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Dominoeffekt? Auf welche Transfers Europa wartet

Neymar, Pogba & Co.: Wer landet wo?

Dominoeffekt? Auf welche Transfers Europa wartet

Zukunft ungewiss - trotz Vertragslaufzeiten bis 2021 und länger: Neymar, Paul Pogba, Ousmane Dembelé (v.l.).

Zukunft ungewiss - trotz Vertragslaufzeiten bis 2021 und länger: Neymar, Paul Pogba, Ousmane Dembelé (v.l.). imago images (3)

Antoine Griezmann (28, Atletico Madrid, Vertrag bis 2023): Am Ende ist es wohl viel Lärm um nichts. Griezmanns Atletico-Abschied bekommt jedoch unnötigerweise einen sehr unschönen Beigeschmack, weil sich der Franzose angeblich bereits im März, also zwei Monate vor seinem öffentlich hinterlegten Wechselwunsch, mit dem FC Barcelona auf einen Transfer geeinigt haben soll. Atletico gefiel das nicht, Griezmann weigerte sich wegen "emotionalen Stresses", zum Vorbereitungsauftakt zu erscheinen, und am Ende wird er dann wohl doch für die seit dem 1. Juli festgeschriebene Summe von 120 Millionen Euro nach Katalonien wechseln. Erst vor einem Jahr hatte der Angreifer per Mini-Dokumentation verkündet, bei Atletico bis 2023 zu verlängern. Auch damals war Barcelona schon interessiert gewesen.

PSG deutet Neymar-Transfersaga an - Wie will sich Juve Pogba leisten?

Neymar (27, Paris St. Germain, Vertrag bis 2022): Sperren und Verletzungen, Partys und Vergewaltigungsvorwürfe - es ist schon erstaunlich, wie der weiterhin teuerste Spieler der Fußballgeschichte sein öffentliches Bild binnen kürzester Zeit ramponiert hat. PSG würde ihn bei einem passenden Angebot verkaufen, Neymar selbst will weg - zurück zum FC Barcelona. Ob sein unerlaubtes Fernbleiben vom PSG-Training dem Nachdruck verleihen soll oder tatsächlich auf ein Termin-Missverständnis zurückgeht, wie seine Partei behauptet, ist unklar, es ist in jedem Fall der nächste Eklat. Unklar bleibt auch, ob sich Barça ihn überhaupt leisten kann, selbst wenn er, wie es heißt, auf viel Gehalt verzichten würde. "So etwas regelt man nicht an einem Tag", prophezeit PSG-Sportdirektor Leonardo schon mal eine längere Saga. Klar ist: Sein Klub, weiterhin unter Beobachtung der UEFA, könnte frisches Geld gut gebrauchen, um Thomas Tuchels Kader defensiv aufzuwerten.

Paul Pogba (26, Manchester United, Vertrag bis 2021): Der Weltmeister schafft gerade einen besonderen Spagat. Während er und Berater Mino Raiola keine Gelegenheit auslassen, mit öffentlichen Aussagen einen Wechsel voranzutreiben, lobt ihn sein Trainer als "Super-Typen" und "Top-Profi", für den es im Übrigen noch kein Angebot gebe. "Wir sind ManUnited, wir müssen keine Spieler verkaufen", sagt Ole Gunnar Solskjaer. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Auch Englands Rekordmeister wartet für Einkäufe auf einen Dominoeffekt und würde eine dreistellige Summe wohl sofort nehmen für einen Spieler, der sein großes Können seit 2016 immer nur in Phasen zeigte. Ex-Klub Juventus Turin gilt noch vor Real Madrid als erste Adresse, wobei niemand so recht weiß, wie der italienische Meister Pogba angesichts der millionenschweren anderen Baustellen eigentlich auch noch finanzieren will: Chelsea-Rückkehrer Gonzalo Higuain steht wieder auf der von Ronaldo angeführten Gehaltsliste, die Neuzugänge Aaron Ramsey und Adrien Rabiot ebenfalls - und ein anderer großer Transfer steht ja noch bevor.

Raiolas geschickte Arbeit bei de Ligt - Wird Coutinho zum Spielball?

Matthijs de Ligt (19, Ajax Amsterdam, Vertrag bis 2022): Der Innenverteidiger ist ein weiteres Beispiel dafür, wie gut Raiola sein Geschäft versteht. Zumindest ist es schon auffällig, mit wie vielen Topklubs der Ajax-Kapitän wochenlang in Verbindung gebracht worden war und wie ihm Juve das gewünschte Riesengehalt dann plötzlich zusagte. Und die Ablösesumme? Dem Vernehmen nach liegen die Vorstellungen noch recht weit auseinander, allerdings ist Juves Trumpf, dass sich PSG (offiziell) und Barça (inoffiziell) aus dem Rennen verabschiedet haben. Italiens Medien rechnen mit einer baldigen Einigung.

Philippe Coutinho (27, FC Barcelona, Vertrag bis 2023): Er weiß es ja selbst nicht. Das hat Coutinho gerade erst bei der Copa America gesagt. Bleibt der 145-Millionen-Euro-Einkauf beim FC Barcelona? "Niemand weiß etwas über die Zukunft", sagte der Brasilianer. Auch er wird vernommen haben, dass ein möglicher Verbleib in Katalonien maßgeblich davon abhängt, ob Barça tatsächlich Neymar zurückholt. Da Frenkie de Jong (75 Millionen Euro) schon da ist und Antoine Griezmann (120) ziemlich sicher folgt, müsste der Meister irgendwie Geld einnehmen. In den bisherigen anderthalb Barça-Jahren, die Coutinho selbst "viel schlechter als erwartet" fand, wurde der Rekordeinkauf öfter ausgepfiffen als bejubelt. Er dürfte wohl gehen, wenn sich ein Abnehmer (PSG?) findet.

Dembelé würde wieder teuer werden - Reals Forderungen bei James

Ousmane Dembelé (22, FC Barcelona, Vertrag bis 2022): "Ein sehr guter Spieler", wie Niko Kovac sagt. Der Bayern-Trainer wünscht sich wie die Bayern-Bosse einen Neuzugang für die Außenbahn, am liebsten Leroy Sané. Auch Plan B mit Dembelé wird an der Säbener Straße besprochen, der Franzose, dessen Fähigkeiten vor allem Karl-Heinz Rummenigge schätzt, scheint aber trotz seiner auch in Barcelona nicht ausgebliebenen Verfehlungen außerhalb des Platzes sehr teuer zu werden; zumal Barça-Präsident Josep Maria Bartomeu meint, Dembelé sei "besser als Neymar", und ihn deshalb behalten will. Ein Wechsel, an dem auch Borussia Dortmund gut verdienen würde, hängt wohl ebenso sehr an Neymar wie bei Coutinho.

James (27, Real Madrid, Vertrag bis 2021): Auf dem Papier ist James seit ein paar Tagen wieder Spieler von Real Madrid, das kann und soll sich aus Sicht der Madrilenen (wie bei Gareth Bale, s.u.) gerne ändern. Den Kolumbianer, den der FC Bayern trotz Kaufoption hat gehen lassen, würde Carlo Ancelotti wieder unter seine Fittiche nehmen, ein Wechsel zur SSC Neapel rückt nach spanischen und italienischen Medienberichten näher. Real verlangt demnach weiterhin die 42 Millionen Euro, die auch die Münchner hätten zahlen müssen. In Madrid hatte James unter Ancelotti seine bisher beste Zeit, mit Nachfolger Zinedine Zidane war anschließend das Gegenteil der Fall.

Pfiffe für Bale, weil er trainiert - Muss Eriksen doch bleiben?

Gareth Bale (29, Real Madrid, Vertrag bis 2022): Mancher Spieler wird derzeit verdammt, weil er im Training fehlt, der Waliser, weil er daran teilnimmt. Bei Reals Trainingsauftakt musste sich Bale Pfiffe anhören - die Fans wollen ihn endlich loswerden. Doch Bale, der unter Zidane keine Rolle spielt, im Team angeblich isoliert ist und so oft verletzt fehlt, ist immer noch da; als der Real-Tross am Dienstag Richtung Kanada aufbrach, trottete er am Flughafen einsam hinter den Mitspielern her. Doch wer erfüllt die Gehaltsvorstellungen des einstigen 101-Millionen-Euro-Manns, der weiterhin in Europa spielen will und einen China-Wechsel ausschließt? Heiße Spuren fehlen derzeit. Nicht ausgeschlossen, dass Bale einfach bleibt - er verdient in Madrid angeblich rund 650.000 Euro pro Woche.

Und sonst? Auch die Stürmer Mauro Icardi (26, Inter Mailand, Vertrag bis 2021) und Romelu Lukaku (26, Manchester United, Vertrag bis 2022) sind auf dem Markt, Mittelfeldstratege Christian Eriksen (27, Tottenham, Vertrag bis 2020) sucht offen ein neues Abenteuer. Icardi wird mit Neapel und - natürlich - Juventus in Verbindung gebracht, Lukaku soll Icardis Platz bei Inter einnehmen. Für Eriksen, vor Monaten mal als Real- und Juve-Kandidat im Gespräch, ist indes englischen Medien zufolge immer noch kein Angebot bei den Spurs eingetroffen. Ihm hat sicher nicht geholfen, dass nach ihm auch Pogba seinen Wechselwunsch öffentlich gemacht hat.

jpe/mkr

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