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Wer rettet uns vor dem Untergang?

Karl-Heinz Heimann dreht den Scheinwerfer

Wer rettet uns vor dem Untergang?

Gemach, liebe Kollegen des Wortes und der Schrift. Der schnelle Wechsel vom "Hosianna" zum "Kreuziget ihn!" war einst den Blättern mit den großen Buchstaben, die sich "Boulevardpresse" nennen, vorbehalten. Heute eifern ihnen auch solche nach, die sich selbst als "Qualitätszeitungen" bezeichnen.

Der Umgang mit Fakten macht einem Angst, da werden Wahrheiten, halbe Wahrheiten und ganze Unwahrheiten munter durcheinander gewirbelt. Beispiele gab’s in den letzten Tagen en masse, etwa mit den Namen Mayer-Vorfelder oder Rehhagel. Ersteren stellt man als despotischen Trottel hin, dem man alles zutraut, nur nichts Gutes, der andere wird in einem Zerrbild dargestellt als letzter Diktator dieser Welt, der seine Spieler in ein altmodisches System presst. Das sind die Gleichen, die nach Typen "mit Sieger-Mentalität" rufen. Ottos Siege werden als Waffe gegen ihn selbst gekehrt.

Wolfgang Uhrig, 16 Jahre lang Chefredakteur bei uns, ist seit dem Ersten dieses Monats im Ruhestand. Mit einer zünftigen Feier hat er sich von uns verabschiedet. Bereits seit Anfang der 70er Jahre war er für uns als Mitarbeiter tätig, berichtete von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Nach seinem Eintritt als "Chef" in unsere Redaktion 1988 kümmerte er sich besonders um das Erscheinungsbild und pflegte die Berichterstattung über das weite Feld "jenseits" des Fußballs. Der begeisterte Langläufer ließ sich nur kurz durch eine beim Skilauf erlittene Knieverletzung bremsen und überstand, dank seines starken Lebenswillens, auch eine lebensbedrohende Kopfoperation.

Der gebürtige Hesse, auf dem "Umweg" über Düsseldorf (Sport-Informationsdienst), Offenburg (Bunte) und München (Quick) zu uns nach Nürnberg gekommen, war nie ein Freund von Halbheiten. Was er machte, tat er stets mit großem Engagement. Sonderhefte, wie das über die Formel 1, gingen auf seine Initiative zurück. Sie werden auch künftig Beiträge von ihm bei uns lesen. Wolfgang Uhrig hat sich um kicker-sportmagazin verdient gemacht. Alles Gute, genießen Sie den Ruhestand - ich schätze, es wird mehr ein Unruhestand -, viel Freude am und im Leben, das wünschen Ihnen Ihre Kollegen.