plus Two-Point-Conversion), ehe eigentlich die Lions den Deckel hätten draufmachen müssen - eine kurz vorher und unnötigerweise genommene Auszeit ließ einen gewinnbringenden Touchdown aber platzen. Nach zwei verwandelten Field Goals in der Verlängerung (erst Arizona, dann Detroit) hätte zehn Sekunden vor Ablauf der Uhr dann sogar noch ein Pick-Six zum Sieg führen können, doch Cornerback Tramaine Brock fing nicht.

Coach Kingsbury: "Ich habe einfach einen schlechten Job gemacht"

Kyler Murray (links) und Kliff Kingsbury

Durften sich nach Ablauf der Verlängerung doch noch etwas freuen: Kyler Murray (links) und Trainer Kliff Kingsbury. imago images

Während sich Murray insgesamt eher wortkarg im Anschluss auf dem Podium zeigte ("Ich habe noch nie unentschieden gespielt, aber es ist definitiv besser als eine Pleite, mehr kann ich dazu nicht sagen"), übernahm Head Coach Kliff Kingsbury die volle Verantwortung - und damit seinen blutjungen Quarterback in Schutz: "Das waren drei Viertel mit der schlimmsten Offense, die ich jemals gesehen habe - und es war mein Fehler." Der neue Trainer der Cards, zwischen 2013 und 2018 für das College-Team Texas Tech zuständig, ging sogar ins Detail seiner Arbeit: "Das waren viele schlechte Play Calls, ich habe zu viel versucht. Ich habe einfach einen schlechten Job gemacht, weil ich zu schön spielen und überkreativ sein wollte." Am Ende durfte Kingsbury aber trotzdem strahlen: "Wir haben das alles am Ende noch korrigiert."

Dazu bezog auch nochmals Murray Stellung: "Die Offense der ersten Halbzeit war einfach ziemlich schlecht. Und zu irgendeinem Zeitpunkt musste einfach was passieren - das war immer in meinem Kopf. Ich fühlte, dass ich etwas initiieren und mit meiner Power anleiern muss. Zeitweise fühlte sich das einfach an diesem Abend richtig schlecht an, doch am Ende ist einiges aufgegangen." Und so wurde aus Pfiffen auch Applaus.

mag

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