Junioren

RB Salzburgs Akademie-Chef Ernst Tanner: "Natürlich lockt Leipzig"

Ernst Tanner im Interview mit dem kicker

RB Salzburgs Akademie-Chef: "Natürlich lockt Leipzig"

Feierte nach dem Salzburger Halbfinal-Coup gegen Barça mit den Fans: Ernst Tanner.

Feierte nach dem Salzburger Halbfinal-Coup gegen Barça mit den Fans: Ernst Tanner. imago

kicker: Wurde lange gefeiert, Herr Tanner?
Ernst Tanner: Geschlafen haben wir jedenfalls alle nicht besonders viel. Dass wir uns in diese Siegerliste neben die Giganten Barça und Chelsea einreihen dürfen, ist kaum zu fassen. Mehr kann man im Jugendbereich nicht gewinnen.

kicker: Worauf sind Sie gerade besonders stolz?
Tanner: Die Art und Weise, wie unsere Ergebnisse bei diesem Final Four in Nyon zustande kamen, war schlicht herausragend. Erst haben wir im Halbfinale gegen Barça, dann im Endspiel gegen Benfica einen Rückstand noch in einen 2:1-Sieg gedreht. Das zeigt den Willen und natürlich die Qualität, die in dieser Mannschaft steckt.

kicker: Vorher wurden bereits Manchester City, Paris Saint-Germain und Atletico Madrid besiegt.
Tanner: Ja, wir haben quer über den Kontinent alles was Rang und Namen hat ausgeschaltet. Die Youth League als deutschsprachiger Verein zu gewinnen, ist alles andere als selbstverständlich. Normalerweise dominieren den Wettbewerb die Spanier, Portugiesen und Engländer.

Es ist ein super Mix im Team.

kicker: Für die deutschen Klubs war früh Schluss, am weitesten kam Dortmund mit dem Achtelfinale.
Tanner: Die Topteams treten hier eben nahezu mit Erwachsenenmannschaften an. Und dass die südländischen Spieler körperlich einen Entwicklungsvorsprung haben, das erkennt jeder sofort. Wenn man sieht, wie schnell die zum Teil sind, wie muskulär ausgestattet, unglaublich. Es macht außerdem natürlich einiges aus, dass Benfica seine zweite Mannschaft in der 2. Liga spielen lassen kann, genau wie wir mit dem FC Liefering.

kicker: Was macht diese Salzburger Mannschaft so besonders?
Tanner: Es ist ein super Mix im Team. Wir haben allein drei gebürtige Salzburger in der Elf, dazu vor allem weitere Österreicher und Jungs aus dem südlichen Bayern. Ergänzt werden sie von hinzugeholten Toptalenten, etwa aus unseren Kooperationsakademien in Afrika.

"Geschlafen haben wir jedenfalls alle nicht besonders viel", verriet Ernst Tanner.

"Geschlafen haben wir jedenfalls alle nicht besonders viel", verriet Ernst Tanner. imago

kicker: Dazu kommt mit Marco Rose ein deutscher Trainer, der einst beim VfB Leipzig, bei Hannover und in Mainz spielte. Was wird aus ihm?
Tanner: Marco hat all diese Zutaten im Team sehr gut zusammengefügt, was bestimmt nicht immer einfach war. Wir sind sehr froh, dass wir uns schon auf eine weitere Saison mit ihm einigen konnten, obwohl es andere Angebote gab.

kicker: Kann sich RB Leipzig also bald auf tolle neue Talente freuen? Auch Rose ist ja gebürtiger Leipziger.
Tanner: Wir bilden für unsere erste Mannschaft aus. Wo die Spieler einmal hingehen, wenn sie dem Markt Österreichs entwachsen sollten, ist im Grunde zunächst ihre eigene Entscheidung. Klar wollen alle nach Deutschland oder England. Und natürlich lockt Leipzig, weil es den Vorteil bietet, dass sie dort in einer ähnlichen Philosophie spielen können und keine große Integration brauchen.

Wir können in Salzburg sehr gut ausbilden, und natürlich gibt uns unser Sponsor auch die entsprechenden Möglichkeiten dazu.

kicker: Und was bedeutet dieser Triumph für Sie persönlich?
Tanner: Es freut einen natürlich, dass es diesen Lohn für all die Arbeit gibt. In fünf Jahren in Salzburg wurde hier doch einiges aufgebaut.

kicker: Unter anderem auch eine erstklassige, aber teure Akademie.
Tanner: Wir können in Salzburg sehr gut ausbilden, und natürlich gibt uns unser Sponsor auch die entsprechenden Möglichkeiten dazu. Schon nach dem Halbfinale hat Herr Mateschitz aus seinem Urlaub persönlich gratuliert, jetzt wird er sich bestimmt auch wieder melden.

Interview: Martin Gruener