Nationalelf

Warum Leroy Sané das neue Sinnbild der DFB-Elf ist

Die Gegner sind keine Gradmesser, die Gier der Flick-Elf aber sehr wohl

Warum Sané das neue Sinnbild ist

Leroy Sané ist durchgestartet und zur Symbolfigur geworden.

Leroy Sané ist durchgestartet und zur Symbolfigur geworden. imago images/Contrast

Von der Nationalelf berichten Oliver Hartmann und Sebastian Wolff

Thomas Müller ist bekannt dafür, die Dinge mitunter einfach auf den Punkt zu bringen. Die Gegner in der Qualifikationsgruppe J hat der Münchner zu Recht nicht zu den echten Gradmessern erklärt, nach dem Torfestival gegen Liechtenstein vor 25 984 begeisterten Fans aber herausgestrichen, worauf es ankommt: "Die Leute sind da und wir sind auch da." Die deutsche Elf kann weder durch ein 9:0 gegen einen Fußballzwerg noch durch den Spaziergang Richtung WM Ansprüche anmelden, wieder zur Weltspitze zu gehören, aber sie macht mit den Vorträgen unter Hansi Flick wichtige Schritte, um verlorengegangene Sympathien zurückzugewinnen.

Flick: "Wille und Bereitschaft waren zu jeder Phase da"

Aktivität in jeder Phase ist ein Credo des neuen Bundestrainers. Der 56-Jährige verabscheut den Verwaltungsmodus und kann nach dem Donnerstagabend von Wolfsburg deshalb erfreut konstatieren: "Wir haben gesagt, dass wir jedes Spiel nutzen wollen, genau das ist uns gelungen. Wille und Bereitschaft waren zu jeder Phase da." Und der Torhunger schien zu keiner Phase der Partie gestillt.

Sané ist durchgestartet

Zu einer Symbolfigur dieser neuen Gier ist unter dem neuen Coach Leroy Sané geworden. Ausgerechnet Sané, an dessen außerordentlicher Veranlagung nie Zweifel bestanden hatten, sehr wohl aber an dessen Bereitschaft. Das triste Hinspiel gegen Liechtenstein (2:0), die Premiere von Flick, ist in der Retroperspektive so etwas wie der Wendepunkt für den zuvor so wankelmütigen Dribbler. Kurz zuvor noch ausgepfiffen von den eigenen Münchner Fans, hatte er in St. Gallen erstmals Szenenapplaus für leidenschaftliche Wege nach hinten bekommen, ist seit dem Startschuss unter seinem neuen alten Trainer sowohl beim DFB als auch beim FC Bayern durchgestartet.

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Flick: "Die Leute honorieren, dass wir attraktiv spielen wollen"

Flick ist kein Freund davon, Einzelne hervorzuheben, dem Doppeltorschützen vom Donnerstagabend huldigte er dennoch bereitwillig. "Leroy zeigt seit Wochen, was für ein toller Spieler er ist. Es ist beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit er spielt, sein Laufstil ist einzigartig." Und dann folgt der entscheidende Nachsatz, weil er das abbildet, was ihm wichtig ist: "Was mir fast noch mehr gefällt, ist sein Wille, dem Ball nachzujagen. Das ist eine gute Entwicklung." Eine, die der gesamte Kader seit dem September macht: Keiner hört mehr auf, auch bei klaren Führungen gegen Fußballzwerge nicht. Das garantiert nicht, dass es im neuen Jahr dann auch wieder gegen größere Kaliber reicht, es erhöht aber die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung. Und es hilft, die Fans zurückzugewinnen. "Das Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Zuschauern", findet Flick, "hat wie zuvor schon in Stuttgart und Hamburg auch in Wolfsburg wieder funktioniert. Die Leute honorieren, dass wir attraktiv spielen wollen."

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Quartett reist nicht mit nach Erewan

Mit dieser Vorgabe reist der DFB-Tross am Samstag auch Richtung Erewan. Dort freilich wird der Bundestrainer neben Antonio Rüdiger, der seine zweite Gelbe Karte kassierte, weitere zuletzt viel belastete Profis schonen. Leon Goretzka, Manuel Neuer und Marco Reus werden die Reise nicht mit antreten. Dennoch ist klar: Weniger als zuletzt erwartet der Bundestrainer auch beim Jahreskehraus nicht von seinen Spielern. "Wir wollen einen guten Abschluss und gehen mit Freude die Aufgabe in Armenien an." Diese soll wieder sichtbar und greifbar sein.

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