DFB-Pokal

VfL Osnabrück weist Rangnick-Kritik zurück

Feuerzeug wurde an Polizei übergeben

VfL Osnabrück weist Rangnick-Kritik zurück

Schwere Zeiten: VfL-Präsident Hermann Queckenstedt, Vize-Präsident Uwe Brunn und Geschäftführer Jürgen Wehlend.

Schwere Zeiten: VfL-Präsident Hermann Queckenstedt, Vize-Präsident Uwe Brunn und Geschäftführer Jürgen Wehlend. imago

Nach 71 Minuten wurde die Pokalpartie des VfL Osnabrück gegen RB Leipzig abgebrochen - aber wann gibt es ein Ergebnis? Bis zum Donnerstag um 14 Uhr haben beide Vereine Zeit, Stellungnahmen beim DFB abzugeben. Das werde man fristgerecht tun, versicherte VfL-Geschäftsführer Wehlend am Mittwoch in einer eigens einberufenen Pressekonferenz, man werde sich darauf konzentrieren, die Ereignisse aus eigener Sicht zu schildern und darzustellen, welche Maßnahmen man zur "Aufklärung des Sachverhalts" ergriffen habe.

Wehlend schilderte die Vorkommnisse bis hin zum Feuerzeugwurf auf Schiedsrichter Martin Petersen als "Verkettung unglücklicher Umstände". Beim Abbau einer vor Spielbeginn gezeigten Choreografie seien Fans beim Jubel über den frühen Führungstreffer nach nicht einmal 30 Sekunden Spielzeit in das Fangnetz gefallen, was die Haltekonstruktion durch eine ungewöhnliche Seitwärtsbewegung teilweise zum Einsturz gebracht habe. Der Zaun sei - regelmäßig durch Baubehörden geprüft - zuvor technisch in Ordnung gewesen, versicherte Wehlend.

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Durch diesen Zwischenfall sei die Lücke im Fangnetz entstanden, durch die in der 71. Minute dann Gegenstände auf das Spielfeld geworfen wurden, als Schiedsrichter Martin Petersen eine verbale Auseinandersetzung zwischen VfL-Auswechselspieler Michael Hohnstedt und Leipzigs Davie Selke schlichten wollte. Wehlend nahm Hohnstedt, der nach der Klärung einer Torszene in provokanter Art und Weise auf Selke zuging, gegen Kritik in Schutz: Dies sei in einer hochemotionalen Situation eine verbale Auseinandersetzung gewesen, die im Fußball nicht unüblich sei. In einer Mitteilung des Vereins erklärte Hohnstedt selbst, er habe nur Mitspieler Davide Grassi nach einer Rettungstat anspornen wollen. Das Zusammentreffen mit Selke und der "kurze Austausch" sei nicht beabsichtigt gewesen. Zudem stellte er klar: "Es kam weder von seiner noch von meiner Seite zu verbalen Entgleisungen."

Wehlend: "Eine Straftat, die es aufzuklären gilt"

Das Fehlen des Zauns in diesem Bereich unmittelbar hinter dem Tor dürfe keinesfalls "als Alibi genutzt werden", erklärte Wehlend: "Das halte ich für zu kurz gesponnen." Auch schon im Spielverlauf zuvor habe es bereits Würfe gegeben. Dass die Gesundheit von Sportlern gefährdet wurde, sei durch nichts zu entschuldigen, stellte Wehlend klar, dies sei eine "Straftat, die es aufzuklären gilt". Dazu arbeite man mit den Ermittlungsbehörden zusammen. Das Feuerzeug, das Schiedsrichter Petersen am Kopf getroffen hatte, sei bereits am Montagabend der Polizei zur Untersuchung übergeben worden. Der VfL-Geschäftsführer geht davon aus, dass "es anhand der Augenzeugenberichte und des im Internet veröffentlichten Bildmaterials möglich ist, den Täter zu ermitteln". Sollte dies gelingen, werde man Regressansprüche stellen. Der entstandene wirtschaftliche Schaden sei für den finanziell ohnehin angeschlagenen Drittligisten jedoch noch nicht zu beziffern.

 

Was die unmittelbaren sportlichen Folgen des Abbruchs sein werden, wird der DFB entscheiden. "Wir danken Leipzig für das Angebot, ein Wiederholungsspiel auszutragen. Wie der DFB damit umgeht, wird man sehen", erklärte Präsident Hermann Queckenstedt. "Ich persönlich habe begrenzte Erwartung, dass es dazu kommen wird." Eine realistische Einschätzung. Denn in der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB heißt es, dass nach einem Spielabbruch das Spiel mit 0:2 gegen den Schuldigen zu werten ist - und ein Verein unter anderem auch für Anhänger und Zuschauer haftet. Eine Wiederholung kommt demnach nur infrage, wenn ein Abbruch "ohne Verschulden beider Mannschaften" erfolge.

Eine 2:0-Wertung für RB Leipzig ist somit mehr als wahrscheinlich, nachdem der VfL zum Zeitpunkt des Abbruchs mit 1:0 geführt hatte. So ist nachvollziehbar, dass Queckenstedt neben einer erneuten Entschuldigung beim Schiedsrichter ("Ich wünsche Herrn Petersen gute Besserung und entschuldige mich für das, was er körperlich erlitten hat.") und bei RB Leipzig auch eine solche an das Team des VfL richtete: "Und ich entschuldige mich bei unserer Mannschaft, die um die Früchte ihrer Leistung gebracht worden ist."

"Alles andere als feindlich oder aggressiv"

Nicht teilen kann Wehlend die Ansicht Rangnicks, der am Dienstagmorgen erklärte hatte, er "hätte gestern mit Frau und Kind und Familie im Stadion gar nicht gewusst, wo ich hätte sitzen oder stehen sollen, dass ich mich halbwegs sicher gefühlt hätte". "Die Aussage möchte ich nicht so stehen lassen", meinte Wehlend auf Nachfrage. Er habe ein emotionales, aber friedliches Spiel gesehen. "Es ist doch ganz normal, dass eine emotionale Stimmung herrscht, wenn man als krasser Außenseiter nach 26 Sekunden 1:0 führt." Die Atmosphäre sei "alles andere als feindlich oder aggressiv" gewesen.

bru