3. Liga

Poulsen: Das dänische Schreckgespenst

Leipzig: Poulsen erfüllt die hohen Erwartungen

Poulsen: Das dänische Schreckgespenst

Yussuf Poulsen: "Er arbeitet täglich an sich. Das ist vorbildlich." (Trainer Zorninger)

Yussuf Poulsen: "Er arbeitet täglich an sich. Das ist vorbildlich." (Trainer Zorninger) imago

Wenn sich RB-Chefeinkäufer Ralf Rangnick (55) auf die Suche nach neuen Sportlern begibt, ist er wunderbar präpariert. Er hat Geld (viel), einen Einkaufsbeutel (unauffällig) und ein Anforderungsprofil (vielschichtig), an das der anspruchsvolle Fußball-Lehrer keine Luft lässt. Jung müssen sie sein, dynamisch, wissbegierig, ausbau- und leidensfähig. Nur derart gestrickte Männer können Rangnicks Philosophie (hoch stehende Abwehr, Pressing, Gegen-Pressing, schnelles Spiel in den Strafraum) mit Leben füllen.

Yussuf Poulsen verkörpert all das, was Rangnick und RB-Cheftrainer Alexander Zorniger fordern, wünschen und lieben. Der 19-jährige Däne verbindet Speed, Dribbelstärke, Mut und Hingabe, ist zum Schreckgespenst der Abwehrreihen in Liga drei geworden. "Yussuf ist der Prototyp des Fußballers, den wir wollen und brauchen", sagt Zorniger. "Er geht dahin, wo es wehttut, schaltet nach Ballverlust sofort um und grätscht notfalls am eigenen Sechzehner den Ball ins Aus." Das Selbstverständnis des Leipziger Königstransfers vom Sommer zeigt sich auch und vor allem nach Attacken des Gegners. Poulsen hebt nie theatralisch ab (das Schinden von Elfmetern gehört demnach nicht zum Repertoire), lässt nie grundlos den Arzt aufs Spielfeld kommen. Er signalisiert seinem Gegenspieler: Ich freue mich auf den nächsten Zweikampf, mein Freund! Und der könnte auch mal dir wehtun!

Spielersteckbrief Poulsen
Poulsen

Poulsen Yussuf

Trainersteckbrief Zorniger
Zorniger

Zorniger Alexander

RB Leipzig - Vereinsdaten
RB Leipzig

Gründungsdatum

19.05.2009

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos

Könnte er alles, würde er in Dortmund spielen.

RB-Coach Alexander Zorninger

Dass sich der dänische U-21-Auswahlspieler bei seinen furchtlosen Leibesübungen verletzen könnte, fürchtet Zorniger nicht. "Yussuf zieht nie zurück, und das schützt ihn auch." Will heißen: Wer halbgar und mit eingezogener Rute ins Duell geht, verletzt sich eher als einer wie Poulsen.

Schwächen? Hat er, der Rohdiamant. Die Ballan- und mitnahme ist beim 1,93-Meter-Hünen (78 Kilo) ausbaufähig. Ebenso sein Abschluss mit Fuß und Kopf. Vier Tore sind für einen Mann dieser Güte zu wenig. Zorniger: "Wenn Yussuf schon alles könnte, würde er in Mailand oder Dortmund spielen. Aber er arbeitet täglich an sich, das ist vorbildlich." Gelernt hat der fixe Dribbler in Leipzig schon einiges. Neuerdings sieht er immer öfter den besser postierten Mitspieler, sucht und findet das Mittelmaß zwischen Egoismus und Sozialismus.

Der im Juli von Lyngby BK gekommene Däne (Ablösesumme 600.000 Euro) teilt sich eine Altbauwohnung mit seinem Kollegen Joshua Kimmich, trinkt nie Alkohol, raucht nicht und schätzt den erholsamen Schlaf vor 24 Uhr. Poulsen liebt Mittagsschläfchen, hat neuerdings drei Wecker, um pünktlich beim Training zu sein. Dies hat einen ernsten Hintergrund: Vor dem Spiel beim Chemnitzer FC hatte er das Abschlusstraining verpennt und flog im hohen Bogen aus dem Kader. RB verlor drei Punkte, Poulsen viel Geld. "Das passiert mir nie wieder", sagt Poulsen, der seine Entscheidung für RB nicht bereut hat. "Das war der richtige Schritt. Ich fühle mich hier superwohl, die Kollegen sind top, die Fans, die Stadt." Und, ja, die dritte Liga ist nicht das Ende der Fahnenstange. "Wir wollen nach ganz oben. Die Bedingungen sind schon erstligareif. Bundesliga mit RB wäre traumhaft. Leipzig hat die 1. Liga verdient."

Der Marktwert des RB-Stars steigt stetig, auch Bundesligisten haben schon nach dem Sprinter gespäht. Weitere Pilgerreisen können sich interessierte Klubs sparen. Poulsen (Vertrag bis 2017) wurde für unverkäuflich erklärt, Geld hat Red Bull genug. Poulsens Berater Henrik Risom (Ex-Profi von Dynamo Dresden) war übrigens hin und weg vom Scouting der Roten Bullen. "RB hat Yussuf fünfzehn Mal beobachtet, das war unglaublich. Er ist in Leipzig gut aufgehoben."

Guido Schäfer