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Was steckt hinter dem Boban-Rücktritt?

UEFA: Kritik an Ceferin wächst

Was steckt hinter dem Boban-Rücktritt?

Erklärte seinen Rücktritt und sieht Aleksander Ceferins Pläne kritisch: Zvonimir Boban.

Erklärte seinen Rücktritt und sieht Aleksander Ceferins Pläne kritisch: Zvonimir Boban. IMAGO/Pixsell

Denn eigentlich sind die Präsidenten seit einer umfangreichen Governance-Reform 2017 an maximal drei Amtszeiten gebunden. Ceferin allerdings möchte denselben Schritt vollziehen wie Gianni Infantino bei der FIFA. Der nämlich umdribbelte die nach der Skandal-Ära Sepp Blatter ebenso beim Weltverband eingeführte Beschränkung der Amtszeiten mit dem Argument, dass er für seinen Landsmann ja während eines laufenden Wahlzyklus übernommen habe, der nicht als volle Vier-Jahres-Periode zu werten sei. Ähnlich lief es bekanntlich bei Ceferin, als er im September 2016 von seinem damals gesperrten Vorgänger Michel Platini übernahm. In Paris will sich der Slowene die Möglichkeit einräumen lassen, um 2027 ein drittes Mal zu kandidieren. Im Erfolgsfall wäre Ceferin dann 15 statt der festgelegten 12 Jahre an der Macht in Nyon gewesen. Was wiederum die Grundidee der Reform, an der der damalige DFB-Präsident Reinhard Grindel mitgewerkelt hatte, konterkarieren würde.

Boban kritisiert Ceferin und dessen Pläne

Nun trat gestern mit Zvonimir Boban ein prominenter Mann von seinem Amt bei der UEFA als "Fußballdirektor" zurück. Der einstige Starspieler erklärte in einem Statement, dass er beim Meeting des UEFA-Exekutivkomitees in Hamburg seine Besorgnis gegenüber Ceferin zu dessen Plan ausgedrückt habe. Boban fasst das Treffen in einem emotionalen Statement so zusammen: "Der UEFA-Präsident sieht keine rechtlichen Probleme bei den vorgeschlagenen Änderungen, geschweige denn moralische oder ethische, und er beabsichtigt, bei der Verfolgung seiner persönlichen Ziele trotzdem weiterzumachen." Infolgedessen erklärte der 55-Jährige seinen Rücktritt. Auch David Gill, Chef des einflussreichen englischen Verbandes FA, sieht Ceferins Pläne kritisch.

Die geplante Amtszeitausdehnung aber ist nicht der einzige Aspekt, an dem ein immer größer werdender Anteil kritischer Funktionäre Anstoß nimmt. Mit dem Management des Super-League-Verfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof, dessen Ausgang die Position der UEFA erheblich geschwächt hat, waren nicht alle zufrieden. Der Spruch aus Luxemburg hat den Druck auf die Konföderation erhöht und die Macht weiter zu der Großklubvereinigung ECA geschoben. Zwar teilten zahlreiche Vereine mit, der wichtigsten UEFA-Geldquelle, der Champions League, die Treue zu halten. Im Ringen um Gestaltung und Geldverteilung aber hat der EuGH die Klubs gestärkt und sollten die Super-League-Investoren wirklich Ernst machen, wird sich ab einer bestimmten Summe die Frage stellen, wieviel die Bekenntnisse der Klubs aus dem Dezember 2023 wirklich wert sind.

Chaos des CL-Finales 2022 in der Verantwortung der UEFA

Ebenso in der Kritik steht der Umgang mit dem Königsklassen-Finale in Paris 2022. Für das tumultartige Chaos mit zahlreichen Verletzten sowie Festnahmen rund um das 1:0 von Real Madrid und dem FC Liverpool zeichnete trotz zunächst anderslautender Beschuldigungen die UEFA verantwortlich. Sicherheitschef damals: Zeljko Pavlica, ein Vertrauter Ceferins. Nun folgt erneut in Paris am 8. Februar der nächste Showdown in der Funktionärskarriere des Rechtsanwalts.

Benni Hofmann