3. Liga

Schott: "Darmstadt hat die 3. Liga als Chance gesehen"

3. Liga: DFB-Direktor zieht Fazit für 2013/14

Schott: "Darmstadt hat die 3. Liga als Chance gesehen"

Sucht weiterhin einen Hauptsponsor für die 3. Liga: DFB-Direktor Ulf Schott.

Sucht weiterhin einen Hauptsponsor für die 3. Liga: DFB-Direktor Ulf Schott. Imago

kicker: Wie fällt Ihr Resümee für die zurückliegende Drittligasaison aus, Herr Schott?

Ulf Schott: Es war wieder spannend bis zum Schluss. Am letzten Spieltag ging es bei sieben von zehn Partien noch um eine Entscheidung. Und dann noch die Überraschung mit Darmstadt. So ein Relegationsrückspiel wie vor einer Woche habe ich selten erlebt. Voller Emotionen. Da war so viel drin in dieser Begegnung. Der SV 98 spiegelt genau diese 3. Liga wider: Dieses Ärmelhochkrempeln, zusammenrücken, zu wissen, dass man mehr tun muss als andere. Darmstadt hat die 3. Liga als Chance gesehen, um sich weiterzuentwickeln und sich zu präsentieren.

kicker: Auch Heidenheim hat überzeugt.

Schott: Das ist ein Verein, der sich kontinuierlich in allen Bereichen weiterentwickelt und am Ende dafür belohnt hat. Das zeigt, dass sportlicher Erfolg und wirtschaftliche Vernunft zusammenpassen. Grundsätzlich muss man sich das mal vorstellen: In den bisher sechs Relegationsrunden zwischen 3. und 2. Liga hat sich nun fünfmal der Drittligist durchgesetzt.

Das schaffen viele Sportarten teilweise nicht in der 1. Liga, große Verbände auch nicht in der 2. Liga.

DFB-Direktor Ulf Schott über den Zuschauerzuspruch

kicker: Die Zuschauerzahlen sind von im Schnitt 6164 in der Saison 2012/13 auf 6041 in dieser Saison ein wenig zurückgegangen...

Schott: Natürlich ist das immer abhängig von einzelnen Vereinen, die in der 3. Liga spielen. Aber 2,3 Millionen Zuschauer insgesamt - das ist eine sehr gute Zahl. Das schaffen viele Sportarten teilweise nicht in der 1. Liga, große Verbände auch nicht in der 2. Liga. Das zeigt das große Potenzial. Darüber hinaus ist das der zweitbeste Schnitt seit Einführung der 3. Liga. Der Trend ist daher weiterhin positiv.

Hoher Zuschauerschnitt: In RB Leipzig verliert die 3. Liga einen Publikumsmagneten.

Hoher Zuschauerschnitt: Mit RB Leipzig verliert die 3. Liga einen Publikumsmagneten. Imago

kicker: Mit Aufsteiger Leipzig verlässt ein Zuschauermagnet die Liga. Mit RB geht aber auch ein Verein, der für viel Reibung in der Liga sorgte. Sehen Sie das mehr mit einem lachenden oder weinenden Auge?

Schott: RB Leipzig hatte einen Schnitt von 16 000 Zuschauern, Dynamo Dresden kam in der 3. Liga zuletzt auf 17 000. Die Zuschauerzahlen bereiten uns also keine Sorgen. Reibungspunkte haben wir in jeder Saison. Die Anzahl der Herausforderungen insgesamt ist groß - sowohl für den Verband als auch für die Vereine. Denen stellen wir uns.

kicker: RB muss für die 2. Liga das Logo ändern. Ist der DFB zu lasch oder die DFL zu streng in ihren Auflagen?

Schott: Zu dem Thema Zulassung RB Leipzig ist viel gesagt worden. Ich glaube, wir tun gut daran, wieder Ruhe in dieses Thema reinkommen zu lassen.

kicker: Jetzt muss mit Dresden ein Verein in die 3. Liga, der leider immer wieder durch Chaoten auffällt. Legt der DFB ein noch größeres Augenmerk auf die Sicherheit in der neuen Saison?

Schott: Sicher. Wir sind gut aufgestellt, was den Sicherheitsbereich anbelangt, und stehen in engem Austausch mit dem Verein. Und wir haben eine glasklare Haltung in Bezug auf diese sogenannten "Fans" und die Sicherheitsproblematik. Wir wissen, dass es Sicherheit nur dann gibt, wenn alle Netzwerkpartner an einem Strang ziehen. Daran gilt es zu arbeiten.

kicker: Es gibt in der 3. Liga die üblichen Verdächtigen, die wieder um die Lizenz kämpfen. Sind die Anforderungen möglicherweise doch zu hoch?

Schott: Bezüglich der Wirtschaftlichkeit kann man sagen, dass wir voraussichtlich in der Saison 2013/14 wieder einen neuen Ertragsrekord aufstellen werden. In der Drittligasaison 2012/13 waren es 127 Millionen Euro. Jetzt erwarten wir 160 Millionen. Auch ohne Leipzig würde es zu einem Rekord kommen. Die Einnahmestruktur ist also da. Im Vergleich zum europäischen Ausland sowieso.

Wir können nur an die Vereine der 2. Liga appellieren, entsprechende Vorkehrungen für einen möglichen Abstieg zu treffen.

Schott über mögliche finanzielle Probleme bei einem Abstieg

kicker: Aber nicht bei allen Klubs...

Schott: Klar ist, dass es einzelne Vereine gibt, die finanzielle Probleme haben. Vor allem die, die aus der 2. Liga absteigen und von einer durchschnittlichen Ertragssituation von 23 Millionen auf etwa acht Millionen runtergehen müssen. Das ist eine große Herausforderung für die Vereine - und für den Verband. Deshalb gilt es, den Markenkern der 3. Liga noch stärker zu positionieren. Derzeit sind es bereits 12,8 Millionen, die aus Marketing-erträgen an die Vereine ausgeschüttet werden. Hinzu kommt die Erhöhung der finanziellen Unterstützung im Bereich der Leistungszentren. Wir können nur an die Vereine der 2. Liga appellieren, entsprechende Vorkehrungen für einen möglichen Abstieg zu treffen.

kicker: Ist ein DFB-Rettungsfallschirm für Zweitligaabsteiger noch ein Thema?

Schott: Nein. Da geht es auch um Wettbewerbsschutz.

kicker: Vor einem Jahr haben Sie gesagt: "Wir wollen die Marke 3. Liga weiter stärken." In welchem Bereich hat sich in diesem einen Jahr am meisten getan?

Schott: Es ist dieses Thema: Was biete ich als 3. Liga? Was verbindet man mit der 3. Liga? Für was steht die 3. Liga? Da gilt es, Antworten zu finden. Und das sind eben Merkmale wie Kampfgeist, Teamgeist, Leidenschaft, Bereitschaft und Wille. Familiär, Fußball hautnah anbieten zu können. Das sind die Dinge, die wir gemeinsam mit den Vereinen aufarbeiten und in Zukunft noch stärker herausstellen wollen.

kicker: Was macht die Suche nach einem Generalsponsor für die 3. Liga?

Schott: Premium-Marken wollen sich auf Premium-Plattformen bewegen. Wir haben ein Paket geschnürt, das für Sponsoren attraktiv ist und mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis punktet. Wir müssen aber auch auf die Exklusiv-Verträge der Klubs achten. Dazu haben wir den kompletten Markt durchforstet. Ohne Ergebnis. Wir gehen jetzt einen Schritt zurück. Ziel ist es, die Marke 3. Liga noch stärker zu schärfen, um die Attraktivität der Vereine und der 3. Liga für weitere Sponsoren zu erhöhen.

Interview: Jana Wiske