Nationalelf

Havertz: "Wenn man allein zuhause sitzt, ist's nicht mehr so lustig"

Havertz über Frotzeleien mit Werner und seine Rolle bei Löw

"Wenn man allein zuhause sitzt, ist's nicht mehr so lustig"

Auch bei der EM heiß auf Tore: Kai Havertz.

Auch bei der EM heiß auf Tore: Kai Havertz. picture alliance

Wenn Kai Havertz (22) bei der Nationalmannschaft aufwacht, ist das Gefühl, Champions-League-Sieger zu sein, nicht sofort wieder da. "Ganz ehrlich: Ich hatte gedacht und auch gehofft, dass es ein bisschen länger anhält", sagt Chelseas Finaltorschütze im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Aber nach einer Woche beim DFB war das Gefühl so gut wie weg, weil wir uns hier auf ein anderes großes sportliches Highlight vorbereiten."

Dabei war der 1:0-Sieg gegen Manchester City gerade für ihn selbst so wichtig. Nach einer durchwachsenen ersten Premier-League-Saison "war für mich persönlich relativ viel Druck auf dem Kessel, das muss ich sagen", so Havertz, der für 80 Millionen Euro von Bayer Leverkusen gekommen war. "Dann erwarten die Leute eben gleich, dass du der neue Cristiano Ronaldo bist."

"Ein Spiel ohne Scorerpunkt ist für mich ein verschenktes Spiel"

Die berüchtigte englische Medienlandschaft meinte es nicht immer gut mit ihm. "Timo Werner und ich ziehen uns manchmal gegenseitig mit den Schlagzeilen auf, aber wenn man später allein zu Hause sitzt, ist's nicht mehr ganz so lustig", räumt Havertz ein und ist deshalb "froh, dass ich die Saison mit diesem Tor im Champions-League-Finale beenden konnte. Das Tor war wichtig für die Historie des Vereins, aber es hat mir auch persönlich sehr gut getan."

Entsprechend startete er in die EM-Vorbereitung: mit "Rückenwind und einem riesigen Selbstvertrauen". Beim Auftakt gegen Frankreich am heutigen Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) winkt ihm ein Platz in der Startelf als eine "Mischung aus Neuner, Rechtsaußen und Zehner", wie er selbst seine Rolle beschreibt. "Ich bin irgendwo in der Mitte."

Und ob der Gegner jetzt Weltmeister ist oder nicht: Havertz definiert sich über Tore. Das war in Leverkusen so, und "das ist immer noch so", sagt er. "Ich bin Offensivspieler, und Offensivspieler müssen Tore machen oder Vorlagen liefern. So ist das auch bei mir. Ein Spiel ohne Scorerpunkt ist für mich immer noch ein verschenktes Spiel."

Manchmal nehme er sich konkret vor: "Heute machst du ein Tor oder eine Vorlage. Vor allem in der Phase, als es bei Chelsea nicht so gut lief, habe ich mir oft gesagt: Heute machst du mal einen Assist, und dann kommst du langsam wieder rein in deinen Rhythmus. Mit dieser Taktik der kleinen Ziele bin ich gut zurechtgekommen. Das hat mir geholfen, mich aus schwierigeren Phasen rauszuziehen."

jpe

Gewinner und Verlierer der deutschen EM-Vorbereitung