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Perfekter Start für Martin & Co. - Buchmann nicht "super gut"

106. Tour de France, 2. Etappe

Perfekter Start für Martin & Co. - Buchmann nicht "super gut"

Gelb verteidigt: Jumbo-Visma hat am Sonntag das Teamzeitfahren bei der Tour de France gewonnen.

Gelb verteidigt: Jumbo-Visma hat am Sonntag das Teamzeitfahren bei der Tour de France gewonnen. imago images

Tony Martin riss im Schatten des weltberühmten Atomiums die Faust in die Höhe, dann sank er völlig erschöpft zu Boden. Nicht Tour-Champion Geraint Thomas, sondern der viermalige Zeitfahr-Weltmeister und sein kleines niederländisches Team waren die Hauptattraktion bei der großen Radsport-Party zum Auftakt der 106. Tour de France in Brüssel. Angeführt von Lokomotive Martin gewann der Jumbo-Visma-Rennstall nach einer Gala-Vorstellung bei Tempo 60 auch das Mannschaftszeitfahren am Sonntag und versetzte den Stars um die beiden Favoriten Thomas und Egan Bernal einen ersten Dämpfer.

Martin und Co. siegten über 27,6 Kilometer mit einem deutlichen Vorsprung von 20 Sekunden auf den britischen Top-Rennstall Ineos. Dritter im ersten Kampf gegen die Uhr wurde 21 Sekunden zurück Martins Ex-Mannschaft Deceuninck-Quick Step. "Bei uns ist alles kleiner, stressfreier und familiärer, aber wir haben große Ziele", sagte Martin. Und sein Team hat das Gelbe Trikot durch Mike Teunissen weiter in den eigenen Reihen. "Das beflügelt, das ist unser achter Mann", betonte Martin.

Buchmann kann mit dem Zeitfahren leben

Achtbar schlug sich das deutsche Bora-hansgrohe-Team, das mit Rundfahrt-Hoffnung Emanuel Buchmann 46 Sekunden zurück den zwölften Platz belegte. "Das war ein solides Zeitfahren, kein super, super gutes Zeitfahren. Damit können wir leben", sagte Buchmann.

Durch den Erfolg der Martin-Equipe festigte der niederländische Auftaktsieger Teunissen seinen ersten Platz in der Gesamtwertung. Der 26-Jährige war ursprünglich als Anfahrer für Jumbo-Sprintstar Dylan Groenewegen gedacht, holte sich nach dessen üblem Sturz am Samstag aber überraschend selbst den Sieg im Fotofinish vor dem slowakischen Ex-Weltmeister Peter Sagan. Damit ist Teunissen der erste Holländer in Gelb seit Erik Breukink vor 30 Jahren.

Thomas zufrieden - Bardet und Quintana schon unter Druck

So stand das Auftakt-Wochenende, das bis zu 500.000 Zuschauer an den Streckenrand lockte, ganz im Zeichen der Holländer. Martin hatte zu Saisonbeginn das Abenteuer Jumbo-Visma gewagt und durfte nun seinen sechsten Tour-Tagessieg feiern. Im Teamzeitfahren waren es Martin und der dreimalige Cross-Weltmeister Wout van Aert, die für das Hochgeschwindigkeitstempo sorgten.

106. Tour de France

Daran kam Ineos nicht heran, unzufrieden waren Thomas und Co. aber nicht. "Es hat sich gut angefühlt. Wir hatten eine gute Geschwindigkeit. Einige Kurven hätten wir schneller fahren können, aber das war ein minimaler Zeitverlust", sagte Thomas. Andere Mitfavoriten ließen weitaus mehr Zeit auf den Straßen von Brüssel liegen. So verlor die französische Tour-Hoffnung Romain Bardet schon eine knappe Minute auf Thomas, der zweimalige Tour-Zweite Nairo Quintana (Kolumbien) büßte 45 Sekunden ein, und für den Dänen Jakob Fuglsang waren es 21 Sekunden.

Buchmanns Knie tut nicht mehr weh

Da war Buchmann mit 26 Sekunden Rückstand gut dabei. Am Vortag war der Auftakt für die Bora-Mannschaft nicht wunschgemäß verlaufen. Buchmann war in den Sturz kurz vor dem Ziel ebenfalls verwickelt worden und hatte sich dabei eine blutige Lippe und ein aufgeschlagenes Knie geholt. "Es hat nicht mehr wehgetan", sagte das Leichtgewicht am Sonntag.

Buchmann war auch nicht der einzige Fahrer, der zum Auftakt auf den Asphalt knallte. Auch Thomas war kurz zu Boden gegangen. Deutlich schlimmer erwischte es Fuglsang. Der dänische Sieger der Dauphiné-Rundfahrt fuhr blutend ins Ziel, musste mit drei Stichen über dem Auge genäht werden und erlitt Prellungen am rechten Knie und den Rippen.

Am Montag wird die Tour Belgien wieder verlassen, wenn die dritte Etappe über 215 Kilometer von Binche nach Épernay führt. Bei vier kleineren Bergwertungen auf den letzten 42 Kilometern dürften die Sprinter aber kaum zum Zug kommen. Vielmehr hoffen die Franzosen auf ihren Bergkönig Julian Alaphilippe.

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dpa

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