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"Wie im Märchen": 20-jähriger Si Jiahui überrascht bei Snooker-WM

Debütant steht im Halbfinale

"Wie im Märchen": 20-jähriger Si Jiahui überrascht bei Snooker-WM

Überrascht bei der Snooker-WM in Sheffield: Der Chinese Si Jiahui.

Überrascht bei der Snooker-WM in Sheffield: Der Chinese Si Jiahui. IMAGO/Pro Sports Images

"Wie im Märchen"", fühlte er sich, meinte Si Jiahui nach seinem Coup. "Ich habe das niemals erwartet." Mit seinen gerade einmal 20 Jahren ist der Chinese damit jüngster Halbfinalist seit Legende Ronnie O'Sullivan 1996 - und zudem der erste Debütant in der Vorschlussrunde seit 28 Jahren. Der Youngster beeindruckt in Sheffield, dabei war Si vor einem Jahr noch nicht einmal im Besitz einer Karte für die Profi-Tour.

Si überraschte mit dem 13:12 über den Schotten Anthony McGill sogar sich selbst. Der Sieg beförderte ihn als dritten Chinesen nach Ding Junhui und Marco Fu ins Halbfinale des Turniers im legendären Crucible Theatre. Dort trifft er nun auf O'Sullivan-Bezwinger Luca Brecel. Den Vergleich zu Ding, der 2016 sogar bis ins Finale vorgedrungen war, wollte er indes mit bescheidenen Worten gar nicht hören: "Bitte halten sie mich nicht für so einen großartigen Spieler."

"Ich will es einfach genießen"

Doch Si Jiahuis steiler Aufstieg weckt große Hoffnungen im durchaus Snooker-verrückten Heimatland, dessen Image derzeit allerdings sehr unter der "Match-Fixing"-Affäre leidet. Denn wegen mutmaßlicher Ergebnisabsprachen und damit einhergehender Wettgewinne hatte der Weltverband WPBSA im Januar sogar zehn chinesische Spieler angeklagt und vorläufig gesperrt.

Die jetzige Ausgangslage mit der Halbfinalteilnahme wäre so oder so durchaus dazu geeignet, um bei Si viel Druck zu erzeugen. Diesen aber lässt der Weltranglisten-80. gar nicht an sich heran: "Wenn ich das Gefühl habe, dass ich gewinnen kann, setze ich mich zu sehr unter Druck. Ich will aber keinen Druck haben, ich will es einfach genießen, hier zu spielen."

Großes Lob von Murphy

Mit dem Gedanken, dass "jeder Spieler hier viel besser ist als ich", hatte der Qualifikant schon in der ersten Runde mit Shaun Murphy einen der Topfavoriten ausgeschaltet. Es war ein Duell mit pikanter Vorgeschichte gewesen, denn der Weltmeister von 2005 hatte nach seiner Niederlage bei der UK Championship 2021 gewettert, Amateure wie Si sollten bei diesen wichtigen Turnieren "nicht mal im Gebäude sein", sich dafür allerdings später entschuldigt.

Nach dem erneuten Sieg seines Kontrahenten, der sich vor allem im "Decider" (dem entscheidenden Spiel beim Stand von 9:9) besonders nervenstark zeigte, schlug der Weltranglistenvierte derweil ganz andere Töne an: "Ich denke, er wird der erste chinesische Weltmeister." Dies könnte nun womöglich schneller gehen als selbst Murphy es erwartete.

jom, sid

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