EM

Yakin grübelt, Inler zweifelt

Schweiz: Derdiyok beim Röntgen

Yakin grübelt, Inler zweifelt

Hakan Yakin

Der Tag danach: Hakan Yakin grübelt noch immer über die vergebene Großchance. dpa

Noch immer hängt das Transparent mit der Aufschrift "Jungs gänd (gebt) alles" weit oben im Kirschbaum bei der Anfahrt nach Feusisberg oberhalb des Zürichsees. Unverändert die Idylle pur rund um das Gelände des Panorama Resort&Spa-Hotels, wo das Team von Trainer Köbi Kuhn seit zwei Wochen Quartier bezogen hat. Die Kühe, die vor einigen Tagen sogar mit rot-weißen Tüchern auf dem Rücken Flagge zeigten, genießen wie gewohnt das saftig frische Gras auf den Viehweiden. Die Ordner und netten Damen, die souverän den Verkehr regeln, sind freundlich wie an all den Tagen zuvor.

Am Sonntag ist Schluss

Erst drinnen im Medienzentrum, das in einem Zelt direkt neben dem Hotel aufgebaut ist und beste Arbeitsbedingungen bietet, wird klar, dass es wohl doch kein normaler Tag ist. Für die Schweiz rückt das Ende des Turniers näher. Nach dem dritten und letzten Spiel der Gruppe A am Sonntagabend in Basel gegen Portugal heißt es abreisen.

Kuhn: "Ich bin nicht frustriert"

Eine bittere Vorstellung für die Spieler und vor allem für Köbi Kuhn, der nach fast sieben Jahren und dann 73 Länderspielen als Nationaltrainer Abschied nimmt. Zu seinen Gefühlen zum Ausscheiden sagt der 64-Jährige: "Ich bin nicht frustriert. Es ist auch nicht die größte Enttäuschung meines Lebens." Seine Erklärung, warum es diesmal nicht reichte für das Weiterkommen: "Wir haben nicht die Tore geschossen, die nötig waren. Uns fehlte die Effizienz. Genügend Chancen hatten wir."

Weitere Informationen

Hakan Yakin, Schütze des ersten und einzigen Schweizer Tores bei dieser EM, hat mit seinen 31 Jahren mehr Mühe als Kuhn, die Niederlage wegzustecken. "Geschlafen? Ich habe fast garnicht geschlafen", verrät er. Dem Berner will eine Szene einfach nicht aus dem Kopf gehen. Bei der Flanke von Valon Behrami war ihm der Ball versprungen, die riesen Chance zur Vorentscheidung nur zwei Minuten nach dem Frührungstor verpasst. "Wenn ich da das 2:0 mache . . ." Es fiel leider nicht. Stattdessen musste man in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 1:2 der Türkei hinnehmen. Sudden Death. Unfassbar. "Wenn man sehr gut spielt und trotzdem ausscheidet, ist das ganz besonders bitter." Auch Gökhan Inler zweifelte an der Fußballwelt, warum ausgerechnet seiner Mannschaft das Quäntchen Glück fehlte, sie so viel Pech ereilte.

Derdiyok ist fraglich

Am Rande der Interviews machte die Nachricht die Runde, dass Eron Derdiyok, der heute 20 wurde, wegen einer Sprunggelenksverstauchung zum Röntgen musste. Sein Einsatz gegen Portugal ist sehr fraglich. Der nächste Verletzte, eine neues Sorgenkind im ohnehin schon so gebeutelten Kader! Irgendwie war am Donnerstag tatsächlich alles wie sonst auch bei den Schweizern, den großen Pechvögeln dieser EURO.