Conference League

Der Kölner Gegner: Michal Kadlec über den 1. FC Slovacko

Eine dunkle Vergangenheit und Parallelen zu Baumgart

Wer ist Kölns Gegner? Michal Kadlec über den 1. FC Slovacko

Am Ball für Slovacko: Michal Kadlec.

Am Ball für Slovacko: Michal Kadlec. IMAGO/ANP

"Das, was wir haben, ist maximal das, was wir in der Tabelle ablesen können und das, was man an Fernsehbildern sieht", so fasst Kölns Trainer Baumgart die schwierige Informationslage bezüglich des kommenden Gegners der Kölner in der Europa-Conference-League zusammen. Wenig verwunderlich, denn der Tabellen-Achte der tschechischen Fortuna Liga dürfte auch für viele deutsche Fußball-Fans ein unbeschriebenes Blatt sein.

Qualifikation durch Pokalsieg

Dank eines Sieges gegen Sparta Prag im nationalen Pokalfinale der abgelaufenen Saison qualifizierten sich die Tschechen vorerst für die 3. Qualifikationsrunde der Europa League. Doch gegen Fenerbahce Istanbul konnte sich Slovacko nicht durchsetzen und wurde folglich in die Play-Offs der Europa-Conference-League abgestuft. Ein 3:0-Heimsieg und ein 1:0-Auswärtssieg beim schwedischen Erstligisten AIK Solna sorgten letztendlich dann doch für die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb, der 1. FC Slovacko landete in Gruppe D der Conference League.

Fusion und Bestechungsskandal: Die spezielle Historie des 1. FC Slovacko

Einer Fusion des FC SYNOT aus Staré Mesto und des FC SYNOT Slovácká Slavia Uherské Hradište folgte im Jahr 2000 die Gründung des 1. FC Slovacko, der bis zum Ende der Saison 2003/04 allerdings noch unter dem Namen 1. FC SYNOT gespielt hatte. Grund für die Namensänderung war der Rückzug der SYNOT Holding, die sich nach einem aufgedeckten Bestechungsskandal rund um Sportdirektor Jaroslav Hastík vom Verein trennte. Hastík hatte mehrere Schiedsrichter mit Geld bestochen, sodass diese Entscheidungen zugunsten des 1. FC SYNOT trafen. Seitdem spielt das Team unter dem Namen 1. FC Slovacko.

"Der Wahnsinn": Slovacko-Kapitän Kadlec spricht über den Kölner Gegner

Mit Slovacko in der Conference League anzutreten ist für Michal Kadlec "der Wahnsinn". Der 37-Jährige, der in seiner Karriere unter anderem das Trikot von Bayer Leverkusen trug und fünf Jahre lang in Köln lebte, verfolgt auch heutzutage noch sowohl die Bundesliga als auch die zweithöchste deutsche Spielkasse: "Ich bin eben ein halber Deutscher und habe eine Menge Kontakte." Apropos 2. Liga - auch dort dürfte der Name Kadlec einigen Fans ein Begriff sein: "Mein Vater Mirsolav ist mit dem FCK zweimal Deutscher Meister geworden", erzählt Michal. Im Hause Kadlec wird heutzutage "viel weniger über Fußball" gesprochen als früher, "aber wenn", dann ist Michals Vater "nicht mehr so streng wie früher" was die Leistungen seines Sohnes betrifft. Und die Gespräche über den Fußball werden in den nächsten Jahren vermutlich nicht zunehmen - Michals "Plan ist, im nächsten Jahr aufzuhören", um mehr Zeit für die eigene Familie zu haben: "Nach 20 Jahren Profifußball kann dann auch mal Schluss sein".

Kölns Gruppe D in der Conference League, 2. Spieltag

    Chancen trotz Außenseiterrolle

    Gegen die "Klubs mit Tradition" aus Gruppe D sieht Kadlec seine Mannschaft zwar als Außenseiter, erinnert aber gerne an die letzten europäischen Spiele, in denen sich Slovacko teuer verkauft hat: "Wir sind in der Qualifikation zur Europa League gegen Fenerbahce ausgeschieden, haben zu Hause 1:1 gegen diesen großen Klub gespielt. AIK ist auch höher eingeschätzt worden. Aber gerade die Spiele gegen die Schweden haben gezeigt, dass im Fußball alles möglich ist, wenn du marschierst, wenn du ackerst, kämpfst und ein gutes Trainerteam hast, das einen Plan hat". Auch im Auftaktspiel der Conference League gegen Partizan Belgrad sah es lange Zeit gut für die Tschechen aus, zwischenzeitlich führte man sogar 2:0. Da nach dem Schlusspfiff aber ein 3:3 auf der Anzeigetafel stand, "war die Enttäuschung sehr groß". Die Gruppe sieht der ehemalige Nationalspieler Tschechiens als "offen" an, "da werden einige Details entscheiden".

    Unser Trainer ähnelt dem der Kölner, eine Mütze trägt er auch.

    Michal Kadlec

    In seinen "sehr temperamentvollen" Trainer Martin Svedik hat er großes Vertrauen, das Verlangen von "maximaler Konzentration" zeichnet den Coach laut Kadlec aus. "Für ihn ist es wichtig, dass sich jeder Spieler nach vorne entwickelt. Deshalb sind wir da gelandet, wo wir sind und wo uns keiner erwartet hat". Eine gewisse Ähnlichkeit zu Effzeh-Coach Baumgart sieht Kadlec aber nicht nur beim Temperament der beiden Trainer: "Eine Mütze trägt er auch. Das wird ein interessantes Duell an der Seitenlinie". 

    Beim Blick auf den Kader seiner Mannschaft nennt Kadlec zwei Spieler mit Verbindung zu Deutschland: Zum einen Milan Petrzela, "der mal in Augsburg gespielt hat" und zum anderen "unser Linksverteidiger Merchas Doski, ein Iraker, der in Hannover geboren wurde, in Innsbruck spielte und vor der Saison zu uns wechselte". Trotz des hohen Kader-Durchschnittsalters von 31,2 Jahren erklärt der 37-Jährige, dass "viele Spieler über sehr wenig internationale Erfahrung verfügen - aber diese Erfahrung haben sie eben jetzt gemacht". 

    Es bleibt abzuwarten, in wie weit die international unerfahrene Mannschaft aus Tschechien die besondere Atmosphäre bei Flutlicht im Rhein-Energie-Stadion wegstecken kann. Anpfiff in Köln ist um 21 Uhr (LIVE! bei kicker).

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