Int. Fußball

Julian Weigl und das Wechselbad bei Benfica Lissabon

Persönlicher Erfolg und Pokalniederlage

Weigls Wechselbad in Lissabon - bleibt er bei Benfica?

Von den Fans zum Spieler der Saison gewählt: Julian Weigl.

Von den Fans zum Spieler der Saison gewählt: Julian Weigl. imago images

Es war ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle, durch das Julian Weigl in den zurückliegenden Monaten gehen musste: Ende November 2020 wurde der Mittelfeldspieler positiv auf COVID-19 getestet, im April 2021 das erste Mal Vater. Sportlich hatte er es zudem im ersten Halbjahr der Saison schwer, unter dem neuen Trainer Jorge Jesus seine Rolle zu finden, nachdem er in seinen ersten Monaten bei Benfica unter dem damaligen Coach Bruno Lage noch unangefochtener Stammspieler gewesen war.

Doch Jesus wusste zu Saisonbeginn nicht recht, wohin mit dem 20-Millionen-Euro-Einkauf, der im Januar 2020 von Borussia Dortmund nach Portugal gewechselt war. Im Winter stand deshalb sogar eine Trennung im Raum. Doch dazu kam es nicht. Stattdessen startete Weigl durch - und wurde dafür von den Benfica-Fans sogar zum Spieler der Saison gewählt.

Weigl: "Die Fans hier sind sehr besonders"

"Das ist ein besonderer Moment für mich und eine große Auszeichnung, da die Anhänger entschieden haben", sagt Weigl zum Ergebnis der Publikumswahl, die in eine Zeit fiel, in der die Fans auch in Portugal draußen bleiben mussten. "Die Fans hier sind sehr besonders", sagt er, "umso mehr tut es weh, dass sie zuletzt nicht dabei sein konnten." Den "Cosme Damiao Award" bekam der fünfmalige deutsche Nationalspieler von Klublegende Rui Costa überreicht, der vor anderthalb Jahren auch maßgeblich daran beteiligt war, Weigl zu Benfica zu holen.

28 Saisonspiele in der Liga stehen am Ende der Saison 2020/21 in der Statistik des spielstarken und passsicheren Sechsers, der spätestens seit Jahresbeginn aus Benficas Startelf nicht mehr wegzudenken war. Weigl half dank guter Leistungen mit, Schadensbegrenzung zu betreiben. Am Ende einer komplizierten Saison stand für den portugiesischen Rekordmeister so zumindest das Erreichen der Champions-League-Qualifikationsphase und der Einzug ins Pokalfinale, das allerdings gegen Braga mit 0:2 verloren wurde, auf der - eher dürren - Habenseite.

Sonderlob von Trainer Jorge Jesus

Für Weigl dürfte es insgesamt dennoch ein gutes, weil lehrreiches und am Ende auch persönlich erfolgreiches Jahr gewesen sein. Bewies er doch Biss und Konstanz - und damit etwas, das Benfica in dieser Saison oft abging.

"Julian Weigl ist einer der Spieler, die sich seit meiner Ankunft am meisten weiterentwickelt haben", lobte Trainer Jesus den früheren BVB-Profi zuletzt. Noch bis 2024 ist Weigl an den Klub gebunden. Ob er tatsächlich so lange bleibt? Das ist durchaus fraglich. Nicht etwa, weil Benfica auf einen Abgang drängen könnte. Sondern weil er sich selbst wieder interessant gemacht hat. Auch für eine Rückkehr in die Bundesliga - die den Familienmenschen Weigl sportlich wie privat durchaus reizen dürfte.

Matthias Dersch

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