Champions League

Bayern und die Schulden: Die Vergangenheit mit Inter Mailand

Die Vergangenheit des Rekordmeisters mit den Nerazzurri

Wie Inter Bayerns Schulden tilgte - oder: Schläge in Lothars neuem Wohnzimmer

Bayern-Abgang Karl-Heinz Rummenigge (li.) - und Hansi Flick im Zweikampf mit Lothar Matthäus (re.).

Bayern-Abgang Karl-Heinz Rummenigge (li.) - und Hansi Flick im Zweikampf mit Lothar Matthäus (re.). imago images (2)

Seine besten Spieler gibt der FC Bayern nur dann ab, wenn er das auch wirklich will - hätte man zumindest meinen können, bis Robert Lewandowski dem deutschen Rekordmeister in diesem Sommer auf der Nase herumtanzte und schließlich seinen Wunschwechsel zum FC Barcelona bekam.

Mit den Katalanen wird der Pole - diesmal gegen seinen Wunsch - gleich wieder zu den Münchnern zurückkehren, die in dieser Champions-League-Gruppenphase neben Barça und Viktoria Pilsen auch auf Inter Mailand treffen werden. Den Auftakt bestreitet der deutsche FCB am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in San Siro.

Dorthin hatte es Bayerns besten Stürmer 1984 verschlagen, damals war Karl-Heinz Rummenigge aus München nach Mailand gewechselt - für angeblich mehr als elf Millionen Mark. Nun hatte der spätere Vorstandsboss die Bayern nicht krampfhaft verlassen wollen, er war für sie vielmehr ein gerne gebrachtes Opferlamm, das nicht nur die damals angehäuften Münchner Schulden in siebenstelliger Höhe tilgte, sondern auch deren nächste erfolgreiche Ära einläutete.

1985, 1986 und 1987 wurde der FC Bayern deutscher Meister, im dritten Jahr erreichte er sogar das Landesmeister-Finale gegen Porto. Die Leitwölfe hießen nun Lothar Matthäus, der noch 1984 aus Mönchengladbach gekommen war, oder Andreas Brehme, der seinem Nationalmannschaftskollegen zwei Jahre später aus Kaiserslautern folgte. 1988, die italienische Serie A war den anderen europäischen Ligen langsam, aber sicher entwachsen, gingen auch sie den Schritt von Bayern zu Inter - was die Münchner diesmal weniger billigten.

Bayerns Inter-Duelle

Vor dem Rückspiel wirkt Bayern damals chancenlos

Wie es das Schicksal wollte, kehrten auch schon Matthäus und Brehme bereits wenige Monate später zu den Bayern zurück, wo die Nerazzurri mit der einstigen Catenaccio-Kombination aus tiefer Defensive und blitzschnellen Konterangriffen das Achtelfinal-Hinspiel im UEFA-Cup mit 2:0 gewannen. Vor dem Rückspiel in San Siro rechnete sich Klaus Augenthaler daher nicht mal mehr geringste Chancen aus; ein deutsches TV-Übertragungsteam ward in Mailand nicht gesehen. So gab es eine von Bayerns größten europäischen Nächten später nur in der Zusammenfassung.

Die Nerazzurri hatten sich vor heimischem Publikum in einer zu destruktiven Taktik verloren, bevor Außenseiter Bayern binnen acht Minuten kurz vor der Pause drei Tore gelangen. Die Treffer von Roland Wohlfarth, Augenthaler und Jürgen Wegmann machten das 3:1 von Aldo Serena dank der Auswärtstorregel hinfällig - wie auch sämtliche ungeahndete Ellbogenschläge von Inters berühmtem Manndecker Giuseppe Bergomi. Als Bayern-Torwart Raimond Aumann nach der Pause über sich hinauswuchs, war die Sensation perfekt. Und für den FCB erst im Halbfinale gegen den späteren Sieger SSC Neapel um Diego Maradona Schluss.

FC Bayern

Verlierer nach dem Champions-League-Finale 2010 gegen Inter: Louis van Gaal und Karl-Heinz Rummenigge (re.). imago sportfotodienst

Ins Endspiel schafften es die Münchner dann etwa 2010 in der Champions League, als Louis van Gaal dem deutschen Rekordmeister vor allem spielphilosophisch neues Leben eingehaucht hatte. Die erste Saison seit langem, in der Bayern wieder zur europäischen Elite zählte, sollte in Madrids Estadio Santiago Bernabeu mit dem Henkelpott gekrönt werden. Nur ein Gegner stand noch im Weg.

José Mourinho und Inter, die sich abermals auf eine stabile Abwehr und das Umschaltspiel verließen, beendeten Münchens damaligen Traum vom Triple, mit zwei Toren avancierte der Argentinier Diego Milito zu einem Bayern-Schreck wie einst Rabah Madjer (1987) oder Ole Gunnar Solskjaer (1999). Oder ein Stück weit auch Goran Pandev, der den FCB nur ein Jahr später im Inter-Trikot bereits im Achtelfinale aus der Champions League schoss, obwohl dieser das Hinspiel in Mailand für sich entschieden hatte.

Die jüngsten Erinnerungen an Inter sind für Deutschlands Vorzeigeklub also nicht die besten - unter dem Strich stehen aber trotzdem insgesamt drei Gastspiele (auch ein 2:0 in der CL-Gruppenphase 2006/07), die der FC Bayern in San Siro allesamt gewonnen hat. Und 2001, an Ort und Stelle, ja auch das große Finale gegen Valencia. Dank Titan Oliver Kahn, dem heutigen Bayern-Boss.

Niklas Baumgart