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WM 2022: Warum Southgate seinen England-Rücktritt erwägt

Die "Nacht bei den Wölfen" wirkt nach

Warum Southgate seinen Rücktritt erwägt

Hat über einiges nachzudenken: Gareth Southgate am Sonntag in Doha.

Hat über einiges nachzudenken: Gareth Southgate am Sonntag in Doha. IMAGO/PA Images

Entschieden ist noch nichts. Aber nicht nur der "Guardian" wertete die Worte, die Gareth Southgate am Sonntagabend in Doha sprach, als "starken Hinweis" darauf, dass dessen Ära als englischer Nationaltrainer vor dem Ende steht.

Am Tag nach dem knappen Aus im WM-Viertelfinale gegen Frankreich (1:2) erklärte Southgate, sich "im Zwiespalt" zu fühlen, was seine Zukunft beim englischen Verband angeht. Eigentlich läuft sein Vertrag noch bis 2024, doch der 52-Jährige erwägt offen seinen Rücktritt. Die vergangenen eineinhalb Jahre haben Spuren hinterlassen.

Das Spiel gegen Ungarn hat Southgate nicht vergessen

"Ich habe große Teile der letzten 18 Monate als schwierig empfunden", verriet Southgate. Er hatte daran zu knabbern, "was gesagt und geschrieben wurde" - vor allem aber auch an der "Nacht bei den Wölfen", wie er sie nannte.

Gemeint ist die 0:4-Heimniederlage in der Nations League gegen Ungarn am 14. Juni in Wolverhampton, der Heimat der Wolves. Damals hatten die Fans Gesänge gegen Southgate angestimmt, anschließend war er auch medial in Frage gestellt worden. Am Ende stieg England aus der Nations-League-Liga A ab.

Bei der WM jedoch zeigte Southgates Mannschaft ein anderes Gesicht. Nach dem souveränen Gruppensieg und Viertelfinaleinzug via 3:0 gegen den Senegal war sie auch gegen Weltmeister Frankreich am Samstag mindestens ebenbürtig. Während ihm die Niederlage im EM-Finale 2021 (2:3 i.E. gegen Italien) immer noch nachhänge, fühle es sich diesmal "ein wenig anders an", so Southgate: "Ich bin ich mir nicht sicher, was wir noch hätten tun oder geben können."

"Es muss die richtige Entscheidung sein, zu gehen, oder die richtige, nicht zu gehen"

Das scheint auch der Eindruck in den heimischen Medien, der Mannschaft und, am wichtigsten, beim Verband zu sein: Die FA will Southgate, der seit 2016 im Amt ist und mehr Siege bei WM- und EM-Turnieren feierte als alle seine Vorgänger, unbedingt halten und mit ihm die EM 2024 in Deutschland angehen. Trotzdem hegt Southgate, der während der WM die Sicherheitsvorkehrungen rund um sein Haus in England verstärkt hatte, nachdem Bilder von diesem aufgetaucht waren, Zweifel.

"Es gibt eine Menge Dinge in meinem Kopf, die im Moment sehr widersprüchlich sind", gab er Einblicke. "Wenn es das Richtige ist, zu bleiben, möchte ich sichergehen, dass ich die nötige Energie dafür habe. Ich möchte nicht vier oder fünf Monate später denken: 'Ich habe die falsche Entscheidung getroffen'. Es ist für alle zu wichtig, um falsch zu liegen. Es muss die richtige Entscheidung sein, zu gehen, oder die richtige, nicht zu gehen."

Schnell wird er sie offenbar nicht treffen. Weder jetzt noch "in den nächsten Tagen" sei der richtige Zeitpunkt dafür, betonte Southgate.

jpe