Regionalliga

Wattenscheid 09 muss den Spielbetrieb einstellen

Suche nach neuen Geldgebern erfolglos - Jugendabteilung gerettet

Wattenscheid 09 muss den Spielbetrieb einstellen

Die Hoffnung war vergebens: Die SG Wattenscheid 09 kann den Spielbetrieb in der Regionalliga nicht aufrechterhalten.

Die Hoffnung war vergebens: Die SG Wattenscheid 09 kann den Spielbetrieb in der Regionalliga nicht aufrechterhalten. picture alliance

Man habe bis zuletzt auf einen "weißen Ritter" gehofft, jedoch seien sämtliche Gespräche ohne das gewünschte Ergebnis verlaufen, hieß es in einer Vereinsmeldung vom Mittwoch. Sponsoren, die mit ihren finanziellen Mitteln eine Aufrechterhaltung des Spielbetriebs bis Jahresende ermöglichen hätten können, konnten nicht gefunden werden. "Ich bin sehr enttäuscht, dass es trotz des hohen Engagements vieler Personen aus dem Verein und dessen Umfeld nicht gelungen ist, Sponsoren für die Finanzierung des Spielbetriebs zu gewinnen", teilte die Insolvenzverwalterin Frau Dr. Anja Commandeur mit.

Wattenscheid 09 stellte im August einen Insolvenzantrag

Ende August hatte die SG Wattenscheid 09 beim zuständigen Amtsgericht Bochum einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit gestellt. Am 1. Oktober war daraufhin das Insolvenzverfahren eröffnet worden, das zuvor als wichtiger Schritt zum Fortbestand des Klubs bewertet worden war - auch wenn es sportlich einen Abzug von neun Punkten bedeutete.

Insolvenzverwalterin Dr. Commandeur beabsichtige, den Verein "langfristig zu sanieren", und werde dazu "Gespräche mit potenziellen Gremiumsmitgliedern, Sponsoren und Gönnern" führen, die für die Fortsetzung des Spielbetriebs "dringend erforderlich" seien, hieß es in einer Vereinsmeldung am 2. Oktober.

Die Zeit drängte allerdings. Der Grund: Der Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bochum wurde erst gestellt, als der Verein schon mit zwei Monatsgehältern (Juli/August) für Spieler, Trainer und Angestellte im Rückstand war. Durch das Insolvenzgeld, das für drei Monate vom Arbeitsamt finanziert wird, war somit nur noch der September abgesichert. Die Insolvenzverwalterin durfte den Spiel- und Geschäftsbetrieb ab Oktober somit nur bei ausreichend Sponsorengeldern oder entsprechenden verbindlichen Zusagen noch fortsetzen.

Neue Sponsorengelder aufzubringen - bis Jahresende wären zunächst rund 350.000 Euro, bis Saisonende mindestens 600.000 bis 700.000 Euro nötig gewesen -, gelang jedoch nicht. Das machte die kurzfristige Einstellung des Spielbetriebs unausweichlich. Die SGW zieht ihre 1. Mannschaft zurück, sie steht als erster Absteiger aus der Regionalliga West fest. Alle bislang ausgetragenen 13 Spiele werden aus der Wertung genommen. Schon das für Samstag (ab 14 Uhr) angesetzte Heimspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen findet nicht mehr statt. Spieler und Trainer der SGW sind arbeitsrechtlich ab sofort freigestellt.

Jugendabteilung kann Spielbetrieb bis Saisonende fortsetzen

Einen Teilerfolg konnte Commandeur immerhin verbuchen: Die Jugendabteilung des Vereins kann für die laufende Saison aufrechterhalten werden. Der Spiel- und Trainingsbetrieb für 211 Kinder und Jugendliche und ihre Trainer und Betreuer geht weiter. Die Mittel dafür bringt eine Gruppe "engagierter Privatleute und Unternehmer" auf. Aus ihr wird sich auch der künftige Vorstand formieren. Dieser soll "dem Verein eine neue zukunftsfähige Struktur geben, um verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen".

"Auch wenn der Abschied von der ersten Mannschaft aus der Regionalliga sehr bitter ist, wird so die Chance auf den Verbleib des Vereins in einer höheren Spielklasse in der Saison 2020/21 gewahrt", schreibt die SGW. Ein Neuanfang sei damit trotz allem geschafft. Theoretisch könnte der Klub in der nächsten Saison in der Oberliga Westfalen starten, sofern das Insolvenzverfahren erfolgreich verläuft.

Mit der SG Wattenscheid 09 verschwindet ein Traditionsverein aus der Regionalliga. Der Bochumer Stadtteil-Klub, bei dem einst u.a. die Altintop-Zwillinge Hamit und Halil groß wurden, gehörte lange zum Stamminventar der 2. Bundesliga (748 Spiele, Platz 16 der ewigen Tabelle) und spielte von der Saison 1990/91 an vier Jahre lang in der Bundesliga (Platz 36 in der ewigen Tabelle).

ski