Europa League

Rebic spielt sich bei Eintracht Frankfurt ins Abseits und erntet harsche Kritik

Hütter: "Ich möchte sehen, dass man sich zerreißt"

Rebic spielt sich ins Abseits und erntet harsche Kritik

"Die Leistung passt nicht zu ihm": Adi Hütter wunderte sich über Ante Rebic.

"Die Leistung passt nicht zu ihm": Adi Hütter wunderte sich über Ante Rebic. imago images

An guten Tagen ist Rebic dazu in der Lage, die Fußballwelt aus den Angeln zu heben. Das wissen spätestens seit dem 19. Mai 2018 auch jene Fußballfans, die nicht in Eintracht-Bettwäsche schlafen. Beim 3:1-Sieg im Pokalfinale gegen den FC Bayern zeigte der kroatische Vize-Weltmeister eine Weltklasse-Leistung und schnürte einen Doppelpack. Auch vergangene Saison war Rebic als Teil des "magischen Dreiecks" mit Luka Jovic und Sebastien Haller geschätzt und gefürchtet.

Doch der 25-Jährige zeigt gelegentlich auch ein anderes Gesicht. Keiner hat das besser beschrieben als Frankfurts früherer Trainer Niko Kovac, der 2017 in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau süffisant erklärte: "Manchmal war es so, dass er im Training alles überrannt hat. Manchmal haben sich die Journalisten, die draußen standen, mehr bewegt." Etwas überspitzt formuliert hat sich in Straßburg so mancher Reporter beim nachmittäglichen Bummel durch die Altstadt tatsächlich mehr bewegt als Rebic Stunden später in der ersten Hälfte. Als einzige Spitze aufgeboten - flankiert von den zurückgezogenen Daichi Kamada und Mijat Gacinovic - war der 25-Jährige praktisch unsichtbar.

Rebic bat um Auswechslung

Nach dem Schlusspfiff gab es harsche Kritik von Hütter. "Eine Erklärung habe ich für die Leistung überhaupt keine. Die Leistung passt nicht zu ihm. Sich so zu verhalten, so zu bewegen, von der Körpersprache her, das hat mir nicht gefallen", monierte der Coach bei Nitro. Später auf der Pressekonferenz wurde er auf Nachfrage noch deutlicher. "Wenn man ihn schützen möchte, kann man sagen, dass er sich alleine vielleicht nicht so wohlfühlt. Aber wenn es in den Play-offs um die Europa League geht, möchte ich einfach sehen, dass man sich zerreißt. Das habe ich nicht gesehen. Deswegen habe ich ihn rausgenommen. Er hat in der Halbzeit um einen Austausch gebeten, aber ich hätte ihn sowieso erlöst. Die Leistung war nicht so, wie wir uns das vorstellen", führte Hütter aus. Der 49-Jährige kündigte außerdem ein Klartext-Gespräch mit Rebic an: "Wenn er hierbleiben möchte, dann möchte ich auch, dass er das dementsprechend zeigt. Wenn nicht, müssen wir eine Lösung suchen. Wir haben aber nicht wegen eines Spielers verloren..."

Rebics Verkauf wäre sehr riskant

Ein möglicher Abgang des Stürmers ist somit weiterhin möglich, aus Italien wird immer mal wieder Interesse kolportiert, ein konkretes Angebot war bei der Eintracht aber bis zuletzt nicht eingegangen. Rebics Verkauf wäre freilich sehr riskant. Denn bisher ist es Frankfurt nicht mal gelungen, einen adäquaten Ersatz für Luka Jovic oder Sebastien Haller zu verpflichten - der Wechsel von Bas Dost stockt noch immer. Auf den letzten Drücker einen ähnlichen Spielertypen wie Rebic zu finden, dürfte sehr schwer werden.

Taktisch betrachtet, sollte Hütter wieder dazu übergehen, zwei echte Spitzen aufzubieten. Dass er Rebic in Straßburg erneut als einzigen Stürmer aufstellte, überraschte. Denn schon gegen Hoffenheim funktionierte das nicht sonderlich gut. Nach dem Auftaktsieg gegen die TSG hatte der Coach erklärt: "Es war ein großes Risiko, Ante vorne alleine spielen zu lassen. Er ist ein Spieler, der gerne mal ausweicht, er ist nicht der Spieler, der immer zentral in der Box ist. Aber ich wollte mit Daichi Kamada und Mijat Gacinovic zwei Spieler haben, die im Umschaltspiel nach vorne dem Gegner wehtun können und auch in der Balleroberung ganz ordentlich sind. Das haben wir am Anfang sehr gut gemacht. Ante hat es sicherlich noch lieber, wenn ein zweiter Stürmer dabei ist."

Anders als Kamada - in Straßburg Frankfurts bester Mann - ist Gacinovic derzeit allerdings keine gute Wahl. Der offensive Mittelfeldspieler wusste schon gegen Hoffenheim nicht zu überzeugen und bot in Straßburg eine indiskutable Leistung mit vielen Fehlpässen, Ballverlusten und überhaupt keiner Durchschlagskraft. Laut Sportdirektor Bruno Hübner ging Gacinovic "ein bisschen angeschlagen" ins Spiel - umso unverständlicher ist seine Berufung in die Startelf. Viele hatten im Vorfeld erwartet, dass Hütter Goncalo Paciencia neben Rebic als zweite Spitze aufbieten und Kamada vor der Doppelsechs auf die Zehn postieren würde. Ob das am Sonntag in Leipzig eine Option ist, dürfte auch davon abhängen, ob sich Rebic im Gespräch mit dem Trainer einsichtig präsentiert und schon im Abschlusstraining am Samstag eine Reaktion zeigt.

Julian Franzke