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"Antideutsche Diskriminierung": Gericht ahndet AfD-Vergleich

Kreis Limburg/Weilburg

Wegen "antideutscher Diskriminierung": Sportgericht ahndet AfD-Nachrede

Ein Urteil gegen Diskriminierung: Diesmal musste das Sportgericht nach "antideutschen" Ausfällen tätig werden.

Ein Urteil gegen Diskriminierung: Diesmal musste das Sportgericht nach "antideutschen" Ausfällen tätig werden. imago images/Sabine Gudath

Der Fall, der Ende Oktober vor dem Sportgericht im hessischen Kreis Limburg/Weilburg verhandelt wurde und einen so typischen Schlagschatten auf gesellschaftliche Konfliktlinien wirft, trug sich am 10. Oktober in der dortigen Kreisliga C1 zu.

1:1 endete das Duell zwischen der SG Weilmünster/Laubuseschbach 2 und dem FC Rojkurd Limburg-Weilburg, nach dessen Abpfiff im Lager des Tabellenführers FC Rojkurd Unzufriedenheit mit der Spielführung des leitenden Unparteiischen herrschte. Nach Darlegung in der Urteilsschrift waren es Anhänger des FCR, die die Contenance verloren: Der Schiedsrichter wurde als "Anhänger der AfD" betitelt. Zudem wurde ihm unterstellt, er werde nun wohl nach Hause fahren, "Kartoffeln fressen". Der Schiedsrichter gab an, dass ihn insbesondere der ihn in die Nähe der AfD rückende Zuruf zutiefst verletzt habe: Damit würde man ihn in die politisch und gesellschaftlich rechte Ecke stellen.

Das Kreissportgericht ahndete diese verbalen Ausfälle: In der Betitelung des Unparteiischen als "Anhänger der AfD" sah es eine diskriminierende Äußerung: "Durch diese Aussage, und davon ist das Sportgericht überzeugt, unterstellt der Rufer dem Schiedsrichter, dass er rassistische, rechtsradikale Positionen vertritt, oder gar ausländerfeindlich ist", heißt es in der Begründung, die dem kicker vorliegt. Auch in dem Ausruf "Nun fährst du nach Hause, Kartoffeln fressen", sah das Gericht eine "antideutsche Diskriminierung" und somit eine Herabwürdigung des Schiedsrichters. Die Verwendung des Bergriffs "Kartoffelfresser" alleine stellt nach Ansicht des Sportgerichtes zwar noch keine Diskriminierung dar, "im Kontext der Vorgänge nach dem Fußballspiel erkennt das Gericht darin aber eine Herabwürdigung des Schiedsrichters", heißt es in der Urteilsbegründung weiter. Der FC Rojkurd wurde dafür mit drei Punkten Abzug und einer Geldstrafe in Höhe von 200 Euro bestraft, muss zudem die sonstigen Verfahrenskosten in Höhe von rund 150 Euro tragen.

"Ich kann doch nicht für jeden haften, der so aussieht wie ich"

Nachgefragt bei Velat Cavus, dem Vorstand des FC Rojkurd, der das Urteil für "stark übertrieben" hält: "Es war das erste Mal, dass bei uns etwas passiert ist, noch dazu etwas, dass wir nicht verantworten konnten. Ja, es hat jemand Mist gebaut. Ja, vermutlich ist derjenige auch unserer Seite zuzuordnen, aber ich will festhalten: Es kam nicht von einem unserer Spieler oder Betreuer. Ich kann doch nicht für jeden haften, der so aussieht wie ich." 

Ursprünglich hat der erst 2020 gegründete FC Rojkurd kurdische Wurzeln, aber auch viele Türken sowie Flüchtlinge aus dem arabischen und afrikanischen Raum spielen hier: "Kartoffeln sind bei uns Grundnahrungsmittel", betont Cavus mit einem Augenzwinkern, um dann aber wieder in ernstem Ton daran zu erinnern, selbst regelmäßig verbalen Attacken ausgesetzt zu sein: "Wir müssen uns auch wirklich viel anhören, auch an diesem Tag war es so. Wir sagen aber immer: Spielt euer Spiel, den Rest können wir nicht ändern." Dann wird Cavus grundsätzlicher: "Ich lebe seit 25 Jahren in Deutschland, aber was ich in den letzten drei Monaten an Rassismus erfahren habe, hab ich so zuvor nicht gekannt." Die Äußerungen, die letztlich zur Verurteilung seines Vereins geführt hätte, seien doch vergleichsweise harmlos.

Einen möglichen Einspruch gegen das Urteil haben sie in der Vorstandschaft diskutiert, sich aber letztlich dagegen entschieden: "Wir gehen nicht davon aus, dass das von Erfolg gekrönt wäre." Eine Reaktion will man stattdessen auf dem Platz zeigen: "Wir sind bis jetzt nicht ausfällig geworden, und haben das auch weiterhin nicht vor. Wir antworten damit, dass wir erfolgreich sind." Tatsächlich ist der FCR auch mit drei Punkten Abzug noch Tabellenführer in der elftklassigen Kreisliga C und strebt den Aufstieg an.

Jan Mauer