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Zimmermann im Interview: "Man wird sich sicher noch einmal sehen"

Stürmer spricht über Transfer von Rapid zum WAC

Zimmermann im Interview: "Man wird sich sicher noch einmal sehen"

Kam bei Rapid in der vergangenen Saison selten zum Zug: Bernhard Zimmermann.

Kam bei Rapid in der vergangenen Saison selten zum Zug: Bernhard Zimmermann. IMAGO/Eibner Europa

Herr Zimmermann, das österreichische A-Nationalteam sorgt aktuell für Furore. Wie sehen Sie die Entwicklung der Mannschaft?

Ich glaube, dass es sowohl bei der A-Nationalmannschaft als auch in der U 21 einen extremen Aufschwung gibt. Das sieht man schon alleine an den Zuschauerzahlen. Es war schon lange nicht mehr der Fall, dass das Happel-Stadion bei einem Fußballspiel voll war. Wir spielen einen leiwanden Fußball, der richtig intensiv und modern ist. Daher schauen sich die Fans die Spiele auch gerne an. Zudem besteht die Mannschaft aus sehr guten Spielern. Es sieht in der Quali richtig gut aus.

Wie viel fehlt Ihnen aus Ihrer Sicht auf das Debüt in der A-Nationalmannschaft?

Natürlich hat jeder den Traum, einmal für das eigene A-Nationalteam zu spielen. Mir ist aber bewusst, dass das noch eine Zeit lang dauern könnte. Ich muss mich noch weiterentwickeln. Aber ganz klar: Das Ziel ist das natürlich schon.

Sie kamen zuletzt für die U-21-Nationalmannschaft in zwei Testspielen gegen Island und die Slowakei zum Einsatz. Wie schätzen Sie das Team ein?

Sehr gut, vor allem auf zwischenmenschlicher Ebene. Wir werden zu einer richtigen Mannschaft, bei der der Zusammenhalt groß ist. Das ist auch echt wichtig. Natürlich ist es bei Nationalmannschaften nicht einfach, etwas nachhaltig aufzubauen, wenn man im Jahr maximal fünfmal zusammenkommt. Wir passen uns aber schnell an und auch die neuen Spieler fühlen sich bei uns auf Anhieb wohl. Das Teamgefüge passt also extrem gut. Außerdem haben wir einen Trainer (Werner Gregoritsch, Anm.), der in seinem Leben gefühlt schon alles erlebt hat und uns richtig weiterhelfen kann. Wir hatten jetzt eine starke Serie mit acht ungeschlagenen Spielen in Folge (vier Siege, vier Unentschieden, Anm.) und freuen uns natürlich schon auf die EM-Qualifikation. Davor genießen wir aber noch den Urlaub.

Wie bewerten Sie den Umstand, dass am Ende einer ohnehin schon sehr langen Saison noch zwei Testspiele angesetzt waren?

Da ich in letzter Zeit nicht so viel gespielt habe, sind mir persönlich die Spiele sehr zugutegekommen. Ich habe gesehen, dass ich noch immer großen Spaß am Fußball habe. Deswegen habe ich den Urlaub auch erst danach angesetzt. Ich freue mich immer, wenn ich dabei sein darf und dem Teamchef das Vertrauen zurückzahlen kann.

Die Aufgabe beim WAC ist echt spannend und ich freue mich bereits riesig darauf. Das wird sicher ein geiles Jahr!

Bernhard Zimmermann

Sie haben Ihre fehlende Matchpraxis soeben angesprochen. Wie blicken Sie auf die vergangene Saison bei Rapid zurück?

Es kann sich jeder denken, dass das nicht das leichteste Jahr für mich war - obwohl ich bei den Toren einen richtig guten Schnitt (sieben Bundesligatore in 834 Spielminuten, Anm.) hatte. Aus bestimmen Gründen hat es einfach nicht nach Wunsch funktioniert. Ich blicke aber positiv nach vorne. Die Aufgabe beim WAC ist echt spannend und ich freue mich bereits riesig darauf. Das wird sicher ein geiles Jahr!

Was meinen Sie mit "bestimmten Gründen" konkret?

Oft passen Dinge einfach nicht zusammen. Woran es jetzt konkret gelegen ist, kann ich aber nicht sagen.

Wie groß war die "Mitschuld" von Guido Burgstaller? An ihm gab es im Sturmzentrum, wo auch Sie zuhause sind, ja kein Vorbeikommen.

Das kann man so sagen, ja. "Burgi" hat das richtig gut gemacht und ist nicht umsonst Torschützenkönig geworden. Er hat eine sehr starke Saison gespielt. Da habe ich keine Argumente auf meiner Seite.

Auch der WAC war in der vergangenen Saison gerade in der Offensive gut aufgestellt, Tai Baribo erzielte in der Bundesliga 16 Tore. Was stimmt Sie zuversichtlich, sich in Kärnten dennoch durchsetzen zu können?

Es liegt auf der Hand, was ich der Mannschaft mit meinem Spielstil geben kann. Ich habe sowohl vom Verein als auch vom Trainer das komplette Vertrauen und will das bereits in den ersten Tagen rechtfertigen. Und dann wird das eine richtig geile Saison.

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Aus welchen konkreten Gründen haben Sie sich für einen Wechsel ins Lavanttal entschieden?

Ich musste mich entscheiden, wie ich meine Zukunft gestalten möchte. Ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass ich spielen muss. Dadurch, dass ich mir nicht sicher war, ob sich bei Rapid viel verändern wird, haben wir uns gemeinsam für die Leihe entschieden. Der WAC hat sehr um mich gebuhlt und starkes Interesse gezeigt. Wir hatten viele Gespräche und ich war danach vom Verein sehr angetan. Ich hatte ein richtig gutes Gefühl und habe mich daher auch für den WAC entschieden. Ich mache das jetzt einmal für ein Jahr. Man wird sehen, was danach kommt.

Medienberichten zufolge soll in Ihrem Vertrag eine Kaufoption verankert sein. Können Sie das bestätigen?

Dazu darf ich nichts sagen.

Spätestens seit seiner Zeit bei der Wiener Austria gilt Manfred Schmid als ein Trainer, der junge Spieler weiterentwickeln kann. Welche Rolle spielte er bei Ihrem Wechsel?

Ich habe natürlich verfolgt, was da in Favoriten abgegangen ist. Die Austria hat eine richtig gute Entwicklung genommen, insbesondere die jungen Spieler. Ich hatte bei ihm ein super Gefühl, weil er sich auch gleich telefonisch gemeldet hat. Das hat von Anfang an gut gepasst.

Sie haben sich auf Social Media mit einem durchaus emotionalen Statement von den Rapid-Fans verabschiedet. Sie sprachen unter anderem von einer "unheimlich schönen und aufregenden Zeit" sowie von einzigartigen und unvergesslichen Momenten. Das klang bereits nach endgültigem Abschied. Wie sind diese Worte zu interpretieren?

Ich bin jetzt einmal für ein Jahr weg und man wird sehen, was danach passiert. Das ist natürlich auch von meiner Saison abhängig. Man soll diese Worte aber nicht als endgültigen Abschied interpretieren. Ich wollte mich einfach bei den Fans bedanken, weil die Zeit richtig leiwand war und ich von ihnen super aufgenommen wurde. Ich war von Tag eins an sehr beliebt und auch einer der wenigen Spieler, der besungen wurde. Wenn man das neutral betrachtet, ist das ja nicht normal. Das ist außergewöhnlich und ich bin ihnen sehr dankbar. Man wird sich sicher noch einmal sehen!

Jeder weiß, dass ich Rapidler bin. Man hat gesehen, dass ich alles für den Verein gegeben habe. Im Fußball ist es manchmal einfach so, dass Veränderungen notwendig werden.

Bernhard Zimmermann

Obwohl Sie erst 21 Jahre alt sind, galten Sie bei Rapid bereits als eine Art Identifikationsfigur. Wie schwer fiel Ihnen der vorläufige Abschied aus Hütteldorf?

Schon schwer. Jeder weiß, dass ich Rapidler bin. Man hat gesehen, dass ich alles für den Verein gegeben habe. Im Fußball ist es manchmal einfach so, dass Veränderungen notwendig werden. Ich will eine Rückkehr aber nicht ausschließen.

Beim WAC erwartet Sie jetzt nicht nur eine andere Mannschaft, auch die Unterstützung von den Rängen wird deutlich weniger sind. Welche Veränderungen erwarten Sie sich dadurch für Ihr Spiel?

Das ist halt einfach so. Für mich spielt sich Fußball immer noch auf dem Platz ab. Natürlich machen erst die Fans die Spiele leiwand, aber es zählt unter dem Strich die Leistung auf dem Platz. Das ist das Wichtigste.

Welche persönlichen Ziele haben Sie sich für Ihre Zeit beim WAC gesteckt?

Natürlich habe ich bereits grobe Ziele im Kopf, die allerdings noch nicht konkret sind. Ich freue mich jetzt zunächst einmal auf den Urlaub und werde für ein paar Tage abschalten. Danach werde ich den vollen Fokus auf die Aufgabe beim WAC richten.

Der WAC war in der abgelaufenen Saison nicht in der Meistergruppe dabei, ließ unter Manfred Schmid aber wieder einen Aufwärtstrend erkennen. Was ist für die Mannschaft in der kommenden Spielzeit möglich?

Wenn ich mir die Spieler und die Zugänge des Vereins anschaue, kann das eine richtig gute Mannschaft werden. Da ist sehr viel Qualität dabei. Natürlich muss das auf dem Feld erst einmal zusammenpassen. Dafür benötigt man in der Vorbereitung auch etwas Zeit. Es gibt beim WAC einen Aufschwung, das hat man bereits in der Qualifikationsgruppe gesehen. Die Ergebnisse waren sehr gut. Schade war natürlich, dass nach dem Erreichen des ersten Platzes das Spiel gegen Lustenau in der Verlängerung verloren wurde (1:2 im Europacup-Play-off-Halbfinale, Anm.). Aber wie gesagt: Das wird hoffentlich eine geile Saison mit richtig vielen Höhen! Ich freue mich bereits darauf.

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